Das Dreiländereck wurde zur Quarantänezone erklärt. Die WHO geht inzwischen von mehr als 1300 Infizierten in Westafrika aus, 729 Menschen überlebten die Ebola-Infektion nicht.

Conakry. Die drei von der Ebola-Epidemie betroffenen Länder Guinea, Sierra Leone und Liberia haben das gemeinsame Grenzgebiet zur Quarantänezone erklärt. Polizei und Streitkräfte sollen das Seuchengebiet abschotten.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bei einem Krisengipfel der westafrikanischen Staaten Guinea, Liberia und Sierra Leone zu größeren Anstrengungen gegen die Ebola-Epidemie aufgerufen. „Die Zahl der nationalen und internationalen Einsatzkräfte ist auf traurige Weise unangemessen“, sagte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan. Bei dem Treffen in Guineas Hauptstadt Conakry soll über ein Notprogramm in Höhe von 100 Millionen Dollar (75 Millionen Euro) beraten werden.

Die Seuche, der bereits mehr als 700 Menschen zum Opfer fielen, breite sich „schneller aus als unsere Anstrengungen, sie zu kontrollieren“, sagte Chan. Sollte sich die Lage weiter verschlechtern, sei mit „katastrophalen“ Folgen zu rechnen. Neben dem Verlust weiterer Menschenleben drohten sozio-ökonomische Schäden sowie eine Ausbreitung der Epidemie auf weitere Länder. Chan sprach von der „weitaus größten“ Ebola-Seuche seit Entdeckung des Virus vor 40 Jahren. Sie hoffe, dass das Treffen in Conakry „einen Wendepunkt im Kampf gegen die Epidemie“ markiere.

Die WHO geht inzwischen von mehr als 1300 Infizierten in Westafrika aus, 729 Menschen überlebten die Ebola-Infektion nicht. An dem Gipfel nahmen die Präsidenten der betroffenen Staaten Guinea, Liberia und Sierra Leone sowie die Gesundheitsministerin der Elfenbeinküste teil. Im Zentrum der Beratungen stand ein Hilfsprogramm in Höhe von 100 Millionen Dollar (75 Millionen Euro).

Der WHO zufolge müssen mehrere Hundertschaften medizinischen Fachpersonals in die Seuchenregion entsandt werden, um dort überforderte Behörden und Hilfskräfte zu unterstützen. Dringend angefordert hätten die Krisenländer vor allem Ärzte, Krankenpfleger und Epidemiologen. Außerdem sollen mithilfe des von der WHO und den drei Ländern aufgelegten Notprogramms die Grenzkontrollen in der Region verschärft, Erkrankte früher identifiziert und systematische Behandlungen garantiert werden.

Das Auswärtige Amt kündigte am Freitag an, weitere 500.000 Euro für den Kampf gegen Ebola bereitzustellen. Mit dem Geld soll die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen sowie Forschungsarbeit zu dem Virus unterstützt werden.

Liberias Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf warnte, die Epidemie in ihrem Land nähere sich einer „Katastrophe“. Nachdem die Menschen monatelang die Gefahren geleugnet hätten, wachse nun die „Angst und Panik“, sagte sie dem US-Sender CNN. Dringend nötig seien mehr Ärzte und medizinische Ausrüstung.

Der Erreger löst hämorrhagisches Fieber aus, das in vielen Fällen zum Tod führt. Medikamente dagegen gibt es nicht, doch steigert eine frühzeitige Behandlung die Überlebenschancen. Derzeit liegt die Todesrate bei 55 Prozent. Von Mensch zu Mensch überträgt sich das Virus durch Körperflüssigkeiten.

Unterdessen wächst die Sorge, der Erreger könnte sich durch Flugreisende auch in andere Gegenden der Welt ausbreiten. Das deutsche Robert-Koch-Institut und das europäische Seuchenzentrum ECDC stufen die Gefahr einer Ebola-Infektion bei Reisen zwar als sehr gering ein, dennoch raten inzwischen sowohl Deutschland als auch die USA und Frankreich sowie mehrere asiatische Staaten von verzichtbaren Reisen nach Guinea, Liberia und Sierra Leone ab. Als erste internationale Fluggesellschaft strich die Airline Emirates alle Flüge in die betroffene Region.

Mehrere afrikanische Länder wie Kenia, Äthiopien und die Demokratische Republik Kongo erhöhten die Sicherheitsvorkehrungen an ihren Grenzen und Flughäfen. Die libanesischen Behörden wollen künftig keine Arbeitserlaubnisse mehr für Bürger der betroffenen Staaten ausgeben. Die Seychellen sagten ein für Samstag geplantes Fußballspiel gegen Sierra Leone ab.