Sieger der Tour de France 1997 hatte 1,4 Promille im Blut. Es ist bereits das zweite Mal

Genf. Es ist schon sein zweiter Unfall unter Alkoholeinfluss. Jan Ullrich, 40, ist in seiner Wahlheimat Schweiz mit seinem Wagen auf ein Fahrzeug aufgefahren, das an einem Stoppsignal hielt. Danach streifte der Audi des Ex-Radprofis ein weiteres Auto. Die Polizei bestätigte einen Unfall in der Nähe von Mattwil (Kanton Thurgau) mit zwei Verletzten am Montag. Der Verursacher hatte 1,4 Promille Alkohol im Blut. Erlaubt sind 0,5 Promille.

„Es ist unverzeihlich, dass ich mich unter Alkoholeinfluss ans Steuer gesetzt habe. Das war ein Riesenfehler, den ich zutiefst bereue“, räumte Ullrich am Mittwoch auf Facebook ein. „Das Wichtigste für mich ist aber, dass die Unfallbeteiligten meines Wissens nach unbeschadet geblieben sind und nach einer Untersuchung im Spital glücklicherweise wieder entlassen werden konnten. Ich bin ein glücklich verheirateter Familienvater, dem so etwas einfach nicht passieren darf.“

Bereits 2002 hatte der ehemalige Tour-de-France-Gewinner und „Sportler des Jahres 1997“ in Freiburg (Baden-Württemberg) nachts einen Unfall mit einem Porsche gebaut. Auch damals hatte er 1,4 Promille im Blut – und beging Fahrerflucht.

Im aktuellen Fall hatte Jan Ullrich zunächst geleugnet, dass er Alkohol getrunken hatte. „Es war kein Alkohol im Spiel“, sagte der dreifache Vater der Mittwochsausgabe des Schweizer „Blick“. Vielmehr sei er zu schnell gefahren. Im Laufe des Tages dann die Kehrtwende. „Die Konsequenzen muss und werde ich tragen; wie diese aussehen werden, kann man natürlich noch nicht sagen“, so der gebürtige Rostocker, dem der Führerschein entzogen wurde. Die Schweizer Polizei wollte nicht bestätigen, dass es sich bei dem Unfallverursacher um Jan Ullrich handelt. Bei Unfällen werden in der Alpennation grundsätzlich keine Namen veröffentlicht.

Ullrich gab an, dass er mit seinem Auto auf dem Heimweg war, als es zum Unfall kam. „Ich war in diesem Moment unaufmerksam und zu schnell unterwegs – ich wollte einfach schnell nach Hause“, hieß es in der Erklärung. Laut Polizeibericht fuhr der Unfallverursacher auf einen zweiten Wagen auf, weil er nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte. Dieser Wagen überschlug sich und kam auf einem Feld zu stehen, ein drittes Auto wurde angefahren. Ein von der Polizei veröffentlichtes Foto zeigt einen silbernen Audi A6, der laut „Blick“ Ullrich gehört. Der Kombi steht auf einem Feld abseits der Straße. Die Motorhaube ist schwer ramponiert. Die Wagen der Unfallopfer sind ebenfalls schwer beschädigt. Zwei Menschen mussten vorübergehend ins Krankenhaus, der entstandene Sachschaden geht in die Zehntausende. Der Imageschaden dürfte für den Wahlschweizer deutlich höher sein.

Jan Ullrich hatte während seiner sportlichen Karriere viele Erfolge, musste aber auch viele Rückschläge hinnehmen. 1997 gewann als erster – und bisher einziger – Deutscher die Tour de France. Drei Jahre später errang Ullrich bei Olympia die Goldmedaille. 2007 erklärte er in Hamburg seinen Rücktritt vom aktiven Radsport. Noch im gleichen Jahr wies die Staatsanwaltschaft Bonn Blutbeutel, die beim Skandalarzt Eufemiano Fuentes gefunden worden waren, eindeutig Ullrich zu. Der Internationale Sportgerichtshof annullierte alle seine Ergebnisse seit 1. Mai 2005. Damit konnte er seinen Tour-Titel von 1997 behalten. Im Juni 2013 gab der Ex-Profi erstmals Blutdoping zu, wies Betrugsvorwürfe aber zurück.