Die Mutter sagt: Den Tim Kretschmer, der diese Tat begangen hat, kannte ich nicht. Am 11. März 2009 hatte der damals 17-Jährige 15 Menschen erschossen und sich selbst getötet.

Winnenden. Die Eltern des Amokläufers von Winnenden, Tim Kretschmer, haben sich fünf Jahre nach der blutigen Tat mit 16 Toten erstmals in den Medien über ihren Sohn und die Familie geäußert. Sie bedauere sehr, dass ihr Sohn so viel Leid in die Welt gebracht habe, sagte seine Mutter Ute Kretschmer der „Welt am Sonntag“. Warum das geschehen sei und warum sie es nicht bemerkt haben, können sich die Eltern bis heute nicht erklären.

„Den Tim Kretschmer, der diese Tat begangen hat, den kannte ich nicht“, sagte die Mutter weiter. Sie habe ihren Sohn „schon lange vor dem 11.März 2009“ verloren. Es sei „aber nicht so, dass der Amokläufer von Winnenden nie geliebt wurde, und auch nicht so, dass er nicht mehr geliebt wird“, sagte die 53 Jahre alte Mutter. Tims Urne setzten die Eltern anonym in einem Friedwald bei: „Die Polizei warnte vor einem Begräbnis, man könne nicht für die Sicherheit der Beerdigungsteilnehmer garantieren, und man könne auch nicht garantieren, dass niemand das Grab schänden wird“, sagte der 55 Jahre alte Vater, Jörg Kretschmer.

Die Eltern gaben an, nach der Tat regelrecht geflüchtet zu sein. Sie lebten unter anderem Namen. Ihre Tochter hatten sie zunächst nach Frankreich auf die Schule geschickt, später nach Australien. Inzwischen studiere sie. Der Vater hatte nach der Tat das Familienhaus verkauft. Einer der Kaufinteressenten habe „ein Amok-Museum daraus machen“ wollen. Daraufhin habe er lieber einen anderen Käufer gesucht. Der damals 17-jährige Tim hatte am 11. März 2009 in der Albertville-Realschule in Winnenden mit der Pistole seines Vaters 15 Menschen erschossen und anschließend sich selbst getötet. Der Vater war später zu einer Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren verurteilt worden, weil er die Waffe nicht ordnungsgemäß weggesperrt hatte.