Da sind die Schlagzeilen schon im Vorfeld gesichert: Das Festival von Cannes beginnt am Mittwoch mit dem Film „Grace of Monaco“ - und entzürnt damit die Fürstenfamilie von Monaco.

Paris. Eine wütende Fürstenfamilie, ein Kräftemessen zwischen einem Regisseur und einem mächtigen Hollywood-Boss, eine schillernde Schauspielerin, die eine tragische Leinwand-Legende verkörpert – dem Filmfestival von Cannes sind gleich mit seinem Eröffnungsfilm Schlagzeilen und Glamour sicher. Der Streifen „Grace of Monaco“, in dem Nicole Kidman die durch Heirat zur Fürstin gewandelte Filmschönheit Grace Kelly spielt, eröffnet am Mittwoch die 67. Ausgabe des Festivals an der südfranzösischen Côte d'Azur. Anschließend ist Cannes zwölf Tage lang das unumstrittene Zentrum der Filmwelt.

Kidman ist nur einer von zahlreichen Filmstars, die bis zum 25. Mai in dem mondänen Badeort erwartet werden – über den berühmten roten Teppich und die 24 Stufen zum Filmpalast hinauf dürften auch Robert Pattinson, Ryan Gosling, Meryl Streep, Catherine Deneuve und Tim Roth wandeln. Eine geballte Ladung Action und Hollywood-Größen gibt es zudem am Sonntag, wenn die Werbetrommel für den Film „The Expendables 3“ mit Sylvester Stallone, Harrison Ford, Mel Gibson und Arnold Schwarzenegger gerührt werden soll.

Auf hohen Besuch aus dem nahegelegenen Fürstentum Monaco dürften Fotografen dagegen vergeblich warten – zumindest was den Eröffnungsabend angeht, an dem „Grace of Monaco“ erstmals gezeigt wird. Denn die Kinder der 1982 bei einem Autounfall verstorbenen Fürstin Gracia Patricia von Monaco – Fürst Albert II., Caroline und Stéphanie – sind erbost über den Film des französischen Regisseurs Olivier Dahan, der unter anderem die Ehekonflikte zwischen dem früheren Hollywoodstar und Fürst Rainier III. nachzeichnet.

Fürstenhaus will mit dem Film nichts zu tun haben

Das Fürstenhaus bezeichnete die Handlung des Films kürzlich als „frei erfunden“ und warf den Machern vor, das Leben der Fürstin zu „rein kommerziellen Zwecken“ verdreht zu haben. „Die Fürstenfamilie will mit diesem Film, der nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat, in keinster Weise in Verbindung gebracht werden“, erklärte der Palast.

Regisseur Dahan, dem mit der Edith-Piaf-Filmbiografie „La Vie en Rose“ der internationale Durchbruch gelang, hat aber noch ganz andere Sorgen: Seit Monaten liegt er mit dem Produzenten und Verleiher Harvey Weinstein im Clinch, der „Grace of Monaco“ für das US-Publikum komplett ummodeln will. Dahan wirft dem Hollywood-Mogul vor, sein Werk zu einem „kommerziellen, niveaulosen Film“ zu verunstalten. Weinstein hat damit gedroht, den Film fallenzulassen, noch wird aber verhandelt.

In Cannes wird Dahans Version von „Grace of Monaco“ gezeigt. „Wir sind in Frankreich und in Cannes“, stellte Festival-Chef Thierry Frémaux klar. „Die einzige Fassung ist die des Regisseurs.“

Bei dem Festival werden insgesamt rund 60 Filme gezeigt. 18 von ihnen laufen im Hauptwettbewerb und haben damit Chancen auf die Goldene Palme, über deren Vergabe eine Jury unter der neuseeländischen Regisseurin Jane Campion entscheidet.

So kann sich der 83-jährige Regie-Altmeister Jean-Luc Godard, der bisher noch nie in Cannes geehrt wurde, ebenso Hoffnungen auf die begehrte Filmtrophäe machen wie der 25-jährige kanadische Jungstar Xavier Dolan. Ein deutscher Regisseur hat es wie bereits im Vorjahr nicht in den Hauptwettbewerb geschafft. „Grace of Monaco“ läuft außerhalb des Wettbewerbs.

Ein weiterer Film dürfte in Cannes für Wirbel sorgen, auch wenn er gar nicht im Rahmen des Festivals läuft: „Welcome to New York“ über den früheren IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn, der im Mai 2011 wegen Vergewaltigungsvorwürfen zurücktreten musste. Die Macher wollen den Film mit Gérard Depardieu in der Hauptrolle am Rande des Festivals zeigen, bevor er am 17. Mai zunächst ausschließlich im Internet veröffentlicht werden soll.