Kopenhagen. Die Weltpolitik hat den Eurovision Song Contest (ESC) eingeholt: Zwei Sängerinnen aus Russland haben es ins Finale geschafft und treffen dort auch auf eine Konkurrentin aus der Ukraine. Es gab Buhrufe und Pfiffe aus dem Publikum, als die Entscheidung im ersten Halbfinale am Dienstagabend in Kopenhagen verkündet wurde. Russland steht wegen seiner Ukraine-Politik international in der Kritik. Der TV-Sender Danmarks Radio blendete zum Schluss des russischen Beitrags kurz eine Regenbogenflagge ein, das Solidaritätssymbol für Schwule und Lesben. „Das konnten die Russen nicht herausschneiden“, jubelte eine Twitter-Nutzerin.

Ein Überraschungserfolg gelang dem deutschen Komponisten und Grand-Prix-Urgestein Ralph Siegel. Sängerin Valentina Monetta schaffte mit einem Siegel-Song den ersten Einzug des Zwergstaats San Marino in die Endrunde der Schlagershow. Siegel begleitete sie am Flügel. Das Gespann hatte zuvor schon zweimal erfolglos Anlauf genommen. Weniger überraschend war, dass die Favoriten Aram MP3 (Armenien) und Sanna Nielsen (Schweden) genug Stimmen für den Finaleinzug sammelten. Auch Montenegro, Aserbaidschan, Ungarn, Island und die Niederlanden kamen weiter.

Im zweiten Halbfinale am heutigen Donnerstag wird es ernst für Travestiekünstler Tom Neuwirth, der unter dem Namen Conchita Wurst antritt und Österreich ins Finale singen will. Weil er die Erscheinung einer eleganten Dame mit einem dunklen Vollbart kombiniert, ist Wurst immer mal wieder Anfeindungen ausgesetzt – zuletzt aus Weißrussland.