Drama hinter einer Klinkerfassade: Nachdem die Leichen von drei Kindern in einem friedlichen Neubauviertel im Münsterland entdeckt wurden, offenbart sich dahinter die tragische Geschichte. Der Vater im Gefängnis, die Kinder tot, die Mutter wird als Mörderin verfolgt.

Steinfurt. „Schutzengel“ steht auf der kleinen Holzfigur am Hauseingang. Daneben heißt eine Metallfahne die Besucher willkommen. Der gleiche Gruß findet sich noch einmal auf Englisch: „welcome“ steht auf der Fußmatte. Das Einfamilienhaus in dem gepflegten Neubauviertel im münsterländischen Steinfurt-Borghorst macht einen freundlichen Eindruck.

Doch vor dem Eingang steht ein gutes Dutzend brennender Kerzen, dazwischen eine gelbe Rose. Die Tür des Klinkerhauses ist von der Polizei versiegelt worden. Es ist keine 24 Stunden her, dass in diesem Haus Schreckliches geschah: Drei Kinder im Alter von drei, vier und elf Jahren starben an einer Kohlenmonoxidvergiftung, wie der Obduktionsbericht der Staatsanwaltschaft feststellt.

Ein Verwandter hatte die Kinder zusammen mit ihrer Mutter leblos im Elternschlafzimmer gefunden. Zwei Holzkohlegrills hatten ihnen buchstäblich die letzte Luft zum Atmen genommen. Während die 39-Jährige wiederbelebt werden konnte, kam für die Kinder jede Hilfe zu spät. Die Mutter steht nun unter dringendem Tatverdacht. Sie hatte einen Abschiedsbrief geschrieben und im Flur auf einem Zettel sogar vor dem Gas gewarnt. Sie wollte wohl selbst sterben – jetzt wird die Staatsanwaltschaft sie wegen dreifachen Mordes verfolgen.

Die Menschen in der Nachbarschaft sind spürbar schockiert, sie wollen am liebsten gar nichts sagen. Ein junger Mann berichtet, die Familie habe erst seit einem halben Jahr in dem Haus gewohnt. „Sie waren freundlich, aber sehr ruhig. Man hat sie nicht oft gesehen“, erzählt er. Der Familienvater sei offenbar oft geschäftlich viel unterwegs, vermutet der Nachbar. Die Polizei weiß es besser: Der Mann sitzt eine Gefängnisstrafe ab.

Der junge Nachbar zeigt auf die beiden Fenster im ersten Stock, dort sind die Rollos heruntergelassen. Dahinter soll sich die Tat ereignet haben. In der darunterliegenden Garageneinfahrt steht ein metallicfarbener VW. Es sei der Wagen der Mutter, sagt er. Dann schüttelt der Mann betroffen den Kopf: „Es ist furchtbar.“