Der 29-Jährige stattete die Garage, in der er den 17-jährigen Hamburger Schüler Diren D. mit vier Schüssen tötete, mit einem selbst kreierten Überwachungssystem aus. Der Deutsche soll noch reagiert haben.

Missoula. Seinen Mitschülern bleibt er vor allem als begeisterter Fußballer in Erinnerung. An der Big Sky High School im US-Staat Montana hatte der 17 Jahre alte Austauschschüler aus Hamburg seine Liebe zum Leder jedenfalls schnell unter Beweis gestellt. Kaum war er im vergangenen August aus dem Flieger gestiegen, fragte Diren D. nach dem Fußballtraining. „Er liebte Sport“, sagt Hatton Littman, Sprecherin des zuständigen Schulbezirks. In der Nacht zum Sonntag, nur wenige Wochen vor seiner Heimreise in die Hansestadt, wurde der Gymnasiast auf einem fremden Privatgrundstück durch mehrere Schüsse getötet.

Was der Teenager in der Garage eines 29-Jährigen und dessen Partnerin suchte, stellt die Polizei der Stadt Missoula noch vor ein Rätsel. Fest steht, dass sich der Mann nach zwei Einbrüchen innerhalb von drei Wochen in den Kopf gesetzt hatte, den Übeltätern das Handwerk zu legen. Angriffslustig und vulgär soll er einer Zeugin zufolge gegen die „verdammten Typen“ gewettert haben, die sich wiederholt an seinem Anwesen in Grant Creek zu schaffen machten. Stattliche Einfamilienhäuser reihen sich dort in eine hügelige Landschaft, hübsche Zäune trennen die Anwesen, der Rasen ist gestutzt.

Der 29-Jährige spickte sein Haus mit Bewegungssensoren, einem Babyfon und einer Kamera, die in Echtzeit das Geschehen aus seiner Garage auf einen Bildschirm im Haus übertrug. Dann legte er sich mit seinem Gewehr auf die Lauer. Seine Partnerin versuchte sogar, mögliche Eindringlinge mit einer Handtasche voller persönlicher Gegenständen zu ködern.

Als die Sensoren am Sonntag kurz nach Mitternacht Alarm schlugen, packte der Mann seine Shotgun und brachte sich zwischen zwei geparkten Autos vor der Garage in Stellung. „Hey, hey“, rief er von draußen in den dunklen Raum, bevor er eine Patronenhülse in den Lauf seines Gewehrs schob. „Hey“ oder „warte“ soll der Jugendliche noch gesagt haben – dann hallten vier Gewehrschüsse durch die Nachbarschaft.

Während der Schütze wegen vorsätzlicher Tötung für den Rest seines Lebens ins Gefängnis kommen könnte, enden die zehn Monate Amerika-Abenteuer auch für die Angehörigen des Austauschschülers in einer blutigen Tragödie. Die schwerste Aufgabe erwartet nun den aus Hamburg anreisenden Vater. Mit Hilfe der Austauschorganisation CIEE, der Gastfamilie und einer Vertreterin des deutschen Generalkonsulats in San Francisco muss er sich in den USA um das Geschehen kümmern und dann die Leiche seines Sohnes nach Hause holen.

Dass dieser in jener kalten, bewölkten Nacht nicht allein unterwegs war, lässt Fragen offen. Sein Weggefährte flüchtete, als die Schüsse fielen, und in der Nähe des Schülers entdeckte die Polizei sein Handy. Unabhängig davon, ob die beiden tatsächlich eine Straftat begehen wollten: Sie gingen dem falschen Mann in die Falle.

In der elften Klasse der Big Sky High School wollten Seelsorger am Dienstag und Mittwoch mit seinen Klassenkameraden sprechen. Auch seine Liebe zum Fußball dürfte dort Thema werden. Welch gute Figur der Verteidiger mit der Trikotnummer Vier auf dem Rasen machte, beweist das Match gegen die Glacier High School im vergangenen Oktober. „Tadellos“ sei sein Einsatz gewesen, heißt es in einem Bericht der Begegnung. Er wurde zum besten Spieler der Partie gewählt.