17-Jähriger hatte Garage eines fremden Hauses betreten. Besitzer feuerte viermal auf ihn

Missoula/Hamburg. Weil er in die Garage eines fremden Hauses gegangen war, ist ein 17 Jahre alter Austauschschüler aus Altona im US-Bundesstaat Montana vom Hausbesitzer erschossen worden. Diren D. besuchte seit August 2013 die Big Sky High School in Missoula, der zweitgrößten Stadt des Bundesstaates im Nordwesten der USA. Der Todesschütze, ein 29-Jähriger, wurde laut Berichten örtlicher Medien festgenommen. Der Mann gab an, dass er nach Auslösung der Alarmanlage einen Einbrecher in seiner Garage vermutet hatte. Er hatte mehrere Schüsse mit einer Schrotflinte auf den Eindringling abgegeben. Der Austauschschüler erlitt tödliche Kopfverletzungen.

Diren D. war ein begeisterter Fußballer, er kickte beim SC Teutonia an der Max-Brauer-Allee. In die Vereinigten Staaten kam er durch die US-Austauschorganisation Council on International Educational Exchange (CIEE). Gleich nach seiner Ankunft an der High School schrieb er sich dort für Soccer (Fussball) ein. Regelmäßig nahm er am Training und Turnieren teil, spielte als Stürmer. In diesem Frühjahr startete er auch im Laufteam der Highschool. „Er war ein sehr beliebter Schüler“, sagt eine Sprecherin der Schulbehörde. Zudem sei Diren sehr stolz auf seine türkischen Wurzeln gewesen. „Es ist eine tragische Situation“, sagte der Vorsitzende des Schuldistrikts, Alex Apostle.

Am Sonntagmittag war der 17-Jährige mit Freunden unterwegs gewesen. Die Todesschüsse fielen in einer beschaulichen Einfamilienhaussiedlung im Norden der Stadt – ganz in der Nähe des Hauses der Gastfamilie, in der Diren D. lebte. Freunde, so heißt es in örtlichen Medien, hätten ihn noch davor gewarnt, auf das fremde Grundstück zu gehen. Was Diren dort wollte, ist unbekannt. Sicher ist, dass der Hamburger nicht bewaffnet war. Als die Polizei kurz nach den Schüssen eintraf, hätten der Schütze und seine Frau vor dem Haus gestanden. Diren D. lag blutend in der Garage.

Sein Fußballverein, der SC Teutonia 1910 in Altona, reagierte betroffen auf den Tod seines Spielers. „Wir sind alle ein bisschen sprachlos“, sagte Fußball-Abteilungsleiter Kadir Koc. Der Verein plant für diesen Mittwoch ein Benefizspiel zugunsten der Familie.

Gegen den Schützen wurde laut Medienberichten in den USA zunächst keine Anklage erhoben. Am Montagabend deutscher Zeit sollte er einem Richter vorgeführt werden. Der Vorwurf lautet auf vorsätzliche Tötung. Eine Rolle dürfte dabei spielen, dass er viermal schoss.

Möglicherweise bleiben die Todesschüsse dennoch straffrei. Die sogenannte Castle-Doktrin erlaubt Hausbesitzern in Montana die Anwendung von Gewalt, wenn sie sich durch einen Eindringling auf ihrem Grundstück bedroht sehen. Im Jahr 2012 war in dem Bundesstaat ein Mann erschossen worden, als er den Liebhaber seiner Frau in dessen Garage zur Rede stellen wollen. Der Nebenbuhler kam straflos davon, obwohl das Opfer unbewaffnet war.