Der Bulgare Yanko Tsvetkov hat die Vorurteile der Länder auf witzigen Weltkarten zu einem Atlas der Vorurteile gesammelt. Deutschland kommt dabei durchweg schlecht weg. Sehen Sie hier die besten Karten.

Wer hat welche Vorurteile über wen? Diese Frage hat sich Yanko Tsvetkov gestellt. Er zeichnete leidenschaftlich gerne Karten und trug darin Vorurteile ein, zunächst die von Russen über die Welt. Mittlerweile hat er zahllose Ressentiments gesammelt, die von schwulen Männern über Europa, die der Zukunft über Europa, die des gesunden Menschenverstandes über die USA oder Europa aus der Sicht von Berlusconi.

Die lustigsten Vorurteile sehen Sie auch in der Bildergalerie oben

- Europa aus Sicht schwuler Männer: Homo-Heten in Italien

- Europa aus Sicht der Zukunft: Merkelreich von Portugal bis Estland

- Europa aus Sicht der USA: Dreckige Pornos in Deutschland, Achselschweiß in Frankreich

- Europa aus Sicht des Vatikans: Hübsche blonde Jungs

- Europa aus Sicht Deutschlands: In Schweden nur Ikea, in Russland nur Gasspeicher, in Irland nur Whiskey

- Diktaturen der Welt aus Sicht der USA: Südamerika: Könnte Ärger geben. Nordafrika: Freundliche Diktatoren. Russland: Mittelschlimme Diktatoren mit Atomwaffen

- Europa aus Sicht von Berlusconi: Überall Pussys. In Russland Männer, die noch kleiner sind als ich. In Italien: Mamma Mia!

Wie man sieht, haben nicht alle Menschen die gleichen Vorurteile wie beispielsweise wir über Schweden. Für uns ist Schweden laut dem Bulgaren Tsvetkov (gibt es nicht über Bulgaren das Vorurteil, dass sie immer etwas Joghurtähnliches essen und dabei 100 Jahre alt werden?) das Land von Ikea. Denken Engländer an Schweden, kommt laut Tsvetkov dabei "schrottige Popmusik" heraus. Für Griechen, so malt Tsvetkov, wohnen in Schweden nur "Perverse", für Italiener ist es das Land der "Nobelpreise" und für Russen der Ort für "Gruppensex". Glauben wir nicht auch, dass Russen so was denken? Und bestätigen damit ein weiteres Vorurteil? Viele satirische Landkarten mit schrägen Stereotypen hat Tsvetkov gezeichnet, die großen Spaß machen, wenn man draufschaut.

Fast immer entpuppen sich Vorurteile bei näherer Betrachtung als falsch. "Alle Italiener können singen" - wer je in Siena einem knödelnden Gastwirt begegnet ist, kennt das Gegenteil. "Japaner sind höflich", heißt es, aber wer schon mal versucht hat, in einen Fahrstuhl einzusteigen, aus dem eine Gruppe Japaner (mit Fotoapparaten natürlich, genau wie im Klischee) kommt, der weiß, dass er danach seine blauen Flecken zählen kann.

Sagen wir's mal so: Spielerisch mit Vorurteilen umzugehen macht auch Spaß. Es kann sehr lustig sein, über sparsame Schwaben, kiffende Holländer oder heißblütige Spanier zu witzeln. Denn jeder kennt sie, die allgemeingültigen Vorurteile, die oft gar nicht nett und meist politisch unkorrekt sind. Aber ohne die Abgrenzung einer Gruppe von einer anderen, die meist mit Schmähungen und Verunglimpfungen der jeweils Fremden in Verbindung steht, lebt keine Gesellschaft heute auf der Welt. Und so wird die Liste dessen, was man beim anderen auch in einer globalisierten Welt für unvermeidlich hält, nur langsam kürzer.

Yanko Tsvetkov "Atlas der Vorurteile", Knesebeck Verlag, 80 S., 16,95 Euro