Adidas-Vorstandsboss Herbert Hainer wird bis auf Weiteres Aufsichtsratsvorsitzender des FC Bayern. Mollath-Verteidiger Strate sieht im Hoeneß-Prozess einen Hinweis auf „informelle Absprachen“.

Hamburg/München. Der bekannte Hamburger Strafverteidiger und Anwalt von Gustl Mollath, Gerhard Strate, spricht nach der Verurteilung von Uli Hoeneß von einer günstigen Gerichtsentscheidung für den Präsidenten des FC Bayern. „Hoeneß kann sich über dieses Urteil freuen. In Bayern gibt es bei diesen Hinterziehungssummen in der Regel eine Freiheitsstrafe zwischen acht bis zehn Jahren“, sagte Strate dem Hamburger Abendblatt (Wochenend-Ausgabe).

Zum Verzicht Hoeneß' auf Revision sagte Strate: „Das ist für mich ein deutlicher Hinweis auf informelle Absprachen.“ So relaxt, wie sein Verteidiger agiert habe, als die Summe der hinterzogenen Steuern von 3,5 Millionen Euro auf 27 Millionen Euro hochgerechnet wurde, könne man sich eigentlich nur verhalten, wenn man „den Sturm schon hinter sich und sein Schiff bereits in den Hafen gesteuert hat“. „Wenn auch mit einigen Leckagen“, hob Strate im Abendblatt hervor. Der Hamburger Anwalt hatte Gustl Mollath im August 2013 zu einem Triumph über die bayerische Justiz und zur Entlassung aus der psychiatrischen Unterbringung verholfen.

+++Hoeneß tritt als FC-Bayern-Präsident zurück+++

Uli Hoeneß tritt als Präsident des FC Bayern zurück und verzichtet auf einen Revision gegen seine Verurteilung wegen Steuerhinterziehung. Das teilte Hoeneß am Freitag in einer persönlichen Erklärung in München mit. Adidas-Vorstandsboss Herbert Haimer wird bis auf Weiteres Aufsichtsratsvorsitzender des FC Bayern. Hoeneß erklärte: „Nach Gesprächen mit meiner Familie habe ich mich entschlossen, das Urteil des Landgerichts München II in meiner Steuerangelegenheit anzunehmen. Ich habe meine Anwälte beauftragt, nicht dagegen in Revision zu gehen. Das entspricht meinem Verständnis von Anstand, Haltung und persönlicher Verantwortung. Steuerhinterziehung war der Fehler meines Lebens. Den Konsequenzen dieses Fehlers stelle ich mich.

Außerdem lege ich mit sofortiger Wirkung die Ämter des Präsidenten des FC Bayern München eV und des Aufsichtsratsvorsitzenden der FC Bayern München AG nieder. Ich möchte damit Schaden von meinem Verein abwenden. Der FC Bayern München ist mein Lebenswerk und er wird es immer bleiben. Ich werde diesem großartigen Verein und seinen Menschen auf andere Weise verbunden bleiben, solange ich lebe.

Meinen persönlichen Freunden und den Anhängern des FC Bayern München danke ich von Herzen für ihre Unterstützung.“

Haftplatz muss frei werden

Uli Hoeneß wird seine Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung allerdings nicht umgehend antreten müssen. „Es wird sicherlich noch einige Wochen in Anspruch nehmen, bevor er in Haft gehen wird“, sagte die Sprecherin des Oberlandesgerichts München, Andrea Titz, am Freitag auf Anfrage.

Der gegen Hoeneß bestehende Haftbefehl hat Titz zufolge keine Gültigkeit mehr, wenn das Urteil rechtskräftig wird, da es sich um einen Untersuchungshaftbefehl handelt. Hoeneß bekomme dann eine Ladung zum Strafantritt. Dafür müsse zunächst mit der für ihn zuständigen Justizvollzugsanstalt Landsberg geklärt werden, wann ein Haftplatz frei ist.

Hoeneß war am Donnerstag vom Landgericht München II zu dreieinhalb Jahren Haft wegen Steuerhinterziehung verurteilt worden, am Freitag akzeptierte er das Urteil. Falls auch die Staatsanwaltschaft auf eine Revision verzichtet, wird es damit rechtskräftig.

Hoeneß kann nun nur darauf setzen, nach einiger Zeit einen Status als Freigänger zu bekommen. Titz sagte zu den Voraussetzungen: „Eines ist klar, der Verurteilte muss in Haft erst mal unter Beweis gestellt haben, dass er sich ordnungsgemäß führt und das von ihm keine Fluchtgefahr droht.“ Sobald er dies unter Beweis gestellt habe, setze der Freigängerstatus dann noch voraus, dass er sozial eingebunden sei und ein geordnetes Leben führe.