Die Deutschen nehmen zunehmend Anteil am Elend, das das Fernsehen in die Wohnzimmer bringt. Besonders das Hochwasser in Deutschland und der Taifun auf den Philippinen ließ sie Milliardenbeträge überweisen.

Berlin. Die Deutschen haben im vergangenen Jahr so viel wie noch nie gespendet. Rund 6,3 Milliarden Euro stellten die Bürger nach einer Hochrechnung des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) für gemeinnützige Zwecke bereit. Das waren knapp 2 Prozent mehr als im Vorjahr (6,2 Mrd). Auch der Deutsche Spendenrat berechnete für 2013 eine Rekordsumme. Danach spendeten die Deutschen 4,7 Milliarden Euro – 500 Millionen Euro mehr als 2012. Die abweichenden Zahlen, die beide Organisationen am Mittwoch in Berlin veröffentlichten, beruhen unter anderem auf unterschiedlichen Erhebungsmethoden.

Insgesamt nehmen die Deutschen mehr Anteil an Katastrophenopfern: In den vergangen zehn Jahren stieg das Spendenvolumen laut DZI um weit über 1 Milliarde Euro (2003: 4,9 Mrd). „Diese erhebliche Zunahme ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die Bereitschaft zu sozialem Engagement spürbar gewachsen ist“, sagte DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke der Nachrichtenagentur dpa. „Wenn es um die Opfer von Naturkatastrophen geht, ist die Spendenbereitschaft deutlich höher als bei von Menschen gemachten wie in Bürgerkriegssituationen zum Beispiel in Syrien.“

So wurden laut DZI allein 158 Millionen Euro für die vom Hochwasser in Deutschland betroffenen Menschen gespendet, weitere 144 Millionen Euro für die Opfer des Taifuns Haiyan auf den Philippinen. Viele Spenden seien nach den beiden Unwetterkatastrophen geflossen, erklärte auch der Spendenrat in seiner Jahresbilanz. Die Gebefreudigkeit lag demnach 2013 insgesamt noch höher als im Tsunami-Jahr 2005, das mit 4,6 Milliarden Euro die höchste Spendensumme der vergangenen neun Jahre erbracht hatte.

Für die Opfer des Taifuns auf den Philippinen überwiesen die Deutschen laut Spendenrat allein im November und Dezember 2013 rund 365 Millionen Euro. Die hohe Summe ist vor allem auf neue Geber und höhere Summen etablierter Spender zurückzuführen. Für die Flutopfer in Deutschland kamen 265 Millionen Euro zusammen. 2012 hatte das Spendenvolumen nach den Statistiken des Spendenrats bei rund 4,2 Milliarden Euro gelegen.

Doch nicht alle Bundesbürger spenden Geld. Mehr als ein Drittel engagieren sich nach der Analyse des Spendenrats ehrenamtlich (38 Prozent) – das sei insgesamt ein Plus von einem Prozent. Mehr Engagement als „Zeitspender“ als früher zeigten dabei vor allem Menschen unter 40. Hier gab es einen Zuwachs um drei Prozent.

Bei den Geldspenden stand die humanitäre Hilfe für die Deutschen 2013 an oberster Stelle – ein Plus von 522 Millionen im Vergleich zu 2012, so der Spendenrat. In den vergangenen Jahren war es immer typisch, dass bei großen Naturkatastrophen auch mehr gespendet wird - vor allem, wenn ausführlich in den Medien darüber berichtet wird. Ein Beispiel dafür war auch das Erdbeben auf Haiti im Jahr 2010.

Etwas weniger Geld bekamen dafür Projekte aus dem Umwelt- und Naturschutz und dem Tierschutz – in diesem Bereich gingen die Spenden um 20 Millionen Euro zurück, wie der Spendenrat notierte.

Rund ein Drittel der Deutschen (34 Prozent) spendete 2013 an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen. Das waren rund vier Prozent mehr Helfer als im Vorjahr, insgesamt rund 23 Millionen Menschen. Durchschnittlich wurden pro Spende rund 33 Euro gegeben, vier Euro mehr als 2012, wie die Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrats, Daniela Felser, berichtete. Am großzügigsten zeigten sich mit mehr als 250 Euro Spenden pro Jahr Menschen über 60.