Bei Kim Jong-un in Pjöngjang brennt noch Licht, sonst sieht es düster aus in Nordkorea. Der Diktator macht sich derzeit Sorgen über eine schleichende „kulturelle Invasion“ in seinem Land.

Hamburg/Seoul. Diktator Kim Jong-un lässt sein Volk in jeder Hinsicht im Dunkeln tappen: Ein von der Raumstation ISS aus aufgenommenes Nachtfoto zeigt die Nachbarländer China und Südkorea als leuchtende Landschaften. Im Machtbereich des Herrschers aber müssen die Menschen darauf warten, in eine hellere Zukunft geführt zu werden.

„Moskitonetze gegen das kapitalistische Gift“

Kim Jong-un macht sich seinerseits Sorgen über eine schleichende „kulturelle Invasion“ in seinem Land. Auf einer Konferenz für führende Funktionäre der regierenden Arbeiterpartei erklärte Kim, die Bemühungen zur Indoktrinierung der Bevölkerung müssten verstärkt werden, wie nordkoreanische Staatsmedien am Mittwoch berichteten. Auch müsse die Bildung von Gruppen mit Abweichlern verhindert werden.

Das kommunistische Nordkorea hat seine Bevölkerung zwar weitgehend von der Außenwelt abgeschottet, doch gelangen durch neue Technologien seit einigen Jahren vermehrt Informationen ins Land. So ermöglichen es eingeschmuggelte chinesische Mobiltelefone nahe der Grenze, internationale Anrufe zu tätigen. Mit modifizierten Fernsehapparaten ist es möglich, ausländische Sender zu schauen. Weitere Informationen gelangen auf geschmuggelten DVDs, MP3-Playern und USB-Sticks ins Land.

„Wir müssen Moskitonetze mit zwei oder drei Lagen aufspannen, um das von Feinden ständig verbreitete kapitalistische Gift daran zu hindern, über die Grenze auf unser Gebiet zu sickern“, sagte Kim bei der Konferenz laut der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA. „Wir müssen die Initiative ergreifen, um die Komplotte der Imperialisten für eine ideologische und kulturelle Invasion zu vereiteln.“

Die Nachfrage nach Informationen und Filmen aus dem Ausland scheint trotz drastischer Strafen ungebrochen. Auf dem Schwarzmarkt werden nach Angaben nordkoreanischer Flüchtlinge neben internationalen Nachrichten auch südkoreanische Spielfilme und Seifenopern gehandelt und anschließend von Hand zu Hand weitergereicht.