Deutschlands Vorentscheid für European Song Contest steht noch aus – andere Länder haben Starter schon nominiert

Hamburg/Kopenhagen. Wer startet für Deutschland beim Eurovision Song Contest Anfang Mai in Kopenhagen? Der deutsche Vorentscheid nähert sich der entscheidenden Phase. Sieben Bewerber stehen bereits fest – der achte wird Donnerstag in Hamburg ausgewählt. In einem Clubkonzert wollen zehn Kandidaten um das letzte Ticket für den ESC-Vorentscheid „Unser Song für Dänemark“ am 13. März in Köln kämpfen. Dann steht fest, wer versuchen darf, es zumindest etwas besser zu machen als Cascada mit Platz 21 im vergangenen Jahr in Malmö.

Andere Nationen sind da schon weiter, haben ihre Auswahl bereits getroffen. Wer auch immer für Deutschland antritt, er oder sie bekommt es mit schrägen Vögeln, lasziven Chanteusen und Barden Marke Mädchenschwarm zu tun.

Österreich etwa kommt mit Glitzerkleid und Vollbart. Die Dragqueen Conchita Wurst, deren bürgerlicher Name Tom Neuwirth lautet, soll es in Kopenhagen für die Alpenrepublik richten. Neben ihr sehen sogar die isländischen Spaßpunker von Pollapönk in ihren bunten Jogginganzügen etwas farblos aus. Italien (mit Emma Marrone) und Spanien (mit Ruth Lorenzo) dagegen schicken klassische mediterrane Schönheiten ins Rennen der 37 Teilnehmer.

Der Norden kontert mit Mädchenschwärmen: Für Finnland treten die Indie-Rocker der Band Softengine („Something Better“) an. Eine ähnliche Wirkung erhoffen sich die Schweizer vom Tessiner Sebastiano Paù-Lessi alias Sebalter. Er wird mit dem Bluegrass-Song „Hunter Of Stars“ auf Punktejagd gehen. Die Ukraine setzt ganz auf weiblichen Sex-Appeal. Maria Yaremchuk soll Europa mit „Tick-Tock“ verführen. In einem langen schwarzen Kleid, dessen Seitenschlitze fast bis zum Bauchnabel reichen, trällert die 20-Jährige drei laszive Minuten lang Sätze wie „Boy I'm melting like ice, whoo-hoo, whoo-hooooooo“.

Mit Hartnäckigkeit kommt man zum Ziel, lautet dagegen offenbar das Motto des Zwergstaats San Marino: Valentina Monetta soll zum bereits dritten Mal mit einem Song des deutschen Produzenten Ralph Siegel für das Nachbarland Italien antreten – obwohl sie schon 2012 und 2013 im Halbfinale gescheitert war. Welche Strategie Weißrussland mit dem Sänger TEO verfolgt, erschließt sich nicht beim ersten Hinhören. „I'm tired of being your sweet cheesecake“ („Ich bin es leid, dein süßer Käsekuchen zu sein“) singt der Weißrusse, während hinter ihm drei Jüngelchen in Hosenträgern zappeln. „Es geht aber gar nicht um das Dessert“, erklärt TEO alias Juri Vashchuk auf der Eurovision-Webseite. „Cheesecake“ sei ein Spitzname, den ihm eine Ex-Freundin gegeben habe.

Die Skandinavier suchen ihre Teilnehmer traditionell gründlich aus. Sie feiern die Vorentscheidung mit einer Grand-Prix-Party über mehrere Runden. Im Gastgeberland steht deshalb erst am 8. März fest, wer den Titel verteidigt, den Emmelie de Forest 2013 mit „Only Teardrops“ für Dänemark geholt hatte. In Norwegen ist es eine Woche später so weit. Auch Schweden hat noch keinen Kandidaten gekürt.

Notorische Erfolglosigkeit, aber vor allem finanzielle Gründe haben eine ganze Reihe von Ländern zur Absage bewogen. Das Geld hatte in Bosnien-Herzegowina schon 2013 nicht gereicht. Serbien ist zum ersten Mal nicht mit von der Partie. Auch Tschechien, Kroatien, die Slowakei, die Türkei und Bulgarien fehlen. Die Bulgaren haben es in ihrer ESC-Geschichte erst einmal ins Finale geschafft. Wieder am Start ist Polen, das 2012 wegen der Fußball-EM und 2013 aus Geldmangel verzichtet hatte. Auch Portugal macht nach einer Pause wieder mit. Außer den „Big Five“ (Deutschland, Italien, Frankreich, Großbritannien und Spanien) und dem Gastgeber müssen sich die Länder aber erst noch für das Finale qualifizieren.

Für Deutschland könnte die prominente Band Unheilig um den „Grafen“ antreten. Aber zum Beispiel auch die Rock'n'Roller der Band The Baseballs, die Hamburger Sängerin Oceana und der Künstler Das Gezeichnete Ich sind bei „Unser Song für Dänemark“ im Rennen. Um das achte Ticket für den Vorentscheid, das Donnerstag in Hamburg vergeben wird, konnten sich Musiker über das Internetportal YouTube bewerben. 2240 Bewerbervideos erhielten die Veranstalter – und wählten die Finalisten für das Konzert im „Edelfettwerk“ aus. Es wird von 22 Uhr an live im TV (NDR und EinsPlus) und im Internet (www.eurovision.de sowie unter www.eurovision.tv) übertragen.

Nach dem Cascada-Debakel muss für die deutsche ESC-Fangemeinde dringend ein Erfolg her. Wenn es mit dem eigenen Beitrag nicht klappt, können die deutschen Zuschauer Richtung Baltikum gucken. Denn für Lettland tritt die Band Aarzemnieki („Ausländer“) um den aus Bochum stammenden Sänger Jöran Steinhauer an. Ob der Song „Cake To bake“ es in die Endrunde am 10. Mai schafft, entscheidet sich im Halbfinale wenige Tage zuvor.