Der Deutsche Wetterdienst ruft den Frühling aus. Die Temperaturen der letzten Wochen waren zu mild und zu frostarm. Jetzt beginnt die Pollensaison. Tipps finden Sie hier.

Offenbach. Das war's dann wohl mit diesem Winter in Deutschland. Er verabschiedet sich, ohne richtig dagewesen zu sein: „Da kann nicht mehr viel nachkommen“, sagte Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Dienstag. „Es sieht so aus, als sei es das gewesen.“ Im Großen und Ganzen seien die vergangenen Wochen zu mild und frostarm gewesen, und natürlich habe es für einen gewöhnlichen Winter zu wenig geschneit.

Die Krokusse sprießen vielerorts aus dem Boden, und in vielen Bundesländern sind schon Störche bei ihrer Rückkehr aus Spanien gesichtet worden. Auch in Hamburg ist bereits der erste Storch gelandet. Indes wird im Süden Österreichs mit den Folgen heftiger Schneefällen gekämpft.

Der Winter-Ausfall in Deutschland wird vor allem beim Blick auf die Tage mit Schneefall, Frost oder Eis deutlich. Zählten die Meteorologen im Winter 2012/2013 Schnee an 36 Tagen und frostige Temperaturen an 58 Tagen, so waren es im scheidenden Winter ein Dutzend Schnee- und nur 35 Frosttage. Durchgehenden Frost registrierte der DWD an 5 Eistagen in diesem Winter, im vergangenen Winter waren es dagegen 28.

„Auf die Jahreszeit gesehen war es etwa 2,5 Grad wärmer als normalerweise in diesen Monaten“, sagte Meteorologe Lux. In Thüringen, Sachsen und Bayern seien es sogar deutlich über 3 Grad gewesen. Auch im Norden zeigte sich der Winter bisher ungewöhnlich mild. Der Februar ist laut Einschätzung des Instituts für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg bislang 3,6 Grad zu warm.

„Abgerechnet wird am Schluss, aber vom heutigen Stand aus war der Winter außergewöhnlich mild. Er bekommt einen Platz unter den Top Ten seit 1881“, sagte der DWD-Wetterexperte. Am 1. März ist der meteorologische Frühlingsbeginn, am 20. März der kalendarische.

Saison für Pollenallergiker startet

Die milden Temperaturen sind vor allem für Allergiker nicht unbedingt nur ein Grund zur Freude. Die Frühblüter sind bald unterwegs oder schon im Durchzug. „Haselnuss und Erle stehen zur Zeit fast in voller Blüte, das liegt natürlich am warmen Wetter“, sagte Thomas Dümmel vom Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin.

Die beiden Baumarten seien zwar immer sehr früh an der Reihe, der Zeitpunkt sei da nicht ungewöhnlich. „Meistens gibt es aber zwischendurch auch kalte Phasen, da nimmt die Belastung dann ab“, erläuterte Dümmel. Weil es schon lange sehr mild sei und es auch so bleiben solle, gebe es in diesem Jahr keine solchen Erholungsphasen.

Dafür können Allergiker Dümmel zufolge darauf hoffen, nicht so lange leiden zu müssen wie sonst. „Die Menge der Pollen ist begrenzt, in diesem Jahr werden die Pflanzen sie eher auf einen Schlag los“, sagte Dümmel.

Für andere Pollenallergiker ist eine Kurzzeittherapie über nur drei Wochen bereits gut wirksam gegen allergische Beschwerden. Deshalb raten Experten, jetzt damit zu beginnen.

„Viele Pollenallergiker können auch noch im Februar mit einer Therapie, einer sogenannten Hyposensibilisierung oder spezifischen Immuntherapie, beim HNO-Arzt starten, um eine beschwerdeärmere Pollensaison zu erleben“, empfiehlt Dr. Wolfgang Hornberger vom Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte.

Eine aktuelle Studie belegt die gute Wirksamkeit einer Kurzzeittherapie über drei Wochen. Sie reduziert allergische Beschwerden wie Augenjucken und laufende Nase um 48 Prozent bei den Pollenallergikern, die auf Mittel- und Spätblüher wie etwa Gräser, Beifuß oder Ambrosia allergisch reagieren.

Wenn das Wetter so bleibe wie derzeit, seien Haselnuss und Erle Ende Februar wohl verblüht. Dann könnten sich Allergiker kurz erholen – bis zur Birkenblüte, mit der Ende März zu rechnen sei.

Kampf gegen heftige Schneefälle in Österreich

In Österreich wurden die Folgen der heftigen Schneefälle vom Montag sichtbar: Wegen des tauenden Schnees gab es am Dienstag in einigen Gegenden im Süden Überschwemmungen. Der Hydrologische Dienst bezeichnete die Lage als angespannt, wie der Österreichische Rundfunk (ORF) berichtete. Feuerwehrleute pumpten vollgelaufene Keller und Garagen aus.

Zugleich kam die Wiederherstellung der Stromversorgung in Kärnten und der Steiermark voran – am Montag waren dort insgesamt rund 20.000 Haushalte vom Netz abgeschnitten gewesen. „Schuld ist der nasse Schnee, der Bäume auf Leitungen stürzen lässt“, sagte Josef Stocker, Sprecher des Energieversorgers Kelag. Dienstagvormittag waren aber immer noch mehr als 4000 Haushalte ohne Strom.

Früher Frühling beschert Bulgarien Rekordwerte

Auch in anderen teilen Europas ist es deutlich zu mild. So hat ein früher Frühling die Temperaturen in Bulgarien etwa nach einem schneearmen Winter auf bis zu 25 Grad getrieben. In 16 Orten des Balkanlandes wurden am Montag Tagesrekordwerte verzeichnet, wie das Meteorologische Institut in Sofia mitteilte. Am wärmsten war es im nordbulgarischen Lowetsch, wo erstmals an einem 17. Februar 25 Grad über Null gemessen wurden.

Angelockt von der Wärme hätten Honigbienen im nordwestlichen Gebiet um Montana bei rund 20 Grad Celsius ihre Winterruhe beendet und die Bienenstöcke verlassen, berichtete die Nachrichtenagentur BTA. Das für Februar in Bulgarien ungewöhnlich milde Wetter soll nach einer kleinen Unterbrechung bis Ende des Monats andauern.