Die Staatsanwaltschaft Duisburg will nach der Loveparade-Katastrophe zehn Personen vor Gericht stellen. Sie wirft ihnen unter anderem fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung vor.

Duisburg. Die Staatsanwaltschaft Duisburg hat zehn Beschuldigte wegen des Loveparade-Unglücks vor dreieinhalb Jahren angeklagt. Dabei handelt es sich um sechs Mitarbeiter der Duisburger Stadtverwaltung und um vier Mitarbeiter des Loveparade-Veranstalters Lopavent, teilten die Strafverfolger am Mittwoch in Duisburg mit. Während der Techno-Parade am 24. Juli 2010 in Duisburg waren bei einer Massenpanik 21 Menschen getötet und mehr als 500 verletzt worden.

Die Ankläger werfen den Beschuldigten fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung vor. In sechs Fällen wurden die Ermittlungen eingestellt. Über die Zulassung der Anklage und die Eröffnung der Hauptverhandlung muss nun das Duisburger Landgericht entscheiden. Berichten zufolge dürfte die entsprechende Prüfung des Gerichts etliche Monate dauern. Ein möglicher Prozess könnte demnach erst im kommenden Jahr beginnen.

Den Ermittlungen zufolge waren die Zu- und Abgänge zum Loveparade-Gelände für solche Menschenmengen ungeeignet. Die Planer der Veranstalter hätten erkennen müssen, dass das Sicherheitssystem versagen und lebensgefährliche Situationen entstehen würden, sagte der Staatsanwalt. Die drei Mitglieder des Teams bei der Stadt hätten die Genehmigung erteilt, obwohl sie hätten erkennen müssen, dass die Veranstaltung so nicht durchführbar gewesen sei. Ihren drei Vorgesetzten wirft die Staatsanwaltschaft vor, dieses Team nicht ordnungsgemäß beaufsichtigt zu haben.

Die Staatsanwaltschaft hat ihre Entscheidung erläutert, keine Ermittlungen gegen den damaligen Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland sowie den Geschäftsführer der Veranstalterfirma Lopavent Rainer Schaller vorgenommen zu haben. Es lägen keine Anhaltspunkte dafür vor, dass die beiden selbst Einfluss auf die fehlerhafte Planung oder die rechtswidrige Genehmigung genommen hätten, sagte Behördenleiter Horst Bien.

Kritik vom Anwalt der Opfer

Trotz der Anklage-Erhebung dreieinhalb Jahre nach der Loveparade-Katastrophe spricht Anwalt Julius Reiter von einer schlechteren Chance auf Aufklärung. Der Jurist, der Betroffene und Hinterbliebene vertritt, zeigte sich am Mittwoch enttäuscht, dass der Kreis der Beschuldigten von einst 16 auf jetzt zehn gesunken sei. So seien weder der damalige Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller noch der Duisburger Bauordnungsdezernent oder Vertreter der Polizei dabei, kritisierte er im Radiosender WDR 5.

Unabhängig vom Fortgang des Verfahrens nahm der Europäische Verband der Veranstaltungs-Centren das Ende der Loveparade-Ermittlungen zum Anlass, Sicherheitslücken bei großen Open-Air-Veranstaltungen zu prüfen. Derzeit fehlten einheitliche Sicherheitskriterien, um auszuschließen, dass sich Sicherheitsmängel wie bei der Loveparade-Katastrophe nicht wiederholten, hieß es in einer Mitteilung.