Die Hells Angels und andere Rockerbanden sind für kriminelle Geschäfte berüchtigt. Dass sie auch vor Mord nicht zurückschrecken, ist bekannt. Ein Überwachungsfilm belegt das nun deutlich.

Berlin. Das blutige und gnadenlose Vorgehen krimineller Rockerbanden wird auf einem veröffentlichten Video deutlich: Am Freitag präsentierte die Berliner Polizei Filmsequenzen von drei Überwachungskameras. Darauf ist zu sehen, wie eine Gruppe von Männern der Rockerbande Hells Angels einen 26-jährigen Mann am 10. Januar in Berlin aus Rache hinrichtet. Sechs verdächtige Rocker wurden bisher verhaftet. Einer von ihnen, ein bekannter Rockerchef, soll der Anstifter und Drahtzieher sein.

Die ersten Bilder zeigen laut Polizei 13 Rocker, die gegen 23 Uhr in einen Imbiss mit Spielautomaten im Stadtteil Wedding marschieren. Einige von ihnen sind vermummt. Im Gänsemarsch gehen einige Männer in das nächste Hinterzimmer. Dort schießt einer von ihnen mit einer Pistole innerhalb von fünf Sekunden achtmal auf einen Mann, der an einem Tisch sitzt und Karten spielt, wie Sjors Kamstra, Leiter der Abteilung Organisierte Kriminalität der Staatsanwaltschaft, erklärte.

Sechs Kugeln treffen, das Opfer stirbt. Der Schütze flieht zur Hintertür, die anderen zwölf wieder zurück durch die Vordertür. Einige Gesichter sind in den Aufnahmen zu erkennen. Das habe die Polizei schnell auf die Spur einiger Täter gelenkt, gegen die jetzt wegen gemeinschaftlichen Mordes ermittelt wird.

Der mutmaßliche 29-jährige Anstifter der Tat ist der Polizei seit langem bekannt. Er posierte auch in einem gewaltverherrlichenden, frauenfeindlichen Musikvideo des Rappers Bushido vom Dezember 2013. Er gehörte aber nicht zu der Gruppe, die die Tat ausführte. Der Mann tauchte mit seinem Anwalt schon am Mittwoch bei der Polizei auf, wurde aber wieder weggeschickt, weil es noch keinen Haftbefehl gab. Am Donnerstag stellte er sich erneut und wurde verhaftet.

Der Mord war nach Erkenntnissen der Polizei ein Racheakt für eine blutige Schlägerei im Oktober 2013 vor einer Diskothek am Alexanderplatz. Neben dem Opfer waren an der Auseinandersetzung zwei weitere Männer beteiligt, von denen einer Polizist ist. Gegen beide wird noch ermittelt. Dienstrechtliche Konsequenzen habe es noch nicht gegeben, sagte LKA-Chef Christian Steiof.

Die Rockerszene sei durch die Verhaftungen stark verunsichert, sagte die Chefin des Rockerdezernats im Landeskriminalamt, Heike Rudat, am Freitag. Alle weiteren Beteiligten des Mordes werden von der Polizei noch gesucht.

Die Polizei wies gleichzeitig Vorwürfe zurück, sie habe frühere Hinweise vom Oktober 2013 auf das geplante Verbrechen nicht ernst genommen. Steiof sagte, man sei den Hinweisen nachgegangen, das spätere Opfer, das der Polizei als sogenannter Intensivtäter ebenfalls bekannt war, solle sich damals aber im Ausland aufgehalten haben.

Seit eineinhalb Jahre gehe man verstärkt gegen die organisierte Rockerkriminalität vor, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft, Andreas Behm. Das erfordere sehr viel Personal, zahle sich aber aus.

In Berlin gibt es laut Polizei etwa 1000 Mitglieder von kriminellen Rockerbanden. 450 bis 500 davon gehören zu den Hells Angels. 100 bis 150 zu den verfeindeten Bandidos.