Hysterie bei englischem Buchmacher. Briten glauben an ein Jobsharing von Elizabeth II. und ihrem Sohn Prinz Charles. Der hohe Einsatz aus der Nähe Windsors macht stutzig.

London. Die Briten wetten auf alles, am liebsten auf Pferde. Und gerne wetten sie aufs Königshaus – wann Kate und William ihr zweites Kind bekommen, ob es Zwillinge, wenn nicht gar Drillinge sein könnten, und welche Uni Prinz George dereinst besuchen wird.

Da ist es umso erstaunlicher, dass jetzt die Wettbürokette Coral keine Wetten mehr annimmt auf die Frage, ob die Queen, 87, in diesem Jahr das Zepter an ihren Sohn Prinz Charles, 65, abgeben wird. Coral ist davon überzeugt, die Wahrscheinlichkeit einer Amtsübergabe sei so groß, dass man bei weiterer Annahme von Wetten auf diese Eventualität nur massiv verlieren könne.

Was hat bei dem Unternehmen zu diesem Schritt geführt? Man kann es kaum glauben: Die Abgabe einer Wette aus dem Umkreis des Städtchens Windsor, im Wert von 200 Pfund (etwa 230 Euro), auf einen Rücktritt der Königin zugunsten des Prinzen von Wales noch 2014. „200 Pfund sind ein ungewöhnlicher Einsatz bei uns“, sagte eine Sprecherin des Unternehmens, „wir erhalten meist Wetten um die 20 Pfund.“

Der hohe Einsatz aus der Nähe Windsors macht stutzig: Da hat jemand Insider-Informationen aus dem Schloss. In der Tat liegen traditionell die Leute in und um Windsor mit ihren Wetten zum Königshaus meist richtig, und sei es nur beim Tipp auf die Farbe des Hutes, den die Queen beim Royal Ascot tragen werde. Nun aber keine weitere Wette mehr auf die Königin und ihren „Rücktritt“ in diesem Jahr. Der sei so gut wie sicher.

Wenn eine Wette von 200 Pfund solche Panik auslösen kann, macht sich Hysterie breit. Die „Mail on Sunday“ und die „Sunday Times“ hatten ausposaunt, die Queen und Charles liefen auf ein „Jobsharing“ zu, also auf eine gemeinsame Regentschaft, die Vorstufe zur endgültigen Übernahme des Throns durch Charles. Als Indiz hatten sie nichts Besseres anzubieten als die Tatsache, dass die drei königlichen Pressebüros der Queen, des Thronfolgers und seiner beiden Söhne William und Harry künftig im Buckingham-Palast zusammengefügt werden, unter Leistung von Charles’ Pressechefin Sally Osman.

Auch dass bekannte Faktum, dass eine demnächst 88-Jährige Entlastung braucht von ihren Pflichten, dass Charles schon seit 2011 die Fernreisen übernommen hat, wurde herbeigezogen als Indiz. Und werden nicht auch die Enkel verstärkt einbezogen? Tatsächlich haben William und Harry ihre militärischen Karrieren beendet. William studiert Landwirtschaft, offenbar, damit er seinen Vater in der Leitung der königlichen Latifundien ablösen kann. Sein Bruder übernimmt ab sofort das Management von königlichen Anlässen.

Fakt ist, der Hofstaat muss Vorkehrungen treffen für den Tag X – wenn die Queen nicht mehr da ist. Niemand hat mehr Vorsorge im Kopf als Elizabeth II., seit ihr Onkel Edward VIII. 1936 seinen „Job“ an den Nagel hängte, um die Amerikanerin Wallis Simpson zu heiraten. Und auch wenn es in den Augen der Queen keine Abdankung geben darf, denkt sie doch an eine möglichst reibungslose Fortsetzung der „Geschäfte“, wenn sie einmal nicht mehr da ist. Das heißt aber nicht, dass uns morgen King Charles bevorsteht. Die Dinge liegen einfacher: Charles muss sich warmlaufen. Und so schrieb die „Times“: „Der Palast verwarf Berichte, wonach die Königin ihre Arbeitsbelastung so weit zurückschraube, dass man von einem ,Jobsharing‘-Arrangement mit dem Prinzen von Wales sprechen könne.“

Die Zusammenlegung der Pressebüros ist übrigens nichts anderes als eine Rückkehr zu einer Form, die vor 20 Jahren zerbrach, als Charles sein eigenes Pressebüro durchsetzte, da er und seine Mutter nicht einig waren in vielen Dingen, vorrangig in der Affäre Camilla. Und die Pressechefin ist dem Privatsekretär der Queen unterstellt. „Ein Zeichen, dass die Machtstruktur noch immer der tradierten Balance der Kräfte folgt“, schreibt die „Times“.