Dekker hatte als jüngster Mensch allein die Welt umsegelt. Nun hat die 18-Jährige ein neues Ziel: Sie hat sich die gefürchtete südamerikanische Landspitze Kap Hoorn vorgenommen.

Auckland/Amsterdam. Normalerweise dreht sich bei 18-Jährigen alles um Schulabschluss, Job, die erste eigene Wohnung oder eine Reise. Die Niederländerin Laura Dekker hat sich jedoch ihren größten Wunsch bereits erfüllt. Das sogenannte Segelmädchen umrundete – ganz allein – als jüngster Mensch überhaupt die Welt. Vor zwei Jahren (21. Januar 2012) kehrte Laura zurück. Nach 27.000 Seemeilen und 17 Monaten erreichte sie die niederländische Karibikinsel St. Maarten.

„Ich lebe ganz normal“, sagt die heute 18-Jährige am Telefon aus Neuseeland. Dort wurde sie auch geboren, während eines Segeltörns ihrer Eltern – ein Niederländer und eine Deutsche. „Ich fühle mich hier wohl“ sagt sie, auch wenn sie ihre Familie in den Niederlanden vermisse.

Seit einem Jahr wohnt sie mit ihrem deutschen Freund Daniel an der neuseeländischen Küste auf ihrem zwölf Meter langen Boot Guppy. Mit Seefahrer-Romantik habe das aber nicht so viel zu tun. „Ein Boot ist billiger als ein Haus“, erklärt die pragmatische Holländerin. Ihre Zeit verbringt sie mit „Reisen, Segeln, Jobben – ganz normal eben“.

Hollywood wollte Film über sie drehen

Doch was heißt schon normal? Als Solo-Seglermädchen wurde sie berühmt. Hollywood wollte einen Film drehen, sie bekam Interview-Anfragen aus aller Welt. Im vergangenen Herbst erschien das Buch „Ein Mädchen, ein Traum“. In den USA kam ein viel gelobter Dokumentarfilm über ihre Reise in die Kinos. Den Rummel mag sie nicht. „Ich habe die Reise nicht gemacht, um berühmt zu werden“, sagt sie leicht genervt. Sie wollte immer nur eins: segeln.

Ihr großer Traum machte sie zu einem Star wider Willen. Ein niederländisches Gericht verbot der damals 13-Jährigen, allein um die Welt zu segeln. Den Eltern wurde sogar das Sorgerecht entzogen. Ein Jahr später durfte sie dann doch in See stechen und durchstand Entbehrungen, Gefahren und das Alleinsein.

Doch der erbitterte Rechtsstreit hinterließ tiefe Narben bei der blonden jungen Frau. „Ich versuche, nicht daran zu denken“, sagt sie. „Meine Reise hat sicher geholfen. Aber überwunden habe ich es noch nicht.“

Die Reise hat sie reifer gemacht. Mit Gleichaltrigen könne sie nicht so viel anfangen, sagt sie. „Meine früheren Freundinnen leben in einer ganz anderen Welt.“ Während ihrer Reise hatte sie an Bord zwar auch Schulwissen gebüffelt, wenn Wind und Wellen es zuließen, doch nach ihrer Rückkehr hatte sie keine Lust, ihre Abschlussprüfung zu machen. „Es kommt nicht darauf an, was auf so einem Papier steht, sondern was man im Kopf hat.“

Inzwischen habe sie aber die Zulassungsprüfung für die neuseeländische Universität bestanden, sagt Dekker stolz. Theoretisch könnte sie nun studieren und ihren Traumberuf lernen: Kapitänin. Doch damit will sie sich Zeit lassen. Ein neuer Traum lockt: „Ich würde gerne um Kap Hoorn segeln und nach Alaska.“ Gerade die südamerikanische Landspitze Kap Hoorn ist gefürchtet und gilt als schwieriges Segelziel. Doch auch dieses Abenteuer würde sie allein wagen. „Aber wenn jemand mit will, warum nicht?“