Auf Entsetzen folgt die Nachbesserung: Weil Zuschauer und Medien die neue ProSieben-Show aufs Schärfste verurteilten, werden nun die Regeln geändert. Die Punktevergabe soll künftig fairer werden.

Berlin. Mit Spannung war das Debüt der „Millionärswahl“ auf ProSieben erwartet worden, doch gleich zu Beginn fiel die neue TV-Show in der Zuschauergunst durch. Nach zum Teil heftiger Kritik von Fernsehzuschauern und Medien kündigten die Privatsender ProSieben und Sat.1 an, die Regeln der Show zu ändern. Kurz vor der zweiten Ausgabe auf Sat.1 am Freitagabend gaben die Kanäle bekannt, welche Details sie ändern wollen. Künftig soll der Zuschauer das letzte Wort haben, welcher Kandidat weiter kommt.

In der Show soll ein „demokratisch gewählter“ Millionär gefunden werden, der nicht von einer Jury, sondern vom Fernsehpublikum per Telefon, von der Gemeinde der 27.000 Bewerber und von den jeweils sieben Kandidaten pro Ausgabe bestimmt wird. Der Zorn des Publikums richtete sich während der Premiere am Donnerstag dagegen, dass nicht Ralf Zanders, 47, aus Kerken, der sein krankes Patenkind unterstützen will, ins Finale kam, sondern aufgrund der komplizierten Punktevergabe ein anderer.

Jeder der teilnehmenden sieben Kandidaten hatte am Donnerstag vier Punkte zu vergeben, die er beliebig auf seine Mitspieler verteilen konnte. Bis kurz vor Schluss führte Zanders, bevor die Band Gift ihre Punkte setzte und komplett an den Breakdancer Benedikt Mordstein vergab.

Künftig sollen im ersten Durchgang nun die sieben Kandidaten untereinander wählen. Jeder hat nur eine Stimme und darf sich nicht selbst wählen. Im zweiten Wahlgang stimmt online der „Millionärsclub“ der knapp 27.000 Bewerber ab. Er vergibt sieben Punkte an seinen Favoriten, sechs für Platz zwei und so weiter. In der dritten Runde hat der Zuschauer die Wahl. Er kennt die Ergebnisse aus den beiden ersten Durchgängen und kann die doppelte Punktzahl vergeben: 14 Punkte an seinen Favoriten, 12 an den zweiten und so weiter.

Der Start der neuen Show war für ProSieben auch nach Quoten sehr mau gelaufen: Nur 1,89 Millionen Zuschauer schalteten am Donnerstagabend um 20.15 Uhr die erste Folge der auf acht Teile angelegten Reihe ein, die abwechselnd auf ProSieben und Sat.1 zu sehen ist. Der Marktanteil betrug 6,3 Prozent. Auch beim vom ProSieben heiß begehrten Publikum zwischen 14 und 49 Jahren lief es mit 10,7 Prozent nicht optimal.

Es gab einige scharfe Kommentare im Internet. „Vernichtende Kritiken, schlechte Quoten, Langeweile & am Ende bleibt dem „Gewinner“ nicht mal 'ne Million. Absetzen, sofort!“, schrieb der Twitterer „ff-Kritiker“. „Neue Castingshow auf @ProSieben: #Millionärswahl wird zum Desaster“, kommentierte „Tagesspiegel.de“. „Ein Experiment ist gescheitert“, titelte der Fachdienst „DWDL.de“.

Von dem schwachen Publikumsinteresse profitierte die Konkurrenz: Mit Abstand am besten schlug sich zeitgleich um 20.15 Uhr die ZDF-Traditionsserie „Der Bergdoktor“ mit 6,69 Millionen Zuschauern (20,5 Prozent). Mit deutlichem Abstand folgte die RTL-Actionserie „Alarm für Cobra 11“, die 2,96 Millionen Menschen (9,1 Prozent) sahen, „Der Lehrer“ verbuchte um 21.15 Uhr 2,53 Millionen (8,2 Prozent).