Immer mehr Pflanzen sprießen bei den milden Temperaturen jetzt schon aus dem Boden. Kommt nun doch noch ein Kälteeinbruch, könnten viele von ihnen erfrieren.

Berlin. Es sprießt und blüht beinahe überall – das milde Wetter mit zweistelligen Temperaturen im Januar bringt die Pflanzenwelt durcheinander. „Für die Natur ist der Winter eine Ruhephase“, sagte der Naturschutzexperte des Landesverbandes Berlin des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Herbert Lohner. Die wenig winterlichen Temperaturen würden nun viele Pflanzen frühzeitig aus dem Schlaf reißen. „Die Schneeglöckchen ragen teilweise schon vier bis fünf Zentimeter aus dem Rasen.“ Auch viele Haselnussbüsche würden schon erste Blüten ausbilden – fast einen Monat zu früh.

Doch am Wochenende soll Schluss sein mit dem milden Winter. Nach Angaben der Meteorologin Angela Berger vom Deutschen Wetterdienst in Potsdam sinken die Temperaturen von Montag an unter Null Grad.

Auch mit den jungen Knospen könnte es dann vorbei sein. „Viele Pflanzen werden erfrieren“, befürchtet Lohner. Ideal wäre es dagegen, wenn endlich Schnee fallen würde. Dieser wirke isolierend und biete deshalb einen guten Frostschutz für die Pflanzen.

Auch im Botanischen Garten Berlin sprießen schon die ersten Zwiebelknospen aus dem Boden. Für Sprecherin Gesche Hohlstein ist das aber weder verwunderlich noch beunruhigend. „Was wir gerade in der Pflanzenwelt sehen, ist eine ganz normale Reaktion auf die milden Temperaturen“, sagte die Diplom-Biologin. Winterlinge und winterblühende Gehölze wie Jasmin oder der duftende Schneeball, aber auch Christrosen und einzelne Zwiebelpflanzen seien in den Gärten bereits zu sehen.

Der angekündigte Temperatursturz in der nächsten Woche macht ihr keine großen Sorgen. „Die Pflanzen haben sich an die schwankenden Witterungsbedingungen am Anfang des Jahres angepasst“, sagte Hohlstein. Ein eingebautes Frostschutzmittel verhindere, dass die Zellen platzen und die Pflanzen Schaden nehmen. Das kann auch Naturschützer Lohner bestätigen: „Es ist ein ungewöhnlicher Winter, aber keine Katastrophe für die Natur. Sie ist darauf eingerichtet, ungewöhnliche Wetterperioden auszuhalten.“