Trotz jahrelanger Drogenexzesse ist der wildeste Rock ‘n‘ Roller der Welt jetzt definitiv ein Rock-Opa. Aber Keith Richards probt schon die nächste Tour der Rolling Stones.

Hamburg/London. Er ist ja ein wüster Typ. Aber in Abu Dhabi haben die Rolling Stones noch nie gespielt. Jetzt proben sie für die Tournee, die sie am 21. Februar in die Arabischen Emirate führen wird und dann nach Japan, China, Australien, Neuseeland. Und Keith Richards feiert zwischendrin seinen 70. Geburtstag. An diesem Mittwoch rundet der legendäre Gitarrist der Stones auf seinem Weg in die Ewigkeit sein Leben ein weiteres Mal ab. Dabei ist Richards der unwahrscheinlichste 70-Jährige des Planeten. Schon mit 25 war seine Überlebensprognose schlecht, mit 30 ganz übel. Als Richards 40 wurde waren die Rolling Stones planlos, zerstritten und er noch immer auf dem Weg in ein drogenfreies Leben – wobei Alkohol für ihn nie zu den Drogen zählte. Der kam immer obendrauf.

Von Rente kann man deshalb bei Keith Richards ebenso wenig reden wie bei den Stones, die in ihrer Karriere buchstäblich darunter litten, dass viele musikalische Weggefährten starben, an Drogen, Unfällen und anderen Ungeschicken. Zwischenzeitlich kam ein Gitarrist abhanden (1974 Mick Taylor). Brian Jones war 1969 aus der Band geworfen worden. Wenige Tage später starb er bei einem Badeunfall in seinem Swimmingpool. Bassist Bill Wyman stieg später aus und wurde von Darryl Jones ersetzt. Doch das ist auch schon 20 Jahre her. Der Tod gehört zu Richards’ Leben dazu. In seiner Biografie berichtet er noch über Bombenangriffe der Deutschen im Zweiten Weltkrieg. Die späteren Abstürze, Zwischenfälle und lang anhaltende Heroinabhängigkeit brachten ihn dem Tod nicht ferner.

Überraschenderweise spielte Richards seine beste Musik, komponierte am effektivsten mit seinem genialen Counterpart Mick Jagger inmitten größter persönlicher Schwierigkeiten. Die Glimmer Twins lieferten unsterbliche Hits wie „Satisfaction“, „Brown Sugar“, „Sympathy for the devil“ oder „Jumping Jack Flash“. Richards etablierte einen Sound, der metallisch klingt, häufig roher Blues und Rock, oft intoniert von seiner offen gestimmten Gitarre.

In seiner Biografie „Life“, die zum internationalen Bestseller wurde, legt Richards schonungslos offen, wie er über Jahre sich von Konzert zu Konzert in schwerer Drogenabhängigkeit shcleppte. Auch flunkerte er ein bisschen, was die Freundschaft bzw. Rivalität zu Mick Jagger betrifft. Er traf Jagger der Legende nach in einem Londoner Vorortzug Anfang der Sechziger. Sie interessierten sich – ungewöhnlich für damalige Verhältnisse – beide für US-Bluesmusik. Die Liebe dazu und die Anleihen bei Muddy Waters und anderen prägten die Karriere der Rolling Stones.

Der Rest ist Musikgeschichte, oft besungen, immer wieder gern gehört. Die Zahl der Geschichtchen und Anekdoten um die Stones füllt Bücherregale. Privat lebte Richards ebenso wild. Mit Marianne Faithful war er liiert (Jagger auch), lange lebte er mit Anita pallenberg zusammen, ehe er Patti Hansen kennenlernte und sie später heiratete. Mit ihr lebt er die meiste Zeit des Jahres in seinem Haus in Connecticut nördlich von New York. Auf seiner Internetseite schrieb er, am 18. Dezember feiere er „zwei Meilensteine in seinem Leben“: seinen 70. Geburtstag und seinen 30. Hochzeitstag mit Patti.