Der Trauerfeier für den verstorbenen Nelson Mandela konnten taube Menschen nicht folgen, der Gebärdensprecher habe nur sinnlos die Hände bewegt. Nun wird nach ihm gefahndet.

Johannesburg. Ein offensichtlich unfähiger Gebärdendolmetscher hat auf der Trauerfeier zu Ehren von Nelson Mandela für Empörung gesorgt. Der von der südafrikanischen Regierung angeheuerte Mann habe bei dem Einsatz am Dienstag immer nur die gleichen vier oder fünf Gebärden wiederholt, sagte die Gebärdensprachlehrerin Naomi Janse van Vuuren. „Er hat ganz sicher nicht übersetzt, was der Redner sagte.“

Seine Handzeichen in der über Fernsehen an ein Millionen-Publikum übertragenen Übersetzung hätten keinerlei Bedeutung gehabt, sagten Experten. Er habe praktisch nur gestikuliert. Südafrikas führende Gehörlosenorganisation DeafSA nannte den Mann einen Hochstapler. Die Direktorin der Organisation für Zeichensprache SLED, Cara Loening, sagte am Mittwoch. „Da war kein Zeichen. Nichts. Er hat buchstäblich mit dem Armen gewedelt.“

Seine Identität und sein Verbleib gaben dem Land am Mittwoch Rätsel auf. Da er auf der zentralen Bühne in unmittelbarer Nähe von US-Präsident Barack Obama stand, kamen zudem im Nachhinein Zweifel an der Sicherheit der Massenveranstaltung auf.

Der mit einem Anzug bekleidete junge Mann trug einen offiziellen Teilnehmerpass der Feier, zu der sich am Dienstag Zehntausende Menschen in dem Fußball-Stadion Soccer City versammelt hatten. Die für die Veranstaltung verantwortliche Regierung Südafrikas erklärte, sei der Sache nachgegangen, habe aber keine Erkenntnisse gewinnen können. Nun wird nach dem mutmaßlichen Schwindler gefahndet.

Der Chef der südafrikanischen Gehörlosenvereinigung, Bruno Druchen, sprach am Mittwoch von einer „Verhöhnung der Sprache“. Der ihm unbekannte Dolmetscher habe etwa nicht die bekannten Gebärden für Mandela oder Präsident Jacob Zuma verwendet. Außerdem habe er keine Miene verzogen. Körpersprache ist für das Verständnis der Gebärdensprache unerlässlich. Gehörlose Menschen in Südafrika konnten deshalb an diesem wichtigen Ereignis nicht teilhaben.

„Die Tauben-Gemeinde in Südafrika ist völlig empört und niemand weiß, wer er ist“, sagte Loening. Nirgendwo finde sich ein Name und die Organisation, die die Übersetzer akkreditiert habe, kenne ihn nicht. Loening sagte, sie erhalte E-Mails aus aller Welt, in denen sich die Leute wunderten, „was zum Teufel dieser Mann dort tat“. Auch ein Sprecher des Taubenverbands Südafrikas, Delphin Hlungwane, sagte, der Mann habe „in der Luft gestikuliert“, aber niemand habe ihn verstanden. Die Regierung kündigte eine Stellungnahme an.

Einbruch in Desmond Tutus Haus während der Trauerfeier

Im Haus von Erzbischof Desmond Tutu in Kapstadt ist während der Trauerfeierlichkeiten für Nelson Mandela eingebrochen worden. Es sei noch unklar, was bei dem Einbruch in der Nacht zum Dienstag entwendet worden sei, so die Polizei. Der 82 Jahre alte Friedensnobelpreisträger befand sich seit Wochenbeginn in Johannesburg zu den Trauerfeiern für Südafrikas gestorbenen Nationalhelden. Es habe bisher noch keine Festnahmen von Verdächtigen gegeben, berichtete der Nachrichtensender eNCA. Bereits im August war in Tutus Haus eingebrochen worden, allerdings wurden nur kleinere Gegenstände gestohlen.

Entgegen südafrikanischen Angaben waren Israels Präsident Schimon Peres und Premier Benjamin Netanjahu nicht zu den Mandela-Trauerfeierlichkeiten nach Südafrika gereist. Bei der zentralen Trauerfeier am Dienstag in Johannesburg wurden die Namen der beiden israelischen Politiker in der Liste der Ehrengäste vom Stadionsprecher verlesen. Daraufhin berichteten zahlreiche Medien über die Teilnahme der Israelis, so auch die Nachrichtenagentur dpa. Peres und Netanjahu hatten allerdings zuvor angekündigt, nicht kommen zu können.

Der Sprecher des südafrikanischen Außenministeriums, Clayson Monyela, sagte der dpa am Mittwoch in Johannesburg, es gebe auf Seiten der Organisatoren noch keine Erklärung für die Panne.

(mia/dpa/AP/afp)