Sabia Boulahrouz und Rafael van der Vaart haben ihr Baby im fünften Monat verloren. Der HSV-Profi hat deshalb seine Teilnahme am Spiel gegen Augsburg an diesem Sonnabend abgesagt.

Hamburg. Es gibt Dinge, die Mitgefühl verdienen. Was man auch immer von der zur Schau gestellten Liebe zwischen dem Fußballidol Rafael van der Vaart, 30, und Sabia Boulahrouz, 35, der Ex-Freundin seiner Frau Sylvie, 35, halten mag. Dennoch berührt diese Nachricht: Das Paar hat ihr ungeborenes Baby verloren – im fünften Schwangerschaftsmonat.

HSV-Profi van der Vaart hat deshalb seine Teilnahme am Spiel gegen Augsburg an diesem Sonnabend abgesagt. Er will in diesen Stunden bei seiner Partnerin sein. Ihr gemeinsames Glück hatten sie öffentlich gemacht, so wie jetzt die traurige Nachricht. Auch wenn Worte nur unvollkommen wiedergeben können, was es heißt, wenn ein ungeborenes Kind stirbt.

„Rafael van der Vaart und Sabia Engizek (Anm. d. Red.: ihr Mädchenname) geben sehr bekümmert bekannt, dass gestern, am Donnerstag, dem 5. Dezember 2013, um 17:40 Uhr ihre Tochter nach 19. Wochen Schwangerschaft im Krankenhaus in Hamburg still geboren wurde“, erklärt das Paar in einer Pressemeldung. „Der unerwartete Verlust ist sehr schmerzhaft.“

Für Sabia Boulahrouz ist es ein erneuter Schicksalsschlag. Schon im Juni 2008 verlor sie ein Baby, damals im sechsten Monat. Die Tochter Anissa, von ihr und ihrem damaligen Mann Khalid Boulahrouz, kam zwar in einer Klinik in Lausanne lebend zur Welt, starb aber wenig später. Ihre Freundin Sylvie van der Vaart stand ihr damals zur Seite, ebenso wie andere Spielerfrauen, die das Team der Oranje zur Europameisterschaft begleitet hatten.

Auch diesmal kommt Rückendeckung aus der Fußballwelt. „Das ist eine Tragödie“, sagt HSV-Manager Oliver Kreuzer. „Es ist klar, dass Rafa auf keinen Fall gegen Augsburg spielen kann. Er soll jetzt in Ruhe gelassen werden.“ Van der Vaart, Kapitän des HSV, sagte nach einer Mitteilung seines Vereins mit Verweis auf „private Gründe“ ab. „Seine Situation ist sehr tragisch. In solchen Momenten ist Fußball nicht wichtig“, sagte Kreuzer. „Es gibt Dinge, die immer an erster Stelle stehen. Er ist erst einmal freigestellt und bekommt von uns jegliche Unterstützung.“ Bereits am Donnerstag war der Profi nicht zum Training erschienen. Begründung: ein grippaler Infekt.

„Es macht für eine Frau keinen Unterschied, ob sie ein ungeborenes Kind verliert oder eines, das ein paar Jahre alt ist“, sagt Prof. Dr. Volker Ragosch, Chefarzt der Asklepios-Frauenklinik Altona und Harburg. Ragosch hat ein Buch über „Sternenkinder“ – ungeboren gestorbene Babys – geschrieben. „So ein Abort ist ein schweres Trauma.“

Man unterscheidet zwischen Früh- und Spätabort. Die Wahrscheinlichkeit für einen Verlust bis zur zwölften Schwangerschaftswoche liegt bei bis zu 40 Prozent, mit eingerechnet Frühestaborte in den ersten Wochen, die Frauen oft nicht bemerken. „Danach nimmt die Wahrscheinlichkeit mit jeder Woche drastisch ab“, sagt Ragosch. „Ein Abort in der 19. Woche ist sehr selten.“

Medizinisch gebe es in solch einer Situation eine Art empfohlene Checkliste, wichtig sei vor allem eine psychologische Betreuung, um die Trauer über den Verlust verarbeiten zu können, sagt der Mediziner. Auch sei es von Bedeutung, dass die Mutter ihr totes Kind einmal sieht und möglichst ein Andenken, zum Beispiel ein Foto oder einen Fußabdruck, behält.