In Dänemark und Großbritannien starben drei Menschen durch das Orkantief. „Xaver“ sorgte mit heftigem Wind und Regen für Chaos. In den Niederlanden wurden zahlreiche Flüge gestrichen.

London. Die Zahl der Todesopfer durch Orkantief „Xaver“ ist auf drei gestiegen. In Dänemark starb eine 72 Jahre alten Frau, die als Beifahrerin in einem Van unterwegs war, den der heftige Wind am Donnerstag von einer Straße bei Holstebro in Jütland geblasen habe. Das berichtete die Nachrichtenagentur Ritzau. Daraufhin sei der Wagen mit der Seniorin und ihrem Sohn umgestürzt. Zufällig seien Streifenpolizisten vorbeigekommen, die die 72-Jährige aus dem Auto befreiten. Sie verstarb noch im Rettungswagen auf dem Weg ins Krankenhaus.

In ganz Europa wütet „Xaver“ derweil weiter. In Schottland starb ein Fahrer eines Lastwagens, als dieser umkippte. In der Grafschaft Nottinghamshire in der Mitte Englands tötete ein umstürzender Baum einen Mann in einem Park.

Am Nachmittag waren in Schottland 100.000 Häuser ohne Strom, am Abend waren es noch rund 60.000. In England rieten die Behörden Tausenden Menschen in Küstenregionen in Norfolk, Suffolk and Essex, ihre Häuser zu verlassen.

Auch in Belgien wurden knapp 2100 Menschen in der belgischen Küstengemeinde Bredene vorsorglich in Sicherheit gebracht. Sie leben in der Nähe des Kanals zwischen Ostende und Brügge und seien deshalb besonders von den Fluten gefährdet, berichtete die Nachrichtenagentur Belga.

In den Niederlanden kam der Zugverkehr teilweise zum Erliegen. Auf anderen Strecken gab es Verspätungen, unter anderem auf Strecken des Hochgeschwindigkeitszugs Thalys, der Amsterdam mit Brüssel und Paris verbindet. Im Rotterdamer Hafen wurde der Containerumschlag vorläufig eingestellt. Der Sturm traf vor allem den Norden des Landes.

Auch die russische Ostsee-Exklave Kaliningrad um das ehemalige Königsberg bereitete sich auf das Unwetter vor. So wurde dort der Schulunterricht für diesen Freitag aus Sicherheitsgründen abgesagt. „Die Windgeschwindigkeit kann 30 Meter pro Sekunde erreichen – das ist ein gefährlicher Orkan“, sagte ein Behördensprecher der Agentur Itar-Tass. Die westlichste Region Russlands erließ eine Sturmwarnung. Die baltische Flotte des Riesenreichs war in Alarmbereitschaft.

Wie schottische Medien übereinstimmend berichten, musste in Glasgow der Hauptbahnhof am Donnerstagmorgen geräumt werden, weil Glasscherben aus dem Kuppeldach brachen. Verletzte seien jedoch nicht gemeldet worden. Die schottische Bahn meldete, dass der Betrieb im ganzen Land am Nachmittag eingestellt wurde. Außerdem wurden auf den Flughäfen der schottischen Städte Glasgow, Edinburgh und Aberdeen mehrere Flüge abgesagt.

Zahlreiche Straßen und Brücken wurden vorsichtshalber geschlossen. Die Polizei sprach von „sehr schwierigen“ Bedingungen für Autofahrer. Auch für Ostengland wurden für den späten Abend schwere Auswirkungen des Sturms befürchtet. Meteorologen zufolge drohte der Küste die schlimmste Sturmflut seit Jahrzehnten. In London wurde das Sperrwerk der Themse geschlossen, um die Stadt zu schützen.

Flugausfälle in den Niederlanden

In den Niederlanden schlossen Behörden ebenfalls Wassersperren, um das tiefliegende Land vor Fluten zu schützen. In der südwestlich gelegenen Delta-Region ging das Oosterschelde-Sturmflutwehr, ein Bauwerk teils Deich und teils Wehren, zum ersten Mal seit 2007 zu.

Am Amsterdamer Flughafen Schiphol wurden zahlreiche Flüge gestrichen. Betroffen waren europäische Kontinentalflüge von und nach Amsterdam, sagte ein Flughafensprecher. Interkontinentalflüge waren zunächst nicht betroffen. Auch in Dänemark setzte der Zugverkehr von 13 Uhr an aus.