Zurücktreten kann er nicht mehr, denn er ist ja Rentner. Waldemar Hartmann über den Moment, als ihm sein Blackout bei Günther Jauch bewusst wurde.

Berlin. Der Lapsus des Jahres steckt Waldemar Hartmann, 65, zwar noch in den Knochen. Doch bald drei Wochen nach der Aufzeichnung seines Aussetzers bei Günther Jauchs Prominentenspecial von „Wer wird Millionär?“ hat sich der ehemalige Fußballreporter wieder berappelt. Statt Brasilien nannte Hartmann als Telefonjoker Deutschland als Antwort auf die Frage, wer noch nie im eigenen Land Fußball-Weltmeister wurde. Er erinnert sich an die Mischung aus „Blutsturz und Schnappatmung“ nach seinem Fauxpas und träumt von einem Werbevertrag für Ginseng, wie er der Nachrichtenagentur dpa sagte.

Frage: Das Ganze war ja gestern abend nicht live bei RTL – wann und wo ist das passiert?

Waldemar Hartmann: Anfang November. Wir waren in Sindelfingen nach einer Lesung gerade auf dem Sprung zu einem Italiener. Es war gegen 22.25 Uhr, als mir jemand das Telefon reichte. Dann nahmen die Dinge ihren Lauf.

Wie haben Sie die 30 Sekunden Antwortzeit erlebt? Sie klangen ja absolut sicher, dass Deutschland noch nie eine WM gewonnen hat?

Hartmann: Zunächst gab es das übliche Geplänkel mit Günther, dann hat Lena Gercke die Frage gestellt. Ich muss sagen: Ich kann mit der Wohlfühlgesellschaft Fußball sehr wenig anfangen, wenn wir vorm Brandenburger Tor schon dritte Plätze feiern und das zu einem großen Sommermärchen wird. Wenn dann noch eine schöne und blitzgescheite Frau wie die Lena anruft, habe ich wohl für Fußball keinen Platz mehr in meinem Kopf gehabt.

Was ist nach dem Auflegen passiert?

Hartmann: Ich wurde schnell aufgeklärt. Danach bekam ich so etwas, was es medizinisch nicht gibt: Eine Mischung aus Blutsturz und Schnappatmung. Eine Stunde später hat mich Günther Jauch angerufen und gesagt: „Jetzt weißt du, wie sich die Kandidaten auf dem Stuhl fühlen.“ Er hat mir geraten, keine Weißbierwerbung zu machen, sondern für Ginseng-Produkte. Vielleicht meldet sich die Pharmaindustrie ja und vielleicht hilft's ja auch!“

Wo waren Sie denn bei der WM 1974 – außer Landes?

Hartmann: Es gibt vier, fünf Kronzeugen der Verteidigung, die belegen können, dass ich einige Gäste bei mir in Augsburg im Wohnzimmer hatte. Danach sind wir singend mit Schmähgesängen gegen die Holländer durch die Straßen gezogen. Ich könnte heute auch noch die Mannschaftsaufstellungen herunterbeten. Es war eben halt ein Blackout, so wie manch Bundesminister ihn angeblich hatte, wenn er nicht mehr wusste, woher die Parteispenden kamen.

Politiker werden nach Aussetzern gern mal zum Rücktritt aufgefordert. Denken Sie an Rücktritt als Fußballexperte?

Hartmann: Ich bin zurückgetreten, ich habe einen Rentenausweis. Ich habe keinen Job mehr, den ich verlieren könnte. Mir geht es gut. Danke der Nachfrage.

Wie nehmen Sie den Spott heute auf, vor allem im Internet?

Hartmann: Ich nehme anonyme Menschen im Internet nicht zur Kenntnis, ich habe kein Facebook, kein Twitter. Und wenn ich jetzt einigen Menschen zum Auskotzen verholfen habe und es ihnen damit besser geht: Herzlichen Glückwunsch!