Erinnerungsstücke an den US-Präsidenten stehen hoch im Kurs. So erzielte seine Pilotenjacke 655.000 Dollar

Washington. Eine Nation ist fasziniert von einem Mann, dessen Leben am 22. November 1963 in Dallas tragisch endete. John F. Kennedy (JFK) gilt als einer der „großen“ US-Präsidenten. Herausgehoben werden sein Charisma, seine Schlagfertigkeit, seine politischen Leistungen. Das Ansehen ist hoch, obwohl in den Jahren nach seinem Tod wenig sympathische Details aus seinem Privatleben an die Öffentlichkeit gelangten. Seinem Ruf als „guter Katholik“ haben seine Sexsucht, die zahlreichen Affären mit Schauspielerinnen, Praktikantinnen und Prostituierten kaum geschadet.

Knapp einen Monat nach dem 50. Jahrestag der Ermordung des US-Präsidenten kommt die Armbanduhr, von der seine Todeszeit abgelesen worden sein soll, in New York unter den Hammer. Die 18-karätige Patek-Philippe-Uhr soll am 17. Dezember bei Christie's mindestens 150.000 Dollar (111.000 Euro) einspielen. Die Stoppuhr stammt aus dem Jahr 1948 und wurde für den Arzt Kemp Clark von dessen Mutter in der Schweiz ein Jahr später für 750 Dollar gekauft. Clark war einer der Ärzte, die am 22. November 1963 dabei waren, als der Präsident in die Notaufnahme kam. Er erklärte Kennedy um 13 Uhr für tot und bezog sich auf seine Armbanduhr. Danach unterzeichnete er den Totenschein. Die Uhr wird in der originalen roten, zweischaligen Schachtel von Clarks Nachfahren verkauft, inklusive Kaufquittung und dem Zertifikat von Patek Philippe. Auf der Rückseite der Uhr ist der Name des Arztes eingraviert.

Der Co-Chef von Christie's, zuständig für Uhren, John Reardon, sagte: „Es gibt eine endlose Debatte unter Historikern über die eigentliche Todeszeit, und es gab höchstwahrscheinlich auch in der Notaufnahme eine Uhr. Allerdings stimmen Familie und Historiker folgenden Tatsachen zu: Die Uhr war an diesem Tag an seinem (Clarks) Handgelenk, er benannte die Todeszeit und unterschrieb die Todesurkunde.“

Erinnerungsstücke von JFK stehen hoch im Kurs. Sammler zahlen viel Geld, wobei für den Preis der unzweifelhafte Herkunftsnachweis entscheidend ist. So erzielte seine Pilotenjacke von „Air Force One“ aus dem Jahr 1962 bei einer Auktion im Februar 655.000 Dollar. Ein Füller, mit dem er eine Waffensendung nach Kuba abgezeichnet hatte, ging für 24.000 Dollar weg. Handgeschriebene Briefe und gewidmete Bücher waren bis zu 10.000 Dollar wert.

Mehr als 650 Gegenstände aus dem Nachlass von David Powers wurden bei dieser Auktion ersteigert. Powers (1912–1998) war persönlicher Assistent und enger Freund Kennedys. Er saß in Dallas in dem Wagen, der der Präsidentenlimousine direkt folgte. Von 1964 bis 1994 diente der treue Freund der „John F. Kennedy Library“ in Boston als Chefkurator. Ein Buch über Antrittsreden amerikanischer Präsidenten erhielt der Trauernde im Dezember 1963 mit einem Schreiben Jackie Kennedys, der Witwe des Präsidenten: „Der Präsident wollte Ihnen dies zu Weihnachten schenken. Bitte nehmen Sie es nun aus meinen Händen an, mit meiner Ergebenheit für alles, was Sie getan haben, um Jack so viele glückliche Stunden zu geben. Sie und ich werden ihn am meisten vermissen.“

Das Kalkül des Profits geht nicht immer auf. So blieb bei einer Auktion in New Hampshire Ende Oktober, das Fenster samt Rahmen, aus dem Lee Harvey Oswald die drei Schüsse abgab, unverkäuflich. Es war Wochen nach dem Attentat aus dem sechsten Stock des Texas School Book Depository entfernt worden. Niemand wollte es. Oder war die Herkunftsgeschichte zu dürftig? Ersteigert für 54.000 Dollar wurde hingegen das Büchlein, in dem der zum Scharfschützen ausgebildete Marineinfantrist Oswald seine Schießresultate eingetragen hatte.

Unerreichbar ist dagegen das pinkfarbene Chanel-Kostüm, dass Jackie an jenem Tag in Dallas trug. Es lagert, blutbefleckt, ungereinigt, samt den dunkelblauen Schuhen und anderen Accessoires der First Lady im US-Nationalarchiv. Das Kostüm hatte Jackie Kennedy bei Chez Ninon in Manhattans Park Avenue gekauft und mindestens sechsmal vor dem 22. November 1963 getragen. In den Stunden nach dem Attentat widerstand sie allen Bitten, das Kostüm wenigstens auf dem Rückflug nach Washington zu wechseln. „Lasst sie sehen, was sie angerichtet haben“, sagte sie.