Eine Woche, nachdem ein Taifun auf den Philippinen wütete, sorgt eine Luftbrücke für ein wenig Linderung des Leids. Finanzielle Hilfe kommt von den deutschen Reedern.

Tacloban. Pausenlos fliegen Helikopter Hilfsgüter in die entlegensten Regionen, verzweifelte Menschen strecken ihre dreckigen Hände den Helfern mit den Care-Paketen entgegen, versuchen, einen der Kanister mit Trinkwasser zu erhaschen. Auch die ärztliche Versorgung der Verletzten läuft an – endlich.

Eine Woche nach dem verheerenden Taifun „Haiyan“ auf den Philippinen haben Zehntausende Überlebende am Freitag erstmals Lebensmittelpakete und Trinkwasser bekommen. Die Luftbrücke mit amerikanischen Hubschraubern hat die Not der erschöpften Menschen etwas gelindert.

Immer mehr Hilfsorganisationen erreichen jetzt auch die anderen Teile des Katastrophengebiets. Ärzte ohne Grenzen sei mit 91 Mitarbeitern auch auf den Inseln Cebu, Samar, Panay und Bantayan im Einsatz, teilte die Organisation in Berlin mit. Auch Notarzt Tankred Stöbe, der Vorstandsvorsitzende von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, sei unterwegs ins Krisengebiet. „Aktion Deutschland Hilft“ hat wie viele Organisationen in Cebu einen Stützpunkt für die Verteilung der Ressourcen aufgebaut. Von dort hat Mitarbeiter Moritz Wohlrab aus Nürnberg bei der Verteilung von Hilfsgütern geholfen. Er kritisiert die Organisation der Philippiner: „Es fehlt leider der Gesamtüberblick“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Es ist offensichtlich, dass die Regierung mit dieser Katastrophe doch ein gutes Stück weit überfordert ist.“

Innenminister Mar Roxas räumte ein, dass vieles zu langsam passiere. „Jeden Tag läuft es besser als am Vortag. Es kann nie schnell genug gehen in einer Situation wie dieser, wo so viele Menschen betroffen sind und so viel Infrastruktur beschädigt ist“, sagte er in Tacloban. Die Regierung rechnet damit, dass das Desaster das Wirtschaftswachstum von erwarteten sieben auf 6,5 Prozent drosselt.

Dort, wo die Hubschrauber am Freitag riesige Care-Pakete absetzen, laufen innerhalb von Minuten riesige Menschentrauben zusammen. Im völlig zerstörten Tacloban mit einer Bevölkerung von mehr als 200.000 Einwohnern stehen die Menschen stundenlang Schlange, um ein paar Flaschen Trinkwasser zu ergattern. „Den Taifun haben wir überlebt, aber am Hunger sterben wir vielleicht“, sagt die fünffache Mutter Lolita Kimanliman, die bei dem Taifun im Sportstadion Astrodome Zuflucht gesucht hatte. Ihr Mann ertrank.

Die Zahl der Toten gaben die Katastrophenbehörden nun mit 3631 an, 1179 Menschen galten als vermisst. Und noch immer werden weitere Leichen aus den Trümmern geborgen. Es sei ein Irrglaube, dass von den ungeborgenen Leichen eine unmittelbare Gesundheitsgefahr ausgehe, sagte die Sprecherin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Nyka Alexander, in Manila.

Die Mikroorganismen, die für die Verwesung der Leichen verantwortlich seien, könnten bei Lebenden keine Krankheit auslösen. Die meisten ansteckenden Organismen könnten in einem leblosen Körper keine 48 Stunden überleben, sagt das Rote Kreuz. Bestimmte Infektionen wie Hepatitis stellten nur für Menschen ein Risiko dar, die mit den Leichen hantieren. Das Rote Kreuz rät außerdem davon ab, Opfer ohne Identifizierung in Massengräbern zu beerdigen. Dies könne zu großem Leid der Hinterbliebenen führen.

Im Notstandsgebiet hat das Feldlazarett der Duisburger Hilfsorganisation I.S.A.R Germany geöffnet. Innerhalb weniger Stunden kommen Dutzende Verletzte, die mit komplizierten Brüchen und tiefen Schnittwunden seit einer Woche keine Versorgung hatten, berichtet Pressesprecher Mark Rösen aus Palo bei Tacloban. Manche Wunden seien so entzündet, dass die Menschen wahrscheinlich nur noch mit Amputationen gerettet werden könnten. „Viele spüren den Schmerz gar nicht mehr, weil die Nerven schon zerstört sind“, sagt Rosen. In manchen Wunden hätten sich Maden breitgemacht.

Nach dem amerikanischen Flugzeugträger „USS George Washington“ soll bald ein britischer Flugzeugträger zum Einsatz kommen, wie Premierminister David Cameron ankündigte. Die „HMS Illustrious“ soll am 24. November vor den Philippinen eintreffen.

Finanzielle Hilfe kommt von den deutschen Reedern. Sie spenden 100.000 US-Dollar (74.000 Euro) für philippinische Seeleute und deren Familien. 20.000 US-Dollar seien für die mehr als 260 Seemannsmissionen weltweit bestimmt, teilte der Verband Deutscher Reeder (VDR) in Hamburg mit. Unter anderem sollen die Seemannsmissionen den Kontakt zu Verwandten auf den Philippinen kostenlos anbieten können. Auf rund 3500 deutschen Handels- und Passagierschiffen arbeiten laut VDR rund 25.000 Philippiner.

Airbus Hamburg hilft mit einem Überführungsflug des Airbus A32 nach Manila für Philippine Airlines. Das transportiert Hilfsgüter wie Medikamente, Lebensmittel und Generatoren. Zudem bringt sie ein Ärzteteam der Hilfsorganisation Humedica in das Krisengebiet.