Seit Jahrzehnten ist der Yeti, der mysteriöse Schneemann aus dem Himalaya, Stoff für Legenden und Spekulationen. Ein britischer Genforscher will nun das Rätsel mit moderner DNA-Technik gelöst haben.

London. Ein britischer Wissenschaftler glaubt, das Geheimnis um den Yeti gelüftet zu haben. Bei dem angeblich behaarten, affenähnlichen Wesen soll es sich um einen Bären handeln. Eine DNA-Analyse habe ergeben, dass der Yeti ein Nachfahre eines urzeitlichen Eisbären sei, teilte der britische Genetiker Bryan Sykes mit.

Für seine Forschungen verwendete er demnach zwei DNA-Proben aus dem Himalaya. Diese stammten von Tieren, die Einheimische als Yetis identifiziert hatten. Bei der Einspeisung der Proben in eine Datenbank mit Tiergenomen entdeckte Sykes nach eigenen Angaben, dass der genetische Fingerabdruck dieser Wesen mit dem eines in der norwegischen Arktis gefundenen und mindestens 40.000 Jahre alten Kieferknochen eines Eisbären identisch ist.

Beim Yeti handele es sich demnach um direkte Nachkommen des prähistorischen Tieres, vermutlich um eine Kreuzung aus Eis- und Braunbären. Das erkläre möglicherweise auch, warum sein Verhalten von anderen Bären abweiche und er sich öfter aufrecht bewege, wie von Augenzeugen beschrieben, sagte Sykes.

Spezies noch nicht ausgestorben?

Eine der beiden Proben stammte von einer angeblichen Yeti-Mumie aus der indischen Region Ladakh und wurde von einem französischen Bergsteiger mitgenommen, dem der Leichnam vor 40 Jahren gezeigt wurde. Die zweite war ein einzelnes Haar, das vor rund zehn Jahren in Bhutan – rund 1300 Kilometer weiter östlich – entdeckt wurde. Die Tatsache, dass die beiden Proben so weit auseinander und vor so kurzer Zeit gefunden worden seien, deute darauf hin, dass die Spezies noch nicht ausgestorben sei. „Der nächste Schritt ist, dorthin zu gehen und einen zu finden.“

Die Forschungen von Sykes wurden bisher nicht veröffentlicht, aber anderen Wissenschaftlern zur Überprüfung übermittelt. Experten wie Tom Gilbert, Professor für Paläogenomforschung am Naturgeschichtlichen Museum in Dänemark, erklärten, Sykes Forschung biete eine „vernünftige Erklärung“ für Yeti-Sichtungen.