Wer sich am Sonnabend vor der Bundestagswahl vorm Fernseher auf seinen Gang zur Wahlurne einstimmen lassen will, hat die Wahl: Stefan Raab auf ProSieben oder Steffen Hallaschka auf RTL.

Hamburg/Köln. Für seinen Sonnabendabend-Einstand hätte sich RTL-Moderator Steffen Hallaschka vermutlich leichtere Konkurrenz gewünscht. Ausgerechnet ProSieben-Entertainer Stefan Raab tritt an diesem Sonnabend (21. September) um 20.15 Uhr mit ihm zum Fernduell an.

Beide kennen am Vorabend der Bundestagswahl nur ein Thema und widmen sich ganz dem Wahlsonntag. Abstimmen soll das Publikum in beiden Live-Shows schon mal. Doch während sich in Raabs „TV Total Bundestagswahl 2013“ Politiker wie Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin dem Zuschauervoting stellen, geht Hallaschka mit prominenten Showgrößen der Frage nach: „Wie tickt Deutschland?“.

2,30 Millionen Zuschauer erreichte Raabs „TV total Bundestagswahl 2009“. Die höchsten Einschaltquoten holten damals „Willkommen bei Carmen Nebel“ (4,55 Millionen) im ZDF vor Frank Elstners ARD-Sendung „Verstehen Sie Spaß?“ (4,49 Millionen). „Verstehen Sie Spaß?“ gibt es auch diesmal, Elstner-Nachfolger Guido Cantz empfängt Gäste wie Schlagerstar Andrea Berg. Auf dem TV-Programm stehen noch unter anderem „Kommissarin Lucas“ im ZDF, ein Film („Mr. Poppers Pinguine“) auf Sat.1 und ein 235-minütiger Udo-Lindenberg-Abend auf Vox. Als Horst Schlämmer startet Komiker Hape Kerkeling im Spartenkanal ZDFneo seinen Wahlkampf mit „Isch kandidiere!“.

Interessant dürfte vor allem werden, welche Wahlsendung das Publikum am meisten überzeugt. Raab, der inzwischen seinen eigenen und gerade für den Deutschen Fernsehpreis nominierten Polittalk „Absolute Mehrheit“ hat und der jüngst für seinen Auftritt im TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück positive Kritiken erntete, setzt auf seine „Elefantenrunde“. Neben Trittin stehen auf der Gästeliste Agrarministerin Ilse Aigner (CSU), CDU-Vize Armin Laschet, der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle und Linken-Spitzenkandidat Gregor Gysi.

Mit einem „Live-Experiment“ zur Bundestagswahl gibt Hallaschka auf RTL sein Samstagabend-Debüt. Der 41-Jährige, der seit 2011 mittwochabends beim Kölner Privatsender für „Stern TV“ vor der Kamera steht, will in seiner Live-Sendung „den Puls der Republik“ fühlen: Hallaschka präsentiert die Ergebnisse repräsentativer Umfragen und diverser Experimente. Fünf Prominente – Schauspieler Armin Rohde, Model Lena Gercke, die Silbermond-Musiker Stefanie Kloß und Andreas Nowak sowie Comedian Bülent Ceylan – sollen im Studio einschätzen, wie die Deutschen über „gesellschaftlich relevante Themen“ denken.

„Verblüffende Experimente decken auf, wie aktiv, ehrlich, humorvoll oder hilfsbereit die Deutschen sind“, kündigt der Sender an. Dafür wurde teils mit versteckter Kamera gedreht, Hallaschka selbst etwa schlüpfte in die Rolle eines Obdachlosen. Bei Live-Abstimmungen können sich die RTL-Zuschauer daheim während der Sendung via Internet ins Geschehen einklicken. „Die Menschen in Deutschland werden von sich selbst überrascht sein“, wurde der Moderator zitiert.

Auch Raab lässt nach der Diskussionsrunde abstimmen: Für welche Partei würden oder werden sie sich entscheiden? Seine Stimme abgeben kann jeder, egal ob wahlberechtigt oder nicht, auch Mehrfachnennungen sind möglich. Doch selbst wenn die Ergebnisse der „TV total“-Wahl nicht repräsentativ seien, hätten sie in der Vergangenheit zum Teil näher am tatsächlichen Ergebnis der Bundestagswahl gelegen als die Umfragen großer Meinungsforschungsinstitute, betont der Sender. „2005 prognostizierte die ProSieben-Show eine Mehrheit für eine große Koalition, 2009 sagte sie große Verluste für die SPD voraus.“

Wenn es allerdings nach dem Publikum von 2009 gegangen wäre, wäre die Linke mit 20,5 Prozent (tatsächlich waren es dann 11,9) die zweistärkste Kraft hinter der CDU/CSU (26,6) gewesen. „Diese TV-Umfrage kann nicht repräsentativ sein“, sagte Raabs Co-Moderator Peter Limbourg damals. „Auch die Linke muss das anerkennen.“