Ein ehemaliger Mitarbeiter des Weißen Hauses enthüllte jetzt, dass der Präsident die Spannung nicht mehr ausgehalten hat. Sein Fotograf musste mit ihm Karten spielen.

Washington. Hielt er den Druck nicht aus? US-Präsident Barack Obama soll sich von der nervenaufreibenden Jagd militärischer Spezialkräfte auf Osama bin Laden vor gut zwei Jahren mit Kartenspielen abgelenkt haben, wie jetzt ein enger Vertrauter berichtete. Obama habe die Live-Übertragung des Einsatzes in Pakistan Anfang Mai 2011 nicht komplett sehen wollen, sagte der damalige persönliche Assistent Obamas, Reggie Love, in einem am Mittwoch veröffentlichten Video.

In der Vergangenheit war darüber berichtet worden, dass Obama vor dem Einsatz sogar noch Golfspielen war. Über US-Außenministerin Hillary Clinton wurde dagegen berichtet, sie sei schockiert gewesen über das, was im Situation Room des Weißen Hauses zum Einsatz erfuhr.

Tatsächlich ist sie auf dem offiziellen Bild zu sehen, wie sie sich offenbar schockiert die Hand vor den Mund hält. Sie behauptete später, sie habe husten müssen.

„Ich werde hier nicht bleiben, ich halte es nicht aus, das alles zu sehen“, sagte Obama laut Assistent Reggie Love im Krisenraum des Weißen Hauses, in den die Jagd auf bin Laden via Satellit übertragen wurde.

Daraufhin seien Obama, der offizielle Fotograf Pete Souza und er selbst in das private Esszimmer des Präsidenten gegangen und hätten dort Karten gespielt, berichtete Love. 15 Partien hätten sie hinter sich gebracht.

Bin Laden, Chef der Terrororganisation Al-Qaida, wurde am 2. Mai 2011 im pakistanischen Abbottabad von einem US-Militärkommando getötet. Das Weiße Haus veröffentlichte später ein Foto von Souza aus dem Krisenraum, auf dem Obama, die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton und weitere hochrangige Regierungsvertreter in höchster Anspannung zu sehen sind.

Obama macht Urlaub auf der Promi-Insel Martha’s Vineyard

In dieser Woche erholt sich Barack Obama mit seiner Familie auf der Promi-Insel Martha’s Vineyard. Mehrmals täglich schicken Reporter der „Washington Post“ oder der „New York Times“ frische Infos über den Präsidenten für den sogenannten Pool-Bericht des Weißen Hauses. So bleiben Journalisten, die ihn nicht begleiten können, trotzdem im Bilde über den „POTUS“, wie der „President of the United States“ in den Berichten abgekürzt genannt wird.

Der Pool-Bericht liest sich zum Beispiel so: Exakt um 12.36 Uhr rollt die präsidiale Gefolgschaft vom Anwesen in Chilmark und fährt Richtung Oak Bluffs und Nancy's Restaurant im Hafengebiet. Ankunft um 12.55 Uhr. Obama begrüßt die Menschenmenge im Nieselregen. Er trägt einen blauen Fleece-Pullover, eine Baseball-Mütze der Chicago White Sox und Turnschuhe. Dann bestellt er sich frittierte Garnelen, Austern, Zwiebelringe und Pommes. Die Menschen winken und machen Fotos, als Obama sein Essen am Tresen abholen geht. Bald merkt man: Der Pool-Bericht liefert Informationen, wo keine Nachrichten sind.

Die Euphorie nach der Wiederwahl ist abgekühlt

Vor allem seine Familie wird während des Urlaubs mehr vom amerikanischen Staatschef haben als sonst. Der 52-Jährige verbringt seine Sommerferien zusammen mit seiner Frau Michelle, 49, und Hund Bo, 4, auf der Insel im US-Staat Massachusetts. Die Töchter Sasha, 12, und Malia, 15, waren zunächst nicht dabei, wie erst am Mittwoch vom Weißen Haus bekannt gegeben wurde. Sie besuchen ein Sommercamp und sollen später dazustoßen. Begleitet wird Obama vom Präsidenten-Koch Sam Kass, dem Reise-Direktor des Weißen Hauses Marvin Nicholson und dem Wall-Street-Experten Robert Wolf. Auch hier geht Obama seiner großen Leidenschaft nach: dem Golfen.

Die Urlaubstage kann der „POTUS“ gut gebrauchen, er blickt nicht gerade auf die rosigste Phase seiner Präsidentschaft zurück. Die Euphorie nach der Wiederwahl im November 2012 ist nach turbulenten Monaten ziemlich abgekühlt. Bei seinen politischen Zielen musste der Präsident deutliche Abstriche machen: Im April war die geplante Verschärfung der Waffengesetze im Senat gescheitert. Die Reform des Einwanderungsgesetzes, die rund elf Millionen Menschen ohne gültige Papiere in den USA den Status der Legalität verleihen soll, hängt noch im Kongress. Eigentlich hätte das bis zum Sommer erledigt sein sollen.

Die Anwohner sollen sich beim Weißen Haus beschweren

Es ist bereits das vierte Mal, dass die Obamas auf der Promi-Insel im US-Bundesstaat Massachusetts Urlaub machen. Bisher hatten die Obamas im Ferienhaus „Blue Heron Farm“ auf einem 11,5 Hektar großen Grundstück residiert. Nachdem das Haus 2011 verkauft worden war, musste sich die Präsidentenfamilie in diesem Jahr eine neue Unterkunft suchen. Das neue Ferienhaus hat Wasserblick, verfügt über einen Swimmingpool und einen kleinem Basketballplatz.

In den vergangenen Jahren stand die Wahl des kostspieligen Urlaubsortes bei Obamas Kontrahenten in der Kritik. Martha's Vineyard (der Weinberg) gilt als das Sylt Nordamerikas, viele Prominente und betuchte Amerikaner haben hier Villen.

Auf der rund 16.500 Einwohner zählenden Elite-Insel verbrachten auch andere demokratische Präsidenten ihren Familienurlaub. Schon die Kennedys zogen es vor, ihre Ferien lieber hier als in der offiziellen „Erholungsanlage“ der US-Präsidenten in Camp David zu verbringen. Die berühmte Familie ist auch auf tragische Weise mit der Insel verbunden: John F. Kennedy Jr. verunglückte 1999 unweit mit seinem Flugzeug. Auch die Clintons verbrachten hier viele ihrer Sommerferien.

Anwohner auf Martha's Vineyard sind vom präsidialen Besuch allerdings wenig begeistert: Für die Dauer von Obamas Aufenthalt wird aus Sicherheitsgründen eine Hauptverkehrsstraße gesperrt. Ein Beamter der Stadt hatte den vergrätzten Bewohnern im Vorfeld empfohlen, sich am besten direkt beim Weißen Haus zu beschweren.