Die Hitzewelle ist vor allem im Süden und Osten mit teilweise heftigen Gewittern jäh geendet. Allein Heidelberg meldet Schäden in Höhe von 650.000 Euro. In Bayern verenden in einem brennenden Stall 250 Ferkel.

Berlin/Hamburg. Die Hitzewelle ist vorerst vorüber - doch sie ist nicht einfach abgeebbt, sondern in weiten Teilen Deutschlands mit einem regelrechten Donnerhall beendet worden.

Vor allem im Süden und Osten der Republik tobten heftige Gewitter und Orkanböen. Besonders betroffen waren etliche Landstriche in Bayern, dort brannten nach Blitzeinschlägen zahlreiche Gebäude.

Im baden-württembergischen Heidelberg summierten sich die Schäden bereits auf 650.000 Euro. Auch in Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen hatten die Menschen mit dem Unwetter zu kämpfen.

Bei der Deutschen Bahn führten Blitzeinschläge, heftige Sturmböen und entwurzelte Bäume zu zahlreichen Streckensperrungen. Betroffen waren vor allem das Rhein-Main-Gebiet, das nördliche Umland Berlins und Gebiete zwischen Erfurt und Leipzig.

Eine meteorologische Abschwächung ist vorerst nicht in Sicht: Der Deutsche Wetterdienst warnt auch für Mittwoch vor teils unwetterartigen Schauern und Gewittern. Heftiger Starkregen, Hagel und Sturmböen seien möglich.

Wechselhaftes Sommerwetter folgt

Auch am Donnerstag muss im Osten und Süden der Republik noch mit einigen Gewittern gerechnet werden. „Für den Westen können wir dann schon Entwarnung geben“, sagte Meteorologe Christian Herold vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach am Mittwoch voraus. „Am Freitag ist es in ganz Deutschland vorbei.“

Wechselhaftes Sommerwetter mit 23 bis 27 Grad kündigt Herold an. „Am wärmsten bleibt es im Südwesten.“ Ist der heiße Sommer 2013 damit schon Geschichte? „Die 40 Grad werden wir voraussichtlich in diesem Sommer nicht mehr knacken.“ Aber: „Ein paar heiße Tage mit über 30 Grad sind noch möglich.“

So tobte das Unwetter in den einzelnen Bundesländern:

Baden-Württemberg

Ein heftiges Unwetter über Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Raum hat insgesamt einen Schaden von rund 650.000 Euro angerichtet. Polizei und Feuerwehr waren am Dienstag stundenlang damit beschäftigt, die Schäden zu beseitigen.

Wie die Polizei weiter mitteilte, behinderten in Heidelberg umgestürzte Bäume und herabfallende Äste den Verkehr. Dächer wurden durch den Sturm abgedeckt. Durch aufsteigendes Wasser wurden zahlreiche Kanaldeckel aus ihren Schächten gehoben.

Auch im Raum Karlsruhe wurden Bäume entwurzelt, Strommasten auf die Straße geweht und Häuser abgedeckt. Ein umfallender Bauzaun verletzte einen Fußgänger schwer. In Bad Herrenalb (Kreis Calw) kam eine 58-jährige Autofahrerin auf regennasser Fahrbahn von der Straße ab und prallte gegen einen Baum. Sie wurde so schwer verletzt, dass sie noch an der Unfallstelle starb.

Zu rund 20 Einsätzen rückte die Feuerwehr in Ravensburg am Dienstagabend aus. Auch hier kam es vor allem zu umgestürzten Bäumen, es wurde niemand verletzt.

Bayern

In Bayern krachte es besonders oft. In Feldkirchen setzte ein Blitz einen Bauernhof in Brand. Rund 250 Ferkel verendeten in den Flammen, wie die Polizei in Straubing am Mittwochmorgen mitteilte. In Regensburg schlug ein Blitz in ein Mehrfamilienhaus ein. Im Stadtteil Oberisling stürzte ein Baum auf eine Hochspannungsleitung und sorgte für Funkenflug.

Allein in der Oberpfalz zählten die Retter am Dienstagabend 130 unwetterbedingte Notrufe. Bei Königstein musste der Fahrer eines Omnibusses einem auf der Fahrbahn liegenden Baum ausweichen. Dabei wurde der Bus leicht beschädigt, Fahrer und Fahrgäste blieben unverletzt, wie die Polizei berichtete. Auf der Autobahn 3 nahe Oberölsbach krachte ein Porsche bei Starkregen in die Leitplanke. Der Fahrer kletterte unverletzt aus seinem völlig demolierten Flitzer.

In Regensburg gingen zwischen 18.30 und 22.00 Uhr etwa 130 Notrufe ein. Meist ging es um entwurzelte Bäume, die auf Straßen gestürzt waren. Auf der Autobahn 6 zwischen den Anschlussstellen Waidhaus und Pleystein war deshalb die rechte Fahrspur kurzzeitig blockiert. Auch bei Königstein im Landkreis Amberg-Sulzbach musste der Fahrer eines Busses einem Baum ausweichen. Dabei wurde das Fahrzeug leicht beschädigt, Fahrer und Fahrgäste blieben unverletzt.

Durch die starken Windböen wurden auch einige Bauzäune und Wahlplakatständer umgeweht. In Neumarkt und Regensburg wurden Autos durch umgestürzte Verkehrsschilder beschädigt. Auch in Regensburg schlug ein Blitz in ein Mehrfamilienhaus ein. Zu einem offenen Feuer kam es jedoch nicht. Auf der Autobahn 3 nahe Berg bei Neumarkt kam ein 52-Jähriger bei Starkregen mit seinem Sportwagen ins Schleudern und prallte in die Leitplanke. Der Mann blieb unverletzt.

In Gunzenhausen (Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen) brannte nach einem Blitzschlag ein landwirtschaftliches Gebäude nieder. Wie die Polizei mitteilte, erlitt eine 84-jährige Bewohnerin des angrenzenden Wohnhauses einen Schock und wurde ins Krankenhaus gebracht. Der Schaden belief sich auf mindestens 400.000 Euro. Dem 53 Jahre alten Landwirt gelang es, seine 20 Rinder aus dem brennenden Stall zu treiben. Die Feuerwehr konnte ein Übergreifen der Flammen auf das Wohnhaus verhindern.

Ein Schaden von mindestens 100.000 Euro entstand beim Brand einer landwirtschaftlichen Maschinenhalle in Prien (Landkreis Rosenheim). Wie die Polizei mitteilte, wurden bei dem Feuer keine Menschen verletzt. In der Halle verbrannten Maschinen und landwirtschaftliche Vorräte. Die Polizei geht von einem Blitzschlag als Brandursache aus.

Ebenfalls durch einen Blitzschlag ist am Dienstagabend in Moosthenning (Landkreis Dingolfing-Landau) der Dachstuhl eines Einfamilienhauses in Brand geraten. Dort bezifferte die Polizei den Schaden auf 75.000 Euro. Verletzt wurde niemand, die Eigentümerin des Hauses war verreist. Durch den Blitzschlag wurden auch die Strom- und Telefonleitungen von zwei angrenzenden Häusern beschädigt.

Die Deutsche Bahn musste am Dienstag den Streckenabschnitt von Nürnberg nach Leipzig der ICE-Linie zwischen München und Berlin sperren.

Berlin und Brandenburg

Auch über Berlin und Brandenburg entlud sich gegen Mitternacht ein Sommergewitter, das der Feuerwehr einen stundenlangen Ausnahmezustand bescherte. „In der Nacht mussten wir alleine in der Zeit von 22.05 bis 0.35 Uhr rund 180 Mal ausrücken“, sagte ein Sprecher der Berliner Feuerwehr am frühen Morgen. „Es war eine bunte Mischung. Vollgelaufene Keller mussten leergepumpt, umgestürzte Bäume zersägt und überflutete Straßen entwässert werden.“ Etliche Autos wurden durch herabfallende Äste beschädigt. „Verletzte gab es zum Glück nicht“, sagte der Sprecher weiter.

Nähere Angaben zum Umfang der Schäden gibt es noch nicht. Der Deutsche Wetterdienst in Potsdam hatte kurz vor Mitternacht die Unwetterwarnungen für Teile Brandenburgs, Potsdam und Berlin aufgehoben.

Nach den Unwetterschäden sind die Fernstrecken der Deutschen Bahn wieder frei. Allerdings sei auch am Mittwoch noch mit einzelnen Verspätungen zu rechnen, sagte ein Bahnsprecher am Morgen in Berlin. Denn die zahlreichen Störungen am Vortag hätten dazu geführt, dass Loks und Wagen nicht immer an ihrem Einsatzort befänden.

Rund 2000 Züge seien von den schweren Gewittern betroffen gewesen. Die Bahnen kamen entweder verspätet ans Ziel oder konnten nur Teilstrecken fahren. In den meisten Fällen waren umgestürzte Bäume der Grund für Streckenunterbrechungen.

Hessen

Nach dem Unwetter über Teilen von Hessen am Dienstagnachmittag hat sich die Lage in der Nacht zum Mittwoch beruhigt. Im Rhein-Main-Gebiet und in Osthessen, wo Regen und Sturm besonders stark gewütet hatten, seien nun die Aufräumarbeiten angelaufen, berichtete die Polizei.

Am Frankfurter Flughafen wurde bis in die Nacht an einer Versorgungsbrücke gearbeitet, die durch das Dach des Fernbahnhofs zu stürzen drohte. „Mit einem Kran wurde versucht, die Brücke zu sichern“, sagte ein Polizeisprecher. Am frühen Mittwochmorgen sei der Betrieb am Bahnhof wieder aufgenommen und die Sperrung der direkt daneben verlaufenden Bundesstraße 43 aufgehoben worden.

Am Dienstag war zunächst alle Fernstrecken von und nach Frankfurt am Main gesperrt worden. Der Fernbahnhof am Frankfurter Flughafen war ab 16 Uhr wegen Gebäudeschäden dicht. Auch der Nahverkehr im Rhein-Main-Gebiet war betroffen.

In Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis) war die Polizeistation nach einem Blitzeinschlag lange „abgenabelt“, wie ein Sprecher in Offenbach sagte. Die Deutsche Bahn berichtete am Morgen nur noch von „vereinzelten Einschränkungen“. Lediglich die Strecke Friedberg-Hanau sei voraussichtlich bis zum Mittag gesperrt, sagte eine Sprecherin.

Rheinland-Pfalz

Die Lage in Rheinland-Pfalz hat sich nach dem Durchzug eines heftigen Gewitters am Dienstagabend wieder beruhigt. In der Nacht zum Mittwoch habe es kaum noch Einsätze gegeben, berichteten die Polizeipräsidien. Auch die Deutsche Bahn konnte Entwarnung geben, es gebe nur noch „vereinzelte Einschränkungen“, sagte eine Sprecherin am Morgen. Nach Angaben der Polizei blieb es bei dem Unwetter bei umgeknickten Bäumen und leicht beschädigten Autos, verletzt wurde offenbar niemand.

Sachsen

Unwetter mit starken Gewittern und Hagelschauern haben in Sachsen größere Schäden angerichtet. Vor allem im Bereich Mittelsachsen und im Erzgebirge wurden am Dienstagabend zahlreiche Bäume entwurzelt und Straßen überschwemmt, wie ein Sprecher der Chemnitzer Polizei am Mittwoch sagte. Im ostsächsischen Weißwasser war am Mittwoch nach einem Blitzeinschlag der Notruf 112 gestört, wie das Landratsamt Görlitz mitteilte.

Auf der Autobahn 72 bei Limbach-Oberfrohna prasselte ein heftiger Hagelschauer nieder, der den Verkehr zeitweilig lahmlegte. Laut Deutschem Wetterdienst wurden aus der Region Zwickau während des Unwetters Hagelkörner von bis zu sieben Zentimetern Durchmesser gemeldet. Ein Mensch erlitt dabei laut Feuerwehr eine Platzwunde. Zahlreiche Dächer und Autos wurden durch die großen Hagelkörner beschädigt.

Schon am Nachmittag sorgte ein Blitzeinschlag für einen Dachstuhlbrand und machte ein Einfamilienhaus in Chemnitz unbewohnbar. Die vierköpfige Familie war während des Brandes nicht Zuhause. Auch im nordsächsischen Delitzsch und in Dresden brannten am Abend zwei Wohnhäuser nach Blitzeinschlägen, hieß es von den zuständigen Polizeidirektionen. Die Bewohner der betroffenen Häuser konnten sich unverletzt in Sicherheit bringen.

Den meisten Regen musste laut Deutschem Wetterdienst das erzgebirgische Deutschneudorf mit 56 Litern auf den Quadratmeter verkraften. Die Meteorologen rechnen für die Abendstunden am Mittwoch und die Nacht zu Donnerstag vor allem für Westsachsen erneut mit heftigen Gewittern, Starkregen, Sturm und Hagel.

Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt wurden vor allem im Süden größere Schäden angerichtet. Ein Erdrutsch blockiert seit Dienstagabend die Landstraße 160 bei Volkstedt im Kreis Mansfeld-Südharz. Zahlreiche Bäume stürzten um und sorgten für zeitweilige Straßensperrungen, wie ein Polizeisprecher in Halle am Mittwoch sagte.

In einigen Straßen sammelte sich während der Starkregenfälle das Wasser, Keller liefen voll. Insgesamt blieb es bei „normalen“ Unwetterschäden, sagte der Sprecher weiter. Verletzte seien zunächst nicht gemeldet worden. Der Rest des Landes kam laut Polizei eher glimpflich davon. Es seien zwar mehrere Bäume umgestürzt, jedoch sei in Magdeburg kein einziger Notruf wegen des Unwetters eingegangen, teilte ein Sprecher mit.

Thüringen

Schwere Gewitter mit Sturm, Starkregen und Hagelschauern haben auch in Thüringen für größere Schäden gesorgt. Es seien bis zum Dienstagabend Dutzende Autos durch umstürzende Bäume und herabfallende Äste demoliert worden, wie ein Sprecher des Innenministeriums in Erfurt am Mittwoch sagte. Das Unwetter sorgte für überflutete Straßen und vollgelaufene Keller.

Im Altenburger Land seien Hagelkörner mit bis zu fünf Zentimeter Durchmesser niedergeprasselt. Ein Blitzeinschlag setzte ein Feld bei Roßleben im Kyffhäuserkreis in Brand, das durch den einsetzenden Regen jedoch wieder gelöscht wurde. Die Autobahnpolizei musste während der Starkregengüsse zu zahlreichen Unfällen ausrücken. Nach Angaben einer Sprecherin wurde jedoch niemand schwer verletzt.