Buchautor behauptet, die First Lady kannte die Affären ihres Ehemanns. Jackie Kennedy sah die Schauspielerin offenbar als große Gefahr, nicht nur für ihre Ehe, sondern auch für die Präsidentschaft ihres Mannes.

Washington. Als Marilyn Monroe im Mai 1962 im New Yorker Madison Square Garden dem US-Präsidenten John F. Kennedy (JFK) zum 45. Geburtstag ein Ständchen sang, war das für die meisten der 15.000 Zuschauer der endgültige Beweis, dass die beiden mehr waren als nur „gute Freunde“.

Gerüchte einer heißen Affäre zwischen Amerikas Sexsymbol Nummer eins und dem mächtigsten Mann der Welt hatte es zu diesem Zeitpunkt schon länger gegeben. Nach dem gehauchten „Happy Birthday, Mr. President“ von Monroe und ihrem fast schon eindeutigen „Dank für die Erinnerungen“ gab es daran wohl kaum noch Zweifel.

Pünktlich zum 50. Jahrestag des Attentats auf John F. Kennedy am 22. November im texanischen Dallas behauptet jetzt der Autor Christopher Andersen in seinem in den USA erscheinenden Buch („These Few Precious Days: The Final Year of Jack with Jackie“, erhältlich ab 6. August in den USA), dass Jackie Kennedy über die zahlreichen Affären ihres Mannes Bescheid wusste. Die First Lady soll darunter seelische Qualen gelitten haben, nahm aber die meisten der Techtelmechtel von JFK zumindest nach außen hin gelassen und nicht wirklich ernst.

Nur die Beziehung zu Marilyn Monroe, deren Todestag sich am Montag zum 51. Mal jährte, soll sie wirklich belastet haben. Jackie Kennedy sah die Schauspielerin als große Gefahr, nicht nur für ihre Ehe, sondern auch für die Präsidentschaft ihres Mannes. „Jackie wusste von all seinen Frauen“, zitiert Andersen in seinem Buch den JFK-Vertrauten, General Godfrey McHugh. Eine Behauptung, die auch Ralph Martin, eine enger Freund der von vielen bewunderten First Lady bestätigt. „Sie wusste alles und kannte jedes dieser Mädchen“, behauptet Martin. „Doch leicht hat sie es nicht genommen.“ Jackie habe es gehasst, dass ihr Mann als Schürzenjäger den Frauen hinterhergestiegen sei. „Aber sie war bereit wegzuschauen, so lange er vorsichtig genug war.“

Erst Marilyn Monroe schien diese Haltung von Jackie Kennedy zu gefährden. Der Star, der unter dem weltweiten Ruhm zerbrach und neben psychischen Problemen unter einer Alkohol- und Drogensucht litt, wollte offenbar mehr sein als nur eine weitere Geliebte.

Laut Andersen, der neben mehreren Büchern über die Kennedys unter anderem auch über Lady Di geschrieben hat, soll Marilyn Monroe nicht nur Jackie Kennedy im Weißen Haus angerufen und ihr die Affäre gebeichtet haben. Die damals 36 Jahre alte Monroe, die ihren Stern als Amerikas Sexsymbol untergehen sah, wollte offenbar auch die Rolle der First Lady übernehmen. „Kannst du mich nicht sehen in dieser Besetzung“, träumte sie bereits gegenüber ihrer Freundin Jeanne Carmen. „Ich als First Lady.“

„Sie hat Jackie angerufen und ihr alles gestanden“, schreibt Andersen in seinem 336-Seiten-Buch und bezieht sich dabei auf Aussagen von Peter Lawford. Der Schwager von JFK behauptet, dass der Präsident Marilyn versprochen hatte, „seine Frau zu verlassen und sie zu heiraten“. Als sie das in ihrem Telefonat auch Jackie Kennedy erzählt habe, reagierte diese kühl und zumindest äußerlich sehr gelassen.

„Marilyn, du willst also Jack heiraten. Das ist ja großartig“, soll Jackie laut Lawford souverän geantwortet haben. „Dann wirst du auch ins Weiße Haus einziehen, und ich unterstelle dann mal, dass du auch die Pflichten einer First Lady übernehmen wirst. Ich werde dann ausziehen, und du hast dann all diese Probleme.“ Jackie Kennedy war am Anfang der Präsidentschaft ihres Mannes unglücklich im Weißen Haus. „Ich lebe umgeben von Aufpassern im Goldfischbecken“, sagte sie einmal. „Ich werde meinen Mann nie sehen, und es wird meine Ehe zerstören.“

Erst später schien sie sich an das Weiße Haus zu gewöhnen und bezeichnete die Zeit als „die glücklichste ihres Lebens“.