Nackt-Joggen, Anti-Mücken-Kampf und richtiges Lüften: Die wichtigsten Tipps im Überblick – und warum Rasierschaum in die Reiseapotheke gehört.

Hamburg. Hitze? Kein Problem – wenn man die wichtigsten Regeln beachtet. Und wenn man ab und an einen Experten fragt oder Urteile liest. Was man bei anhaltender Wärme, Sonne und strahlendem Sommerwetter in diesen Tagen tun muss, hat abendblatt.de in einer Übersicht zusammengestellt. Von Joggen im Freien und vielen Gesundheitstipps über Klimaanlagen im Büro bis zur Warnung von Waldbränden finden Sie hier die wichtigsten Spots zu den heißesten Tagen des Jahres – bislang.

In Hamburg soll es hitzig bleiben, auch wenn es wolkiger wird. Ganz Deutschland steht vor dem bisher heißesten Wochenende des Sommers. Die Temperaturen können am Sonnabend im Südwesten bis auf 37 Grad klettern, wie Meteorologin Johanna Anger vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach vorhersagte. „Dazu kommt Schwüle, das wird ein schweißtreibendes Wochenende.“ Am Sonntag muss mit Gewittern und Spitzenwerten von 35, 36 Grad gerechnet werden.

Wenn einem die Hitze zu Kopfe steigt

Schatten, feuchte Lappen und ein kühles Getränk sind die besten Sofortmaßnahmen bei einem Sonnenstich. Bemerkbar macht er sich durch Kopfschmerzen, Übelkeit, einen steifen Nacken und ein rotes Gesicht. Auch benommen kann sich der Betroffene fühlen. Das sagte Prof. Hans Anton Adams von der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) in Berlin. Betroffene dürfen keinesfalls weiter in der Sonne bleiben.

Kopf und Nacken werden außerdem mit feuchten Tüchern gekühlt. Von Eispackungen rät Adams ab, weil der große Temperaturunterschied den Kreislauf zu stark belastet. Aus diesem Grund sollte der Betroffene auch nur ein kühles, aber kein eiskaltes Getränk zu sich nehmen. Anders als ein Sonnenstich ist ein Hitzschlag sofort ein Fall für den Notarzt. Zu erkennen sei dieser in der Regel an Krämpfen, trockener Haut, Benommenheit und fallendem Blutdruck.

So bekämpft man Mücken

Wegen des Hochwassers haben die Mücken ideale Brutbedingungen gefunden. Die Hitzewelle sorgt dafür, dass es in manchen Regionen zu einer wahren Mückenplage kommt. Es stechen nur die Mückenweibchen. Sie brauchen Proteine, um nach der Befruchtung Eier zu bilden. Diese Nährstoffe bekommen sie, indem sie bei Menschen oder Tieren Blut saugen – übrigens das Zwei- bis Dreifache ihres eigenen Gewichts. Parfüm und andere Duftstoffe locken die Plagegeister hingegen an.

Doch auch durch die Atemluft kommen Mücken ihren Opfern auf die Spur. Experten haben festgestellt, dass Menschen mit erhöhten Kohlendioxidausdünstungen eher gestochen werden. Wer zum Beispiel viel Reis isst, atmet vermehrt Kohlendioxid aus. Auch Schweißgeruch zieht Mücken regelrecht an. Damit die Mücken erst gar nicht ins Haus gelangen, helfen feinmaschige Fliegengitter aus Synthetik oder Baumwolle vor dem Fenster. Lange, weite Kleidung schützt im Freien vor Mückenstichen. Dünne und eng anliegende Sachen durchstechen Mücken problemlos.

Mittel mit dem Wirkstoff DEET sind laut Stiftung Warentest am effektivsten, allerdings reizen sie Augen und Schleimhäute. Der Wirkstoff Icaridin ist ähnlich wirksam, reizt aber ebenfalls die Augen. Für Babys und Kleinkinder sind sogenannte Repellents nicht zu empfehlen. Ätherische Öle schützen laut Stiftung Warentest kaum und können zum Teil allergische Reaktionen auslösen. Wirkungslos sind Gartenfackeln, Durftkerzen oder Ultraschallgeräte, die Mücken akustisch vertreiben sollen. Von elektronischen Fallen mit UV-Licht raten Experten ab, weil sie nur wenige Mücken anziehen, dafür umso mehr unter Schutz stehende Nachtfalter. Auch Hausmittel wie Zitronenmelisse, Tomaten- oder Basilikumpflanzen vertreiben Mücken nicht.

Gegen Juckreiz gibt es kühlende Gele. Auch Hausmittel wie Spucke oder Eiswürfel sowie eine Zitronen- oder Zwiebelscheibe, die für fünf Minuten auf die Einstichstelle gelegt wird, verschaffen Linderung.

Was tun bei Quallen? Rasierschaum auf die Haut!

Badeurlauber sollten nach dem Kontakt mit einer Qualle die betroffene Hautstelle schnell mit Essig abspülen. Ist kein Essig greifbar, hilft das Abspülen mit Meerwasser. Süßwasser oder Alkohol verschlimmern die Beschwerden. Man sollte die Quallenreste nicht mit einem Handtuch von der Haut wischen. Hilfreich kann hingegen das Einsprühen der Haut mit Rasierschaum sein. Er wird nach dem Trocknen mit einem Gegenstand wie einer Kreditkarte von der Haut entfernt. Würde er mit den Händen abgestrichen, könnte das Gift aus den Quallen über die Hände aufgenommen werden. „Im Anschluss kann die betroffene Hautstelle gekühlt und mit entzündungs- und allergiehemmenden Medikamenten behandelt werden“, sagt Thomas Benkert, Vizepräsident der Bundesapothekerkammer.

Im Wald Zigarette aus!

Wegen Trockenheit und hoher Temperaturen hat die Hamburger Wirtschaftsbehörde vor Waldbrandgefahr gewarnt. Besonders betroffen seien die Heideflächen der Hansestadt, sagte eine Sprecherin. Nach Angaben der Feuerwehr gab es bislang keine besonderen Vorfälle. „Wir haben noch keine erkennbaren Mehrbelastungen“, sagte ein Sprecher. Um Brände zu vermeiden, sollten im Wald und am Waldrand keine Feuer angezündet und nicht geraucht werden. Auch Grillen oder das Wegwerfen von glimmenden Zigarettenstummeln sind tabu. Autos mit Katalysator sollten nicht auf ausgetrocknetem Gras parken. Nach Angaben der Wirtschaftsbehörde wird es auch in den kommenden Tagen in Norddeutschland keine Entwarnung geben können.

Joggen am besten nackt

Was Jogger jetzt beachten sollten: Laufen ist am sichersten in den frühen Morgenstunden, weil auch eine eventuelle Ozonbelastung noch nicht so hoch ist. Allerdings sollten Jogger ihre Ziele herunterschrauben und weniger trainieren als gewöhnlich. Die Körpertemperatur steigt bisweilen auf echte Fieberhöhe. Der Schweiß auf der Haut verdunstet, der Körper wird gekühlt. Am besten wäre es, nackt zu laufen für den Abkühleffekt. Doch das mag bei Passanten Stirnrunzeln hervorrufen. Funktionskleidung ist jetzt wichtig, die anders als Baumwolle nicht so am Körper klebt. Während des Trainings sollte ausreichend, aber in kleinen Schlucken getrunken werden: Mineralwasser oder ungesüßte Fruchtschorlen, nach dem Sport ist auch ein alkoholfreies Bier erlaubt. Achtung: Sonnencreme und leichte Kopfbedeckung nicht vergessen, im Wald auf Zecken achten!

Wann sollte gelüftet werden?

An sehr heißen Tagen am besten nur nachts und in den kühleren Morgenstunden bei weit geöffnetem Fenster lüften. Tagsüber bleiben Fenster und Türen verschlossen. Besonders Schlafräume sollten am Tage dicht und dunkel sein. Außen angebrachte Jalousien, Roll- und Klappläden schatten die Zimmer am besten ab. Für dauerbestrahlte Südfenster empfiehlt sich spezielles Sonnenschutzglas. Einen ähnlichen Schutz bieten Reflexionsfolien, die meist getönt sind und von innen auf den Glasflächen angebracht werden. Sie sind aber nur begrenzt haltbar. Wer lieber die Fenster aufreißt, sollte auf jeden Fall Zugluft meiden: Sonst drohen ein steifer Nacken oder gereizte Schleimhäute.

Ventilatoren wirken zwar erfrischend und lassen den Schweiß verdunsten. Aber auch hier drohen Nackenverspannungen und Erkältungen, wenn der Körper zu sehr auskühlt. Von elektrischen Raumkühlern und Klimageräten raten Verbraucherexperten ab. Der Energieaufwand steht demnach in keinem Verhältnis zum Kühleffekt. Bei einem typischen Gerät mit einer Leistungsaufnahme von 750 Watt kostet jede Betriebsstunde etwa 15 Cent – bis zum Ende des Sommers kommen so rund hundert Euro Energiekosten zusätzlich zusammen.

Das sollten Autofahrer tun

Bei Außentemperaturen von 30 Grad und mehr kann sich auch die Luft im Auto leicht auf über 60 Grad erwärmen. Aufgeheizte Fahrzeuge sollten deshalb vor Fahrtbeginn ordentlich durchgelüftet werden. Dann sollte die Lüftung zunächst einige Zeit auf Umluft laufen – so kühlt das Fahrzeug schneller ab, weil keine warme Luft von außen zugeführt wird. Auf Kurzstrecken rät der ADAC, am besten ganz auf die Klimaanlage zu verzichten und lieber die Fenster öffnen. Das spart Kraftstoff. Auf keinen Fall dürfen Kinder oder Tiere im Auto zurückgelassen werden, auch nicht auf einem Schatten-Parkplatz.

Hitzefrei am Arbeitsplatz?

Im Berufsleben gibt es kein Hitzefrei. Arbeitgeber dürfen ihre Beschäftigten aber auch nicht schutzlos der Hitze aussetzen. Nach der Arbeitsstätten-Regelung soll die Temperatur in Arbeitsräumen grundsätzlich nicht über 26 Grad Celsius liegen. An Sommertagen müssen Beschäftigte aber auch bei Temperaturen von bis zu 35 Grad und mehr arbeiten. Nach gesetzlichen Regelungen müssen die Firmen an Fenstern, Oberlichtern oder Glaswänden einen Schutz vor der direkten Sonneneinstrahlung anbringen. Dies können etwa Jalousien sein. Falls es trotzdem unerträglich heiß bleibt, sollten Beschäftigte ihren Chef darauf hinweisen oder den Betriebsrat einschalten.

Schwangere, stillende Mütter oder Mitarbeiter, die mit einem Attest gesundheitliche Probleme belegen können, können vom Arbeitgeber die Einhaltung bestimmter Raumtemperaturen verlangen. Falls der Arbeitgeber nicht für Kühlung sorgen kann, haben sie ein Recht auf Freistellung an den extrem heißen Tagen.

Falls es vom Betrieb her möglich ist, empfiehlt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin eine Anpassung der Arbeits- und Pausenzeit an die Hitze. So können Arbeiten in den kühleren frühen Morgen oder späten Abend verlegt werden – dies kann auch im Büro sinnvoll sein. Außerdem sollte es mehrere zusätzliche kurze Pausen geben, die in kühleren Bereichen verbracht werden.

Einkauf mit Kühltasche

Empfindliche Lebensmittel wie rohes Fleisch, frischen Fisch oder Milchprodukte bringen Verbraucher nach dem Einkauf bei warmem Wetter am besten in einer Kühltasche nach Hause. So vermeiden sie, dass sich krankmachende Keime in den Produkten vermehren. Darauf weist das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hin. Tiefkühlware kommt als Letztes in den Einkaufswagen und wird ebenfalls möglichst gut gekühlt befördert.

Das Bundesamt rät, Fleisch immer gekühlt und abgedeckt aufzubewahren sowie innerhalb von zwei Tagen zu verbrauchen, wenn es nicht verpackt ist. Rohes Hackfleisch wird möglichst noch am Einkaufstag verarbeitet. Keinesfalls darf es nach Ablauf des Verbrauchsdatums verzehrt werden, die Keimbelastung könnte dann zu hoch sein. Wichtig ist, Fleisch immer komplett durchzugaren, um etwaige Keime abzutöten.

Winter ist schlecht für den Einzelhandel – Sommer auch

Der späte Start des Sommers stellt Einzelhändler zwischen Harz und Küste vor ein heikles Saisongeschäft. Die bis zur Jahresmitte ungewöhnlich kühle Witterung habe vielen Branchen den Start erschwert, hieß es vom Handelsverband Niedersachsen/Bremen. Ob nun Textilien, Gartenbedarf oder Baumärkte – oft seien die Geschäfte bei vollen Lagern nur schleppend angelaufen, weil sich die Kunden zurückhielten. „Und nun sind viele erst einmal im Urlaub“, sagte Verbandsgeschäftsführer Hans-Joachim Rambow. Eine Zwischenbilanz zu Umsatzentwicklungen sei frühestens Ende Juli möglich. „Aber die Umsatzziele insgesamt zu erreichen, wird schon schwierig genug werden dieses Jahr, weil jetzt alles über den Preis läuft“, sagte Rambow. Schließlich sei der pünktliche Abverkauf nur eine Seite der Medaille – und die erzielten Margen die andere.

Wirtschaft kühlt in der Hitze ab

Der deutschen Wirtschaft droht laut Bundesbank nach einem Zwischenhoch im Frühjahr bereits im Sommer wieder die Puste auszugehen. Die „Hinweise auf eine Beruhigung des Wirtschaftswachstums“ hätten sich verstärkt, schrieb die Notenbank in ihrem aktuellen Monatsbericht. „So kamen von den Aufträgen in den Monaten April und Mai keine nennenswerten Impulse für die Industrie.“ Zudem zögerten die Unternehmen mit Neueinstellungen.

Für das zweite Quartal 2013 erwartet die Bundesbank dagegen ein kräftiges Plus. „Wichtige Wachstumsbeiträge dürften im zweiten Vierteljahr von der Industrie und der Bauwirtschaft gekommen sein“, hieß es. „Die Produktionsausfälle des ersten Quartals wurden zügig ausgeglichen.“

Zu Jahresbeginn hatte der lange Winter weite Teile der Wirtschaft beeinträchtigt, weshalb das Bruttoinlandsprodukt nur um 0,1 Prozent zulegte. Für das zweite Quartal sagen von Reuters befragte Ökonomen ein Plus von 0,6 Prozent voraus.