Der Inhalt des im Internet verbreiteten Videos seines neuen Songs „Stress ohne Grund“ hat Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit unterdessen zu rechtlichen Schritten bewogen. Schlagersänger Heino fordert zudem eine Bambi-Aberkennung.

Berlin. Bushido unter Zugzwang: Nach den Diskussionen um sein neues Lied hat der Rapper (34) seine umstrittenen Textzeilen relativiert. „Ich möchte klarstellen, dass es auf keinen Fall ein Aufruf zu Gewalt sein soll. Es ist natürlich provokant. Ich habe die Mittel genutzt, die mir als Rapper zur Verfügung stehen“, sagte er dem Fernsehsender N24. „Ich bin der Meinung, dass Menschen, die jeden Tag Rap hören, wissen, wie man damit umzugehen hat“. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat wegen des Skandalsongs „Stress ohne Grund“ unterdessen Strafanzeige gegen Bushido gestellt.

Als Motiv für sein vieldiskutiertes Video führte Bushido an, es sei auch eine „Retourkutsche“ gegen Leute wie Grünen-Chefin Claudia Roth und den FDP-Integrationsexperten Serkan Tören, die ihn schon öfter beschimpft hätten. „Wenn ich überhaupt schieße, dann nur mit Wörtern.“ Der Song „Stress ohne Grund“ enthält Tötungs- und Gewaltfantasien sowie schwulenfeindliche Parolen.

Wowereit, der ebenfalls in dem Song erwähnt wird, erstattete am Montag Anzeige gegen Bushido. Der Inhalt des im Internet verbreiteten Videos habe ihn zu rechtlichen Schritten bewogen, so der stellvertretende Senatssprecher. Unter anderem sagt der Rapper in dem Video den Satz: „Ich will, dass Serkan Tören ins Gras beißt.“ An einer anderen Stelle heißt es: „Ich schieß auf Claudia Roth und sie kriegt Löcher wie ein Golfplatz.“ Außerdem rappt Bushido: „Du Schwuchtel wirst gefoltert.“

Spaß an der Aufmerksamkeit?

Seit die Debatte durch die Veröffentlichung seines Videos bei YouTube so richtig losgetreten wurde, beobachtet Bushido die Reaktionen mit scheinbarem Genuss und begleitet die öffentlich geführte Diskussion mit süffisanten Kommentaren. Vor allem via Twitter gibt der 34-jährige Berliner seine Senf hinzu. So ließ der die Welt noch am späten Sonntagabend wissen: „Also was jetzt noch fehlt, wäre ein Heino-Interview in der ‚Bild‘ zum Thema Bushido.“

Und tatsächlich: Am Montag äußert sich der Schlagersänger in besagtem Blatt und empört sich dabei vehement über das „menschenverachtende“ Liedgut des Rappers. „Wer so etwas von sich gibt, ist entweder psychisch krank oder kriminell“, sagte Heino der „Bild“-Zeitung. Gleichzeitig forderte der Volksmusik-Star die Aberkennung des Bambis, der Bushido 2011 verliehen worden war.

Hintergrund des persönlichen Streits zwischen Heino und Bushido: Nach der Bambi-Gala vor zwei Jahren gab Heino seine Auszeichnung zurück, da er nicht auf eine Stufe mit Integrations-Preisträger Bushido gestellt werden wollte. Nun sagt Heino der „Bild“: „Spätestens jetzt sollte Bushido sein Bambi aberkannt werden. Alles andere wäre beschämend.“ Er habe damals schon erkannt, dass „sich dieser Mensch nie zum Positiven ändern“ werde.

Beck fordert Reaktion von Friedrich

Auch Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck forderte jetzt laut „Handelsblatt“, Bushido den Integrations-Bambi abzuerkennen. „Wenn Burda den Integrations-Bambi nun nicht zurückzieht, ist dieser Preis nur noch für die Tonne gut“, sagte Beck.

Eine Sprecherin des Burda-Verlags, der den Bambi alljährlich verleiht, sagte auf Anfrage: „Wir kommentieren das Thema nicht.“

Beck fordert außerdem Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) auf, zu dem in der Kritik stehenden Musikvideo Stellung zu beziehen. Am Montag sagte der Grünen-Politiker dem NDR mit Blick auf Friedrich: „Immerhin kursieren überall Fotos mit ihm und seinem guten Freund Bushido.“

Derartige Schmähungen würden in Deutschland in der Regel strafrechtlich verfolgt, sagte Beck in Bezug auf die Zeilen in „Stress ohne Grund“. Nach Einschätzung des Grünen-Politikers will Bushido mit dem Lied provozieren, um die Verkaufszahlen hochzutreiben. „Weil er musikalisch und künstlerisch nicht viel drauf hat, ist er immer drauf angewiesen, sich ins Gespräch zu bringen“, warf Beck dem Rapper vor.

Bundesprüfstelle geht Indizierung nach

Unterdessen untersucht die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, ob Bushidos neues Lied auf den Index gesetzt wird. Am Montag seien entsprechende Anträge gegen die CD und gegen das im Internet noch einsehbare Video eingegangen, sagte die Vorsitzende der Einrichtung, Elke Monssen-Engberding.

Über die Indizierung entscheidet ein ehrenamtliches Gremium. Zuvor hat die Plattenfirma eine mehrtägige Frist zur Stellungnahme. Es könne daher rund eine Woche dauern, bis das Lied auf dem Index stehe.

Gesperrt werden beispielsweise Lieder, die zu Gewaltverbrechen aufrufen oder Menschen wegen ihres Geschlechts oder der sexuellen Neigung diskriminieren. Drei Alben des Berliner Rappers stehen bereits auf dem Index.

Politiker vereint gegen Bushido

Politiker verurteilten die verbalen Angriffe gegen ihre Kollegen. Künast forderte die Staatsanwaltschaft in der „Bild am Sonntag“ auf, mit der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens ein Zeichen zu setzen: „Bushido hat die Grenzen des Rechts überschritten.“

Der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Wolfgang Bosbach (CDU), verlangte laut „B.Z.“, die Betroffenen zu schützen. „Die Todes-Drohung ist ein sehr ernstzunehmender Vorgang.“ Tören und Roth hätten Solidarität verdient - und zwar parteiübergreifend.

Grünen-Fraktionschefin Renate Künast sprach von einem „eindeutigen Aufruf zu Gewalt und Mord“. Über sein Twitter-Profil verbreitete der Rapper mit diebischer Freude Artikel und Kommentare zu dem Wirbel um sein Machwerk.

Video im Internet gesperrt

Im Internet wurde das Video zu dem Lied bereits am Sonnabend gesperrt. Bushido hat den Song gemeinsam mit dem Rapper Shindy aufgenommen. Bushido twitterte, trotz dieser Sperrung sei das Video in weniger als 48 Stunden etwa eine Million Mal geklickt worden.

Nach der Sperrung des Videos im Internet hieß es beispielsweise auf der Homepage „Kingbushido.tv“: „Dieses Video wurde entfernt, weil sein Content gegen die YouTube-Nutzungsbedingungen verstößt.“

Bushido bringt sich immer wieder durch provozierende und als gewaltverherrlichend empfundene Äußerungen ins Gerede. Zuletzt sorgten Medienberichte über fragwürdige Geschäftsbeziehungen für Aufsehen. Positivere Schlagzeilen machte Bushido dagegen mit einem Praktikum bei einem CDU-Bundestagsabgeordneten.