Hitze, Hitze, Hitze: Während sich die Touristen an den Badeseen über die heißen Temperaturen freuen, stöhnen manche Arbeiter. Aber nicht überall und nicht mehr lange.

Konstanz/Ulm. Torsten Fluck ist die Erleichterung regelrecht anzuhören. „Die Leute sind hungrig auf das schöne Wetter“, sagt der Bootsvermieter aus Hagnau am Bodensee. „Am Wochenende hatten wir Vollgas-Betrieb.“ Sein Steg sei voll mit Touristen, er habe momentan doppelt so viele Anfragen wie sonst zu dieser Jahreszeit. „Gott sei Dank“, sagt er – denn die vergangenen Wochen sahen für Fluck und seine Kollegen ganz anders aus. „Wir haben in den vergangenen dreieinhalb Monaten Umsatz für zwei Tage gemacht. Das Frühjahr war ein Total-Ausfall.“

13 Motorboote und 6 Tretboote vermietet Fluck in dem kleinen Touristenort. Und momentan wollen die meisten dort vor allem eines: sofort auf oder in den Bodensee, der mit rund 18 Grad eine willkommene Abkühlung bietet. Die Freibäder in Konstanz, Meersburg oder Überlingen sind voll mit Badegästen, auf dem See tummeln sich zahlreiche Segel- und Motorboote. Fluck würde dagegen am liebsten selbst in das kalte Bodenseewasser springen: „Darf ich aber nicht“, sagt er. Stattdessen schwitzt er bei über 30 Grad in der Sonne.

Noch heißer ist es am Dienstagmittag im badischen Rheinfelden. „Um 14 Uhr haben wir dort 34 Grad gemessen“, sagt Paul Dilger vom Deutschen Wetterdienst in Stuttgart. Damit liegt die Stadt nahe der Schweizer Grenze bei der Hitze ganz vorne mit dabei: „In Bayern und Baden-Württemberg gibt es derzeit die höchsten Temperaturen.“ Im Südwesten wurde am Montag erstmals dieses Jahr die Ozon-Warnschwelle überschritten: An der Mess-Station in Baden-Baden wurden mehr als 180 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft gemessen.

Auch in Sachsen hätten einige Standorte schon 31 Grad erreicht, entlang des Rheins könnten es 32 Grad werden, sagte Dilger. Weiter im Norden liegen die Temperaturen dagegen niedriger. „Vor allem von Mecklenburg-Vorpommern quer rüber bis Hamburg liegen wir mit den Höchstwerten bei 23, 24 Grad“, sagt Dilger. Wer es noch kühler mag, sollte auf eine der Nord- oder Ostseeinseln fahren: „Die Höchstwerte auf Wangerooge erreichen nur 19 Grad.“ Damit bieten die Inseln den letzten Zufluchtsort vor der Hitze in Deutschland.

Wer nicht auf die Insel fahren oder ins kühle Wasser springen kann, sucht sich andere Abkühlungsmöglichkeiten: „Bei uns stellen sich viele Touristen unter die 150 Jahre alten Mammutbäume“, sagt ein Sprecher der Blumeninsel Mainau. „Da hat man es schön kühl.“ Denn selbst das traditionell gut geheizte Palmenhaus sei momentan mit rund 30 Grad etwas kühler als das Wetter draußen.

Sehnsüchtig auf die heißen Grade haben vor allem die Eisdielenbesitzer gewartet. „März, April und Mai waren eine Katastrophe, ich hoffe, die Sonne bleibt jetzt“, sagt Vincenzo Cacciatore vom Ulmer Eiscafé al Duomo. Stadtführerin Kathrin Schulthess kommt dagegen gerade aus dem Ulmer Münster heraus – der Gang in die Kirche erweist sich als kühlende Wohltat. „Es ist sehr, sehr schön, sich um diese Tageszeit im Münster aufzuhalten“, sagt Schulthess. Bei den Führungen durch die Stadt sucht sie vor allem für die älteren Gäste nach schattigen Plätzen.

Wer im Freien arbeiten muss, ist ach kurzer Zeit schon klitschnass. Ausgerechnet bei der Bullenhitze müssen Levent Cil und Nurettin Kiriscioglu die Fenster des höchsten Hotels in Ulm putzen - ein rund 70 Meter hohes Gebäude mit Glas- und Spiegelfront. Das hätte eigentlich schon im Mai geschehen sollen, damals machte ihnen der Regen einen Strich durch die Rechnung. Die Sonne knallt am Dienstag. „Es ist verdammt heiß“, sagt Kiriscioglu in der Fassadengondel und zeigt auf seine sehr braunen Oberarme. „Die Fensterscheiben glühen förmlich, kaum tragen wir das Wasser auf, ist es schon wieder trocken“, sagt sein Kollege Cil, der seit zwanzig Jahren Fenster putzt. „Wir sind schon vor dem Urlaub braun“, scherzt er.

So richtig gewöhnen brauche man sich an die heißen Temperaturen aber nicht, sagt Paul Dilger. „Es geht mit der Hitze schon wieder zu Ende.“ Am Donnerstag komme eine Kaltfront aus dem Westen, die einen Luftmassenwechsel mit sich bringen werde. „Das ist eine deutlich kühlere Meeresluft, die Höchstwerte liegen dann etwas über 20 Grad.“