Während sich die Hamburger der Sonne erfreuen, stehen Teile der restlichen Republik unter Wasser. In Baden-Württemberg wird ein Mann vermisst, der in die Fluten eines Flusses gestürzt sein soll.

Berlin. Akute Hochwassergefahr bedroht viele Städte im Süden und Osten Deutschlands. Dauerregen zum meteorologischen Sommeranfang hat größere und kleinere Flüsse anschwellen lassen. In Sachsen spitzte sich die Hochwasserlage am Sonnabend weiter zu. Etliche Straßen der Stadt Grimma waren schon überflutet. Auch an Donau und Rhein stiegen die Pegel bedrohlich an.

In Baden-Württemberg ist ein 46-jähriger Bauarbeiter in einem Hochwassergebiet verschollen. Die Polizei nimmt an, dass der Mann am Freitag in Bad Urach in die Fluten eines Nebenflusses der Erms stürzte, sagte ein Sprecher. Einsatzkräfte der Feuerwehr hätten die ganze Nacht erfolglos nach dem Vermissten gesucht. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

In Sachsen rechnet das Landeshochwasserzentrum vor allem an der Mulde und der Weißen Elster bis zum Sonntag mit steigenden Wasserständen und der höchsten Alarmstufe vier. Die Kleinstadt Grimma war teilweise schon überflutet. Die Mulde war dort in der Nacht zum Samstag über die Ufer getreten. In mehreren Straßen stünden die Helfer „bis zu den Knien im Wasser“, sagte Stadtsprecherin Marlen Rabold. In einer Turnhalle wurde eine Notunterkunft eingerichtet.

Die Einsatzkräfte erwarten, dass die Mulde in der Nacht zum Sonntag bis auf sechs Meter ansteigt und die höchste Alarmstufe vier ausgerufen werden muss. Anwohner hatten schon am Freitag ihre Keller leergeräumt und Sandsäcke gestapelt. Im schlimmsten Fall müsste nach Angaben des Einsatzstabes die Innenstadt evakuiert werden. Im Jahr 2002 hatte ein verheerendes Hochwasser Grimmas Altstadt verwüstet.

Auch in Bayern verschärfte sich die Hochwasserlage. Passau bereitete sich am Sonnabend auf eine Hochwasserwelle vor. In Regensburg droht die Donau ebenfalls über die Ufer zu treten. Der Pegel der Donau in Passau ist laut Polizeiangaben nach dem Dauerregen auf gut 7,60 Meter angestiegen. Der Höchststand wird in der Nacht zu Sonntag erwartet. Normalerweise liegt der Pegel bei rund 4,50 Meter.

In Franken ist die Lage weiter angespannt. Auf dem Main in Würzburg wurde die Schifffahrt nach Polizeiangaben eingestellt. Vereinzelt standen Straßen unter Wasser. Die Hochwasserwelle verlagerte sich weiter flussabwärts. Am Oberen Main und der Fränkischen Saale wurden verschiedene Warnstufen erreicht. Im Thüringer Landkreis Sömmerda hielten die aufgeweichten Deiche.

Glück hatte ein junger Mann in Mittelfranken, der eine wegen Hochwassers gesperrte Straße bei Gutenstetten befahren wollte. Sein Auto wurde von der Strömung an eine Böschung gespült und drohte zu kippen. Der 22-Jährige rettete sich auf das Autodach. Mit einem Radlader gelang es Hilfskräften, den Mann zu befreien.

Auch am Rhein gibt es Hochwasseralarm. Der Pegel bei Maxau nahe Karlsruhe überstieg am Samstag die Sieben-Meter-Marke. Am frühen Nachmittag muss der Polizei zufolge die Schifffahrt eingestellt werden. Der Höchststand von 9 Metern wird in der Nacht zum Montag erwartet. Ein Rheinzufluss drohte, die südhessische Kleinstadt Biblis zu überschwemmen. Die ganze Nacht stockten Feuerwehrleute einen Damm auf, um das zu verhindern.

Auf der rund 30 Kilometer langen Strecke zwischen der Schweizer Kleinstadt Rheinfelden und der Schleuse Kembs ist die Rhein-Schifffahrt bereits eingestellt worden. Auf dem Neckar fahren zwischen Stuttgart und Heilbronn seit Freitagmittag keine Schiffe mehr. Wie sich die Lage am Neckar entwickelt, war ungewiss. Heidelberg meldete Hochwasser, die Altstadt sei aber derzeit nicht in Gefahr. In der Nacht war der Pegel des Neckar stark angestiegen.