Martin Kurt, 41, betreut die Bräutigamseiche seit drei Jahren als Zusteller. Ein Gespräch über das Wetter, das Postgeheimnis und Stammleser.

Hamburger Abendblatt:

Herr Kurt, bekommt die Eiche im Mai besonders viel Post?

Nein, die meisten Briefe kommen ab Anfang April, wenn bei den Leuten die Frühlingsgefühle erwachen. Dann sind es etwa zehn Briefe pro Tag. Im Mai sind es immer noch sechs oder sieben.

Öffnen und lesen Sie die Briefe selbst, bevor Sie sie in das Astloch legen?

Nein. Vorher lesen darf ich sie nicht, es gilt ja das Brief- und Fernmeldegeheimnis. Ich habe auch keinen Grund, denn ich bin seit 15 Jahren glücklich verheiratet. Erst wenn ich sie zugestellt und hineingelegt habe, dann sind die Briefe frei für jedermann.

Werden denn regelmäßig Briefe mitgenommen?

Ich habe noch nie erlebt, dass das Astloch voll geblieben ist. Es gibt ja Leute, die auf die Briefe warten. Stammkunden, die schon auf der Bank sitzen, wenn ich so gegen elf Uhr komme.

Was tun Sie, wenn es längere Zeit regnet? Werden die Briefe dann nass?

Vielleicht ein bisschen feucht, aber nicht nass. Ein großer Ast schützt das Loch.

Und wie ist es im Winter?

Dann beruhigt es sich ein bisschen, pro Tag sind es dann drei bis vier Briefe. Aber ich kann an den Fußstapfen im Schnee sehen, dass Leute kommen und sie lesen.

Schreiben nach Ihrem Eindruck mehr Frauen oder mehr Männer an die Eiche?

Das hält sich wohl die Waage. Aber ich denke, dass mehr Männer kommen und lesen.