Ein Containerschiff kommt im Hafen von Genua vom Kurs ab und rammt einen Kontrollturm. Die Arbeiter darin haben keine Chance, sie stürzen ins Meer oder werden unter Trümmern begraben. Sechs Menschen sterben.

Rom/Genua. Nach dem Schiffsunglück im Hafen von Genua haben die Rettungskräfte ein sechstes Todesopfer gefunden. Der Körper sei unter den Trümmern des eingestürzten Kontrollturms eingeklemmt und konnte daher noch nicht geborgen werden, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa am Mittwoch unter Berufung auf die Feuerwehr. Zuvor hatten italienische Medien gemeldet, es seien bereits sieben Tote gefunden worden, später korrigierten sie die Angaben jedoch.

Vier Männer konnten verletzt gerettet und ins Krankenhaus gebracht werden. Zwei von ihnen erlitten schwere Verletzungen.

Alle Opfer arbeiteten in dem Kontrollturm, der nach dem Zusammenstoß zunächst zur Seite kippte und dann teilweise zusammenbrach. Einige Arbeiter fielen ins Meer, andere wurden unter den Trümmern begraben.

Warum das Containerschiff „Jolly Nero“ am späten Dienstagabend um kurz nach 23.30 Uhr vom Kurs abkam und den 54 Meter hohen Turm rammte, war zunächst unklar. Die Staatsanwaltschaft eröffnete ein Verfahren wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung gegen Unbekannt. Der Kapitän des Schiffes und andere Beteiligte wurden befragt.

Das knapp 240 Meter lange und 30 Meter breite Containerschiff der genuesischen Reederei „Messina“ sollte eigentlich aus dem Hafen ausfahren und sich auf den Weg nach Ägypten machen, als das Unglück geschah. Der Schiffsverkehr in Italiens größtem Handelshafen wurde bis zum Mittwochmittag unterbrochen.

Möglicherweise sei der Motor des Schiffes ausgefallen, woraufhin es manövrierunfähig gewesen sei, berichteten Zeugen. „Ich habe keine logische Erklärung für das, was passiert ist“, sagte der Chef der Hafen-Behörde, Luigi Merlo. „Das Schiff hätte nicht dort sein sollen.“ Auch der Präsident der Region Ligurien, Claudio Burlando, war fassungslos. „Wir fragen uns alle, wie das passieren konnte“, sagte er dem Fernsehsender „Sky Tg 24“.

Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano sprach den Familien der Opfer sein Mitgefühl aus. Er habe mit großer Bestürzung von dem Unglück erfahren und bange um das Schicksal der Vermissten, teilte der Qurinalepalast mit. Fast eineinhalb Jahre nach der Havarie der Costa Concordia vor der Insel Giglio wird Italien erneut von einem schweren Schiffsunglück erschüttert. „Der Fluch des Meeres“, schrieb die Tageszeitung „Corriere della Sera“. „Noch eine Tragödie“.

Schiffseigner „am Boden zerstört“

Der Eigner des Schiffes, Stefano Messina, eilte noch in der Nacht zum Hafen. Von der Nachrichtenagentur ANSA wurde er mit den Worten zitiert, ein solcher Unfall sei in der Geschichte des 1921 gegründeten Unternehmens noch nicht vorgekommen. „Wir sind am Boden zerstört“, sagte er.

Die Behörden leiteten eine Untersuchung des Vorfalls ein. Laut der italienischen Nachrichtenagentur AGI wurde das Schiff beschlagnahmt, der Kapitän wurde vernommen.