Amsterdam bereitet sich auf ein gigantisches Volksfest vor. Proteste gegen die Monarchie werden zum 30. April kaum erwartet. Doch grenzenlos ist die Oranje-Liebe nicht. Einen Jet-Set-König will keiner.

Amsterdam. Der Thronwechsel in den Niederlanden wird ein gigantisches Volksfest in orange. Das steht zwei Wochen vor dem großen Tag fest. Mit orangenen Fahnen, T-Shirts, Törtchen und sogar orange-gefärbtem Bier werden Millionen Niederländer am 30. April ihre Königsfamilie feiern. Voraussichtlich werden nur wenige dem Aufruf der Monarchiegegner folgen, aus Protest weiß statt orange zu tragen. Zu einem Treffen der von Studenten gegründeten Protestbewegung „Het is 2013“ (Es ist 2013) kamen in der vergangenen Woche nur knapp 20 meist junge Bürger. Die Aufkleber mit einer rot durchgestrichenen Krone gingen allerdings gut weg. 1000 Teilnehmer hätten sich über Facebook zum Protest angemeldet, sagte Sprecher Gijs Peskens. „Jeden Tag werden es mehr.“

Doch das ist nichts im Vergleich zur Krönung von Königin Beatrix im Jahr 1980. Damals gab es heftige Krawalle vor allem von Hausbesetzern. Mit Mühe konnte die Polizei die königliche Familie und ihre Gäste vor den wütenden Massen schützen. Die Schlachtrufe „Geen woning, geen kroning“ (Keine Wohnung, keine Krönung) gingen um die Welt.

Doch mit heute sei das nicht zu vergleichen, sagt der Historiker Geert Mak. „1980 herrschte große soziale Unruhe.“ Als Lokalreporter hatte er damals die Proteste von Gewerkschaften, Streiks und Krawalle mit Hausbesetzern miterlebt. Nur wenige Wochen vor dem Thronwechsel hatte die Polizei in Amsterdam sogar Panzer gegen die Hausbesetzer eingesetzt. „Die Proteste am Krönungstag richteten sich ganz allgemein gegen die herrschende Elite.“

33 Jahre später ist die Monarchie in den Niederlanden grundsätzlich weitgehend unangefochten. Allerdings gibt es bei den Oranjes auch kaum Affären, wie etwa bei den spanischen oder belgischen Royals. Das sei Beatrix zu verdanken, sagt Mak. „Die Monarchie ist ein verbindendes Element und ein Symbol für unsere nationale Identität.“ Und das wissen und schätzen die Niederländer.

Doch die Treue zu den Oranjes hat Grenzen, vor allem, wenn es ums Geld geht. Immer mehr Bürger murren über die hohen Kosten. Die „Neue Republikanische Gesellschaft“ will nun über eine Bürgerinitiative das Jahresgehalt des Staatsoberhaupts drastisch kürzen. Statt 845.000 Euro steuerfrei soll der künftige König Willem-Alexander nur noch 150.000 Euro netto verdienen. Das entspricht etwa dem Jahresgehalt des niederländischen Ministerpräsidenten. Auch immer mehr politische Parteien nehmen Abstand zur Monarchie in der heutigen Form. Beim Thronwechsel wollen sogar 16 Abgeordnete verschiedener Parteien dem neuen König den Treueeid verweigern. Das gab es 1980 nicht.

Das neue Königspaar kann sich also keinen Skandal erlauben, warnen selbst königstreue Politiker. Schon jetzt kommt es im Land hinter den Deichen gar nicht gut an, dass Kronprinz Willem-Alexander und Prinzessin Máxima gern gesehene Gäste des internationalen Jet Set sind. Das spürten sie bereits, als sie unter öffentlichem Druck eine Luxus-Ferienvilla in Mosambik wieder verkaufen mussten. Eine Königin Máxima, die mal eben nach Mailand fliegt, um Schuhe zu kaufen, würde kaum akzeptiert. Schließlich gilt in den Niederlanden immer noch das bekannte Sprichwort: „Sei normal, dann bist du schon verrückt genug.“