Nach dem Zieleinlauf der Stars ereignet sich ein Blutbad. Mindestens zwei Menschen werden getötet und über 100 verletzt. Ein weiterer Sprengkörper konnte entfernt werden. Google startet Personensuche.

Washington. Der Terror kehrt in die USA zurück: Bei Bombenanschlägen sind während des Boston Marathons mindestens zwei Menschen getötet und möglicherweise mehr als 100 verletzt worden. Zwei Sprengsätze detonierten am Montag (Ortszeit) fast zeitgleich unmittelbar neben dem Zieleinlauf. In der Hauptstadt Washington sowie in New York herrschte erhöhte Alarmbereitschaft. Präsident Barack Obama wollte noch am Abend (Ortszeit) eine Rede an die Nation halten.

Es handelte sich offensichtlich um den ersten tödlichen Terrorangriff in den USA seit den Anschlägen vom 11. September 2001. Die Hintergründe der Anschläge blieben unklar. Es hatte keine Terrordrohung gegeben.

Ein Sportler sagte, er habe mindestens zwölf Menschen mit schweren Verletzungen gesehen. Ein anderer berichtete, er habe mindestens 30 Menschen gesehen, denen Körperteile fehlten. Rettungskräfte trugen blutende Menschen zu einem medizinischen Versorgungszelt. Sportler und Helfer flohen vor dem Chaos. Rauch stieg am Ort der Explosionen auf. Filmaufnahmen von einem Helikopter zeigten Blutlachen auf der Straße.

Obama wurde sofort informiert

Staatsoberhaupt Obama wurde sofort über die Ereignisse informiert, verlautete aus dem Weißen Haus. Die Regierung teilte mit, sie stehe mit den örtlichen Behörden in Kontakt. Obama wies an, den Ermittlern jegliche Unterstützung zukommen zu lassen. Vizepräsident Joe Biden sprach nach einem Bericht des TV-Senders CNN von einer Bombe.

In der JFK-Bibliothek der Metropole im Nordosten der USA brach nach Angaben der Behörden ein Feuer aus. Zunächst war berichtet worden, auch dort habe sich eine Explosion ereignet. Dies wurde später korrigiert. Verletzt worden sei aber niemand, sagte der Bostoner Polizeichef Ed Davis bei einer Pressekonferenz.

Insgesamt wurden nach den Anschlägen mehr als 100 Verletzte in Kliniken gebrachte, berichtete die Zeitung „Boston Globe“. Einige befänden sich in kritischem Zustand. Unter den Verletzten sind auch Kinder.

Flugverbot über Boston

Wer hinter den Anschlägen stand, war zunächst völlig unklar. In den ersten Stunden nach den Detonationen hatte sich niemand zu den Attentaten bekannt. Die Sicherheitskräfte schalteten das Mobilfunknetz in Boston ab, um mögliche Fernzündungen zu verhindern. Über der Stadt mit 625.000 Einwohnern wurde eine Flugverbotszone eingerichtet.

Die Explosion hätten sich in der Nähe der Ziellinie ereignet, berichte der TV-Sender CNN. Der Sender zeigte Bilder einer Rauchsäule und fliehender Menschen. Auch Bilder von Rettungskräften, die Menschen auf Tragen wegbrachten, waren zu sehen, sowie Menschen mit abgerissenen Gliedern.

Der Bostoner Polizeisprecher Ed Davis sagte, ein weiterer Sprengkörper an einem anderen Ort in Boston habe entschärft werden können. Die Untersuchungen stünden noch ganz am Anfang. Die Menschen in Boston sollten nach Hause zurückkehren und abwarten, bis die Polizei Entwarnung gebe. Es habe vor den Explosionen keine Drohungen vor einem Anschlag gegeben.

„Ich sah sehr schwere Verletzungen“

Als sich die Explosionen ereigneten, hatten die ersten Läufer bereits Stunden zuvor die Ziellinie überquert. „Ich hörte zwei sehr laute Explosionen“, berichtete ein Augenzeuge. “Ich sah auch sehr, sehr schwere Verletzungen“, fügte er im TV hinzu. Auf Fotos vom Tatort waren blutende Verletzte zu sehen. „Es war das reine Chaos“, sagte Chad Wells dem Sender CNN. Er hatte mit seinem Sohn den Zieleinlauf seiner Frau verfolgt, als die Bomben explodierten.

„Derzeit haben wir vier Menschen in der Notaufnahme“, sagte Heather Clucas, Sprecherin des General Hospital. Die Explosionen ereignete sich nach Aufnahmen von Videos, die im Internet verbreitet wurden, hinter der Tribüne am Ziel, wo sich besonders viele Zuschauer befanden.

Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 finden Marathonläufe und andere große Sportveranstaltungen in den USA unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen statt. Der Boston Marathon gehört zu den populärsten Rennen an der amerikanischen Ostküste. Jedes Jahr nehmen daran tausende Menschen teil.

London Marathon überdenkt Sicherheitsvorkehrungen

Die erschütternden Explosionen haben auch die Organisatoren des London Marathons vor der Veranstaltung am kommenden Sonntag in Alarmbereitschaft versetzt. „Wir werden die Sicherheitsvorkehrungen in Zusammenarbeit mit den Organisatoren neu bewerten“, teilte Julia Pendry von der Metropolitan Police mit. Die Veranstaltung in Großbritanniens Hauptstadt werde aber definitiv stattfinden, teilte Nick Bitel, Vorsitzender des London Marathons, mit.

„Wir sind tief getroffen von den Vorkommnissen in Boston. Unser Sicherheitsplan wurde gemeinsam mit der Metropolitan Police entwickelt, wir haben sie sofort kontaktiert“, sagte Bitel.

Google startet Personensuche für Boston-Marathon

Inzwischen hat Google eine Suche für vermisste Personen online gestellt. Beim „Person Finder“ kann jedermann Informationen zu Teilnehmern oder Besuchern des Laufs eingeben wie den Gesundheitszustand oder den Aufenthaltsort. Mit einer einfachen Suchmaske lassen sich diese Daten dann von besorgten Freunden oder Familienmitgliedern abrufen.

Der „Person Finder“ beruht somit auf der Mithilfe möglichst vieler Internetnutzer. Zwei Stunden nach den Explosionen am Montag gab es bereits rund 1800 Einträge. Der „Person Finder“ wurde für Naturkatastrophen entwickelt und kam unter anderem beim Erdbeben und Tsunami in Japan im März 2011 zum Einsatz.