Experten wie der Leipziger Professor Andreas Dietz rechnen mit einer regelrechten Pollenexplosion in den kommenden Wochen, sobald es wärmer wird.

Leipzig. Nach dem langen Winter steht Allergikern bei steigenden Temperaturen nach Expertenansicht eine harte Zeit bevor. "Im Moment ist noch nichts zu befürchten. Es ist viel zu kalt. Die Bäume haben weder Pollen, noch haben sie Blätter. Aber sobald es wärmer wird, kann es mit den allergenen Frühblühern relativ schnell gehen. Es ist zu erwarten, dass es geradezu explodiert", sagte Professor Andreas Dietz, Direktor der Uniklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde in Leipzig.

"Durch die lange Kälte wurden die Pollen relativ lang unter der Decke gehalten", sagte Dietz. "Es war auch nicht zwischendurch warm und dann wieder kalt, sodass die ersten Blühaktivitäten abgefroren wären. Deswegen ist es zu erwarten, dass es demnächst relativ rasant zur Sache geht. Wenn es warm wird, erwarten wir die ersten Heuschnupfen-Patienten."

40 Prozent aller Pollenallergiker reagieren auf Frühblüher

Diese allergische Reaktion ist weit verbreitet. Sobald die Pollen mit den Schleimhäuten der Betroffenen in Kontakt kommen, beginnen die Augen zu tränen und zu jucken und die Nase zu laufen.

Die meisten Heuschnupfengeplagten aber, etwa 80 Prozent, sind allergisch auf Gräserpollen, die ab Mai unterwegs sind. Stärke und Beginn des Pollenfluges hängen von mehreren Faktoren ab. So spielt nicht nur der lange Winter eine Rolle, sondern auch die Frage, ob man auf dem Lande oder in der Stadt lebt, in den Bergen oder auf dem flachen Land. Auf dem Land ist morgens der Pollenflug am stärksten, in der Stadt eher abends und nachts. Im Hochgebirge und am Meer ist die Pollenbelastung eher gering.

Sinnvoll für Allergiker sei immer die Hyposensibilisierung, bei der Patienten auf die Allergene eingestellt werden. Die klassische Methode ist dabei die Behandlung mit Spritzen über mehrere Wochen hinweg. Dietz: "Es gibt inzwischen auch Tropfen und Tabletten, die man unter der Zunge zergehen lässt. Die besten Erfahrungen hat man mit kleinen Spritzen gemacht. Wenn es ganz akut ist und der Pollen fliegt, kann man sich auch mit Antihistaminika helfen, also Tabletten einnehmen oder Tropfen für die Augen", erläuterte der HNO-Mediziner. "Bei Heuschnupfen läuft die Nase sehr stark, die Augen laufen, es ist verbunden mit starken Krankheitsgefühlen. Das kann schon ziemlich ätzend sein. Mit Tropfen, die man in Augen und Nase bringt, kann man das ganz gut abfedern." Es müsse kein Allergiker wirklich leiden.

Einfache Maßnahmen helfen, die Pollenbelastung zu reduzieren

Allerdings seien Allergien eine sehr komplexe, heterogene Angelegenheit. "Dass einer ganz isoliert nur auf Birke oder nur auf Ambrosia reagiert, das ist eher selten der Fall", sagte Dietz. "Das sind oft Mischsituationen, in denen man einen Teil in den Griff kriegt, aber eben nicht alles."

Außerdem könnten nicht nur Pollen Allergien auslösen, sondern auch Milben und Schimmelpilze, sagte der Experte. "Jemand, der im Sommer und im Winter Probleme hat, im Winter womöglich verstärkt - bei dem sollte man auf jeden Fall nach Milben gucken."

Um die Belastung mit den allergieauslösenden Stoffen so gering wie möglich zu halten, gibt es einfache Verhaltensregeln: So sollten Pollenallergiker abends ihre Haare waschen und ihre Kleidung nicht im Schlafzimmer ablegen. Freizeitaktivitäten wie Sport oder Gartenarbeit sollten sie möglichst auf Zeiten nach einem Regenguss verlegen. Wäsche sollte nicht im Freien getrocknet werden und die Fenster der Wohnung sollten nicht den ganzen Tag geöffnet sein. Besser ist es, zwei- bis dreimal am Tag zu lüften. Hilfreich können auch Pollenschutzgitter sein.

Wer an Hausstaubmilbenallergie leidet, sollte Bettwäsche und Matratzen mit speziellen Schutzbezügen versehen und das Schlafzimmer kühl und trocken halten. Die Kleidung sollte außerhalb des Schlafzimmers an- und ausgezogen werden, weil dabei Hautschuppen verloren gehen. Sie zählen zu den Hauptnährstoffen der Milben.