Ostern bringt der wintermüden Republik endlich die Wende: Die Sommerzeit beginnt, und die Meteorologen sehen gute Chancen für einen echten Frühlingsanfang.

Offenbach/London. Der Frühlingsmonat März berappelt sich 2013 wohl erst in letzter Minute. Ostern bringt nach einer Karwoche mit Schnee und Frost den wintermüden Menschen in Deutschland voraussichtlich die heiß ersehnte Wende. „Ostern endet die Fastenzeit und auch die Winter-Qual“, sagte Meteorologe Thomas Ruppert vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Freitag.

„Zu Ostern deutet sich der Frühling an. Es wird wolkig mit zunehmenden Aufheiterungen, trocken und die Temperaturen steigen allmählich“, kündigte der Meteorologe an. Allerdings: Sicher sei eine so lange Vorhersage nicht. Ungeachtet aller Wetterkapriolen steht eines jedoch sicher fest: Die Sommerzeit beginnt in der Nacht zum Ostersonntag, also am letzten März-Tag.

Nach dem trübsten Winter seit mehr als 40 Jahren lechzen die Menschen nach Sonnenschein, milden Temperaturen und Blütenpracht. Nicht nur Gärtner, Landwirte und Eis-Café-Betreiber, sondern etwa auch Politiker: SPD- und Grünenpolitiker forderten am Donnerstag im Wiesbadener Landtag „Frühling jetzt!“ in einem Antrag.

Allen gefühlten negativen Wetterrekorden zum Trotz gehört der März 2013 aber voraussichtlich nicht zu den kältesten. Um den kalendarischen Frühjahrsbeginn am 20. des Monats sei es etwa 1985, 1987, 1997 und 2001 kälter gewesen, sagt DWD-Sprecher Gerhard Lux. Besonders eisig war es 1865 in Jena: Eine Tages-Durchschnittstemperatur von minus 10,7 Grad haben die Meteorologen damals gemessen.

Warten auf den Frühling

Die Erinnerung trüge die Menschen beim Wetter, betonte Lux. „Wir haben keine Antenne für das Klima im Kopf. Das Hier und Jetzt ist unser Ding.“ Nur ein besonderer Tag im März – wie etwa ein Geburtstag oder ein Hochzeitstag – helfe dem Menschen, sich zumindest daran zu erinnern, bei welchem Wetter er in den vergangenen Jahren gefeiert habe: auf der Terrasse oder im geheizten Haus? Aber das Wetter der letzten zehn März-Monate habe auch kein Geburtstagskind mehr so ganz genau in Erinnerung.

An den Beginn der Osterferien 2013 werden sich viele Schüler und Lehrer aber wohl zumindest noch eine Weile erinnern. Denn die beginnen an diesem Wochenende in einer Reihe von Bundesländern mit Schnee, Regen und Schneeregen. Aus dem Kräftemessen von Skandinavienhoch „Jill“ und Atlantiktief „Christian“ über Deutschland entsteht zweigeteiltes Spätwinterwetter: Niederschläge und Tristesse im Südwesten, Frostiges und freundliches Wetter im Nordosten. Die Prognose für den Beginn der Karwoche: „Generell bleibt es im Nordosten kalt, im äußersten Südwesten mild, dazwischen nasskalt.“

Winter extrem auch in Großbritannien: Notbetrieb bei Atomanlage Sellafield

Teile der Atomanlage Sellafield sind wegen eines heftigen Wintereinbruchs in England in den Notbetrieb geschaltet worden. Es handle sich um eine Vorsichtsmaßnahme, für die Menschen oder die Umwelt rund um die Anlage bestehe keinerlei Gefahr, teilte der Betreiber mit. Alle Mitarbeiter, deren Anwesenheit nicht unbedingt nötig sei, seien am Freitag nach Hause geschickt worden. Auch Büros waren betroffen. Neben einem inzwischen abgeschalteten Kernreaktor umfasst Sellafield unter anderem ein Brennelementewerk und eine Wiederaufbereitungsanlage für abgebrannte Brennstäbe.

Heftige Windböen, Schnee- und Regenfälle hatten in zahlreichen Teilen Großbritanniens für Behinderungen gesorgt. In Cornwall stürzte ein Haus bei einem Erdrutsch ein, eine Frau galt als vermisst. Mehr als Tausend Schulen im ganzen Land blieben geschlossen. In Nordirland waren mehr als 30.000 Häuser ohne Strom. Auch in der nordwestenglischen Grafschaft Cumbria mussten Tausende Menschen stundenlang ohne Strom auskommen.

Regen und Schnee ohne Ende

Die Startbahn am Flughafen Belfast musste mehrfach geschlossen und enteist werden. Auch am Flughafen Leeds gab es Probleme. In der Grafschaft Devon befreite die Feuerwehr Menschen aus ihren Autos, die wegen Hochwassers darin festsaßen. Der Autoclub AA warnte vor „Bedingungen wie im Hexenkessel“ auf Teilen der Straßen, wo sich Wind, Regen und Schnee mischten.

Während in Schottland und Nordirland an einigen Orten bis zu 40 Zentimeter Schnee fielen, galten für den Südwesten Englands Flutwarnungen. Am Wochenende wurde mit weiteren Schnee- und Regenfällen sowie Sturm gerechnet.

Der Wetterdienst warnte Autofahrer in Wales, Mittelengland, Schottland und Nordirland vor Gefahren auf den Straßen. Über das Wochenende sollte das Wetter anhalten und möglicherweise auch London erreichen. Meteorologen sagten voraus, der Winter könne noch bis Ende März andauern.