Auf der Flucht vor einem sexuellen Übergriff ist eine Britin in Indien aus dem Fenster ihres Hotelzimmers gesprungen und hat sich ein Bein gebrochen. Zwei Männer sind in ihr Zimmer eingebrochen.

Neu Delhi. Aus Furcht vor einem sexuellen Übergriff ist eine britische Touristin in Indien aus dem Fenster ihres Hotelzimmers gesprungen. Die Frau wurde nach Polizeiangaben am Dienstag mit Beinverletzungen ins Krankenhaus der Touristenstadt Agra eingeliefert, wo das berühmte Taj Mahal steht. Laut Polizei sprang die Touristin aus dem ersten Stock ihres Hotels, als zwei Männer mitten in der Nacht versuchten, in ihr Zimmer einzudringen.

Nach den Worten einer Polizeibeamtin hatte die junge Frau das Drängen des Hotelchefs zurückgewiesen, sich von ihm massieren zu lassen. Um 04.00 Uhr früh sei der Hotelchef in Begleitung eines weiteren Mannes zurückgekehrt und habe versucht, sich mit einem Schlüssel Zugang zu ihrem Zimmer zu verschaffen. Daraufhin rannte sie zum Fenster und sprang ins Freie.

Der Beamtin zufolge erlitt die aus London stammende Frau eine Bänderverletzung. Sie sei in ein anderes Hotel gebracht worden: „Sie ist in Sicherheit, aber sehr verängstigt nach dem Vorfall.“ Die britische Vertretung in Neu Delhi erklärte, Konsularbeamte stünden in Kontakt mit der Frau. Sie stehe unter dem Schutz der örtlichen Polizei.

Der Hotelchef wurde laut Polizei wegen Belästigung festgenommen. Er sollte rasch einem Richter vorgeführt werden. Ein Mitarbeiter des Hotels sagte, der Manager habe die Britin lediglich wecken wollen, damit sie ihren Zug am frühen Morgen erwischen könne. „Wir wissen nicht, was sie dachte, aber sie ist aus dem Fenster ihres Zimmers gesprungen“, sagte der Angestellte.

Der Vorfall ereignete sich drei Tage nach der Gruppenvergewaltigung einer Schweizer Touristin im zentralen Bundesstaat Madhya Pradesh. Die Frau war in der Nacht zum Samstag vor den Augen ihres gefesselten Ehemannes von mehreren Männern missbraucht und anschließend ausgeraubt worden.

Sexuelle Gewalt gegen Frauen ist in Indien weit verbreitet. Kritiker werfen Polizei und Justiz vor, viele Fälle von Vergewaltigungen gar nicht erst aufzunehmen oder rasch einzustellen. Das Auswärtige Amt in Berlin hatte seine Reisehinweise für Indien am Montag ergänzt. Der Hinweis, Reisende, insbesondere Frauen, sollten sich in Indien „stets von Vorsicht leiten lassen“, wurde durch den Einschub „insbesondere vor dem Hintergrund zuletzt vermehrt berichteter sexueller Übergriffe“ erweitert.