Neuerlicher Wintereinbruch ist ein Rückschlag für Körper und Seele. Mediziner raten, wie wir damit umgehen sollten

Hamburg. Wer noch an Bauernregeln glaubt, kann der nächsten Woche gelassen und voller Zuversicht entgegensehen. "Fürchte nicht den Schnee im März, darunter wohnt ein warmes Herz", heißt eine uralte Wetterweisheit. Doch damit werden viele sich über die unerwartete Rückkehr des Winters nicht hinwegtrösten. Das Tief "Wolfgang" bringt über das Wochenende Frost und Schnee nach Deutschland. Und das wirkt sich massiv auf Körper und Seele der Menschen aus.

"Der Temperaturwechsel ist ein hoher Stressfaktor für den Körper", sagt Thomas Aßmann vom Deutschen Hausärzteverband. Das Immunsystem ist dann besonders anfällig. "Wir haben im Hinterkopf, es wird Frühling - dann wird es aber wieder kalt, und schwupp hat man eine Erkältung."

Der Berliner Biopsychologe Peter Walschburger sagt, der zurückkehrende Winter löse bei den Menschen ein Gefühl enttäuschter Erwartungen aus. Die Hormone hätten bereits mit den länger werdenden Tagen für ein gehobenes Lebensgefühl gesorgt. "Das wurde allerdings ein wenig konterkariert, weil dieser Winter ungewöhnlich lang und lichtarm war." Deshalb sei die Freude über die warmen Sonnentage Anfang März "ein ganz starkes Erlebnis gewesen, das für eine geradezu euphorische Stimmungslage gesorgt hat". Umso größer sei jetzt die Enttäuschung.

Allerdings dürfe dieses Phänomen auch nicht überbewertet werden, betonte der Experte. Zwar gebe es einen engen Zusammenhang zwischen Wetter- und Stimmungslage. Aber Verstimmungen hätten häufig andere Ursachen. "Die erkennen wir oft nicht und schieben sie dann auf das Wetter."

Ein gutes Mittel sei auf jeden Fall, sich den Wetterreizen auch bei Kälte, Regen und Schnee auszusetzen. Trotz der Bewölkung nehme so der Körper mehr Licht auf als im Haus. Dadurch würden Hormonausschüttungen angeregt, die ein positives Lebensgefühl hervorriefen. Sport und Bewegung verstärkten das noch. Zudem erlebe der Mensch die eigene Anpassungsfähigkeit an das Wetter als positiv.

Herzpatienten sollten Thomas Aßmann zufolge zumindest über das Wochenende starke körperliche Belastungen vermeiden. Denn der Blutdruck steige bei Kälte leicht an, weil sich die Gefäße verengen. Das kann ein geschwächtes Herz zusätzlich belasten. In den vergangenen Frühlingswettertagen war der Blutdruck gesunken, weil sich die Blutbahnen bei Wärme erweitern und so das Blut weniger Widerstand in den Gefäßen hat.

Die eiskalte Winterluft dringt am Wochenende aus Nordosten nach Deutschland vor und würgt den Frühling ab. Die Temperaturen stürzen Richtung null Grad oder darunter, erst im Norden, bis Sonntagabend auch im Süden. Nördlich einer scharfen Luftmassengrenze, die langsam Richtung Alpen vorankommt und die milde Mittelmeerluft wegschiebt, schneit es. Südlich davon gibt es zunächst noch zweistellige Tagestemperaturen und Regen.

"Zum Wochenanfang verlagert sich die Luftmassengrenze bis nach Süddeutschland und flutet dann das ganze Land mit kalter Luft aus Skandinavien und Russland", sagt Meteorologe Simon Trippler vom Deutschen Wetterdienst. Vor allem nördlich der Mittelgebirge seien ergiebige Schneefälle zu erwarten. "Einige Wettermodelle zeigen von Sonnabendmittag bis Montagmorgen dort sogar Neuschneemengen um 20 Zentimeter bis ins Flachland an!"

An diesem Sonnabend liegt die Luftmassengrenze auf einer Linie vom südlichen Emsland über das südliche Niedersachsen, Sachsen-Anhalt bis nach Sachsen und Thüringen. An der Grenze selber fällt teils gefrierender Regen, nördlich davon Schnee. Die Temperatur erreicht dort null bis vier Grad. Weiter südlich kann es noch einmal frühlingshaft mild bei 16 Grad werden, mancherorts fällt Regen. Am Sonntag kommt die Luftmassengrenze nach Süden voran und erreicht den Norden von Nordrhein-Westfalen, das nördliche Hessen, Thüringen und Sachsen.

Schon am Freitag herrschte ein starkes Temperaturgefälle: Am Mittag meldete der DWD von den Küsten Werte um zwei Grad plus, zur selben Zeit herrschten im Westen 14 Grad, aus Mannheim wurden 16 Grad gemeldet. Ungewöhnlich ist dieses Auf und Ab aus Sicht der Meteorologen nicht: Der März sei ein Übergangsmonat und bekannt für extreme Temperaturschwankungen.