Clive Palmer will den 1912 gesunkenen Luxusliner in China nachbauen lassen. In gut drei Jahren soll er von Southampton aus in See stechen.

New York . Hochbetrieb auf dem Hudson River: An Deck des zum Museum umfunktionierten Flugzeugträgers "USS Intrepid" in New York werden Messer und Gabeln poliert, Teller akribisch genau auf großen runden Tischen verteilt und Bühnenbeleuchtung getestet. Alles soll funkeln, glitzern und perfekt funktionieren, wenn eine der wohl aufsehenerregendsten und verrücktesten Ideen der vergangenen Jahre vor einer Handvoll geladener Gäste vorgestellt wird: Die "Titanic II", ein fast exakter Nachbau des Jahrhundertschiffs, soll wiederauferstehen - zum Leben erweckt vom australischen Bergbaumilliardär Clive Palmer.

"Diesmal werden wir die Reise zu Ende bringen", sagt Palmer, der zu diesem Anlass natürlich persönlich nach New York gekommen ist und vor der großen Gala in der Nacht zu Mittwoch eine Gruppe Journalisten um sich versammelt hat. Auch für die Pressekonferenz zieht er alle Register: Im Bauch des Flugzeugträgers spielt ein koreanischer Stargitarrist "My Heart Will Go On", den Titelsong aus dem Film "Titanic" von 1997 mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet in den Hauptrollen. Dann zeigt ein kurzer Film die Schiff gewordene Vision des 58 Jahre alten Bergbaumoguls, unterlegt von dramatischen Walzerklängen. Warum er das Ganze mache, fragt ein Journalist. "Weil ich es kann", sagt Palmer. Und fragt selbst zurück: "Warum fliegt man zum Mond? Warum ist Christopher Columbus nach Amerika gesegelt? Weil sie es konnten."

Das rund 270 Meter lange Schiff mit Platz für etwa 2500 Passagiere soll anders als die Vorgängerin nicht im nordirischen Belfast, sondern in China gebaut werden. "Ich lasse dort bereits vier Transportschiffe bauen, und die machen einen guten Job", sagt der schwergewichtige Milliardär. In China sei er auch auf die Idee gekommen. "Ich sagte, das müsste eigentlich mal einer machen mit der ,Titanic', und mein chinesischer Kollege hielt mir quasi sofort den Vertrag unter die Nase."

Mit dem Projekt möchte er die alten Zeiten wieder aufleben lassen, nur natürlich ohne das tragische Ende. Damit die "Titanic II" auf ihrer für 2016 angesetzten Fahrt von Southampton nach New York nicht untergeht, wird das Schiff mit neuster Navigationstechnik ausgestattet. Klimaanlagen wird es ebenso geben wie Stabilisatoren gegen Seekrankheit. Das Schiff wird nicht genietet, sondern geschweißt, und unter Deck müssen keine Heizer schuften, der Diesel fließt fast von allein in die modernen Motoren. Die vier Schornsteine dienen deshalb nur der Optik.

"Es wird bei der Fertigstellung das sicherste Kreuzfahrtschiff der Welt sein", erneuert Chefdesigner Markku Kanerva ein vor über 100 Jahren schon einmal gegebenes Versprechen. Unsinkbar könne sein Schiff allerdings nicht sein, sagt Palmer. "Alles kann sinken, wenn du ein großes Loch reinreißt. Aber ein großer Vorteil der Klimaerwärmung ist, dass es nicht mehr ganz so viele Eisberge im Atlantik gibt." Auf der "Titanic II" liege kein Fluch. "Ich bin nicht abergläubisch."

Auch die Kopie der "Titanic" soll streng in drei Klassen unterteilt werden. Die fast 2500 Passagiere sollen in ihren Gruppen bleiben und seien dank ihrer Kleidung voneinander unterscheidbar, erklärt Palmer sein geplantes Theaterspektakel. Die Kleidung im Stil des frühen 20. Jahrhunderts bekomme jeder Gast entsprechend seiner Klassenzugehörigkeit; er könne sich dadurch ganz in die damalige Zeit versetzen - wenn er das denn wolle. "Ich persönlich würde gerne in die dritte Klasse. Ein bisschen auf die Trommel hauen oder auf der Geige spielen", sagt Palmer.

Zu den Kosten des Projekts will Palmer keine Angaben machen. "Hier geht es doch nicht um Geld. Hier geht es darum, eine Erinnerung aufleben zu lassen", sagt er. Geld habe er genug. "Einen ganzen Berg, den ich ausgeben will, bevor ich sterbe." Von rund 200 Millionen Dollar (umgerechnet 150 Millionen Euro) ist die Rede, was allerdings ein Schnäppchenpreis wäre, wenn man die 870 Millionen Euro für die "Queen Mary 2" als Vergleich heranzieht.

Palmer erwarte jedenfalls, dass das Projekt ein großer finanzieller Erfolg wird, schließlich sei die Nachfrage jetzt schon weit größer als das Angebot. Rund 40.000 Ticketanfragen lägen bereits vor. "16 Menschen haben angeboten, bis zu eine Million Dollar zu zahlen, um dabei sein zu können." Wie viel ein Ticket kosten werde, sei noch nicht klar.

Sollte das Projekt tatsächlich ein Erfolg werden, wäre das ein neues Problem für den exzentrischen Milliardär. "Dann muss ich ja einen noch größeren Haufen Geld ausgeben - und die ,Titanic III' bauen. Es könnte also eine Fortsetzung geben."