Russischer Meteorit zerbarst 20 Kilometer über der Erde. Experten suchen alle Stellen eines möglichen Niedergangs des Meteoriten ab.

New York. Der spektakuläre Meteorit, der am Freitag in Russland 1200 Menschen verletzte, ist etwa 20 Kilometer über der Erde zerbrochen. Die meisten Schäden am Boden seien durch die Druckwelle und nicht durch die Trümmerteile selbst verursacht worden, teilte die die US-Raumfahrtbehörde Nasa am Sonnabend weiter mit. Der Himmelskörper habe mit einer Geschwindigkeit von 18 Kilometern in der Sekunde die Atmosphäre getroffen. Mit fast 65.000 Kilometern in der Stunde war er damit 30 Mal so schnell wie eine „Concorde“. Der Auftreffwinkel sei mit weniger als 20 Grad recht flach gewesen.

Die amerikanischen Experten haben die Umlaufbahn des Himmelsbrockens berechnet und veröffentlicht. Demnach kreuzte er auch die Bahnen von Merkur und Venus und kam dem Mars sogar recht nahe. Erst mit der Erde kollidierte er dann. Die Nasa-Forscher betonten nochmals, dass der Meteorit auf keinen Fall etwas mit dem Asteroiden „2012 DA14“ zu tun haben könne, der wenige Stunden später, wie berechnet, dicht aber gefahrlos an der Erde vorbeiflog.

„Einige Tausend Meteoriten treffen jeden Tag die Erde. Die große Mehrheit geht aber über Ozeanen und unbewohnten Gebieten nieder oder wird im Tageslicht gar nicht gesehen.“ Die in der Nacht würden naturgemäß auch von den wenigsten Menschen bemerkt.

Nach Meteoriteneinschlag in Russland weiter Verletzte in Klinik

In russischen Krankenhäusern werden noch immer einige der rund 1200 Verletzten behandelt. Eine an der Wirbelsäule schwer verletzte Frau wurde am Sonnabendmorgen mit einer Sondermaschine vom Typ Iljuschin-76 nach Moskau geflogen, wie das Zivilschutzministerium mitteilte. In Kliniken der Region würden noch zwölf Erwachsene und drei Kinder behandelt. „Ihre Lage ist stabil“, teilten die Gesundheitsbehörden mit. Bei dem folgenreichsten Meteoriteneinschlag seit Jahrhunderten trugen die Verletzten vor allem Schnittwunden davon.

Durch die enorme Druckwelle waren Tausende Fensterscheiben zu Bruch gegangen. An den herumfliegenden Scherben verletzten sich Hunderte Bewohner in dem Gebiet um die Millionenstadt.

Der Gouverneur des Gebiets Tscheljabinsk, Michail Jurewitsch, sagte, dass die Lage unter Kontrolle sei. Insgesamt seien nach der Katastrophe vom Freitag durch Schäden an den Gebäuden rund 100.000 Menschen betroffen. Die Druckwelle hat nach offiziellen Angaben mehr als 4000 Wohnhäuser, Schulen, Kindergärten und viele andere öffentliche Einrichtungen in Mitleidenschaft gezogen. Der Gesamtschaden liege bei etwa einer Milliarde Rubel (25 Millionen Euro), Tendenz steigend, sagte Jurewitsch.

In Russland setzten rund 24.000 Einsatzkräfte ihre Arbeit fort, um bei Temperaturen um die minus 20 Grad die fensterlosen Gebäude wieder winterfest zu machen. Aus Jekaterinburg am Ural sowie anderen Regionen kamen Helfer nach Tscheljabinsk. In Krankenhäusern etwa behalfen sich die Menschen mit Wärmefolien, um die Fenster provisorisch abzudichten.

Taucher suchen nach dem Meteoriten

Russische Taucher suchten am Sonnabend drei Stunden lang in dem See Tscherbakul etwa 80 Kilometer von Tscheljabinsk entfernt nach Teilen des Meteoriten. Es sei aber nichts gefunden worden, sagte die Sprecherin des Zivilschutzministeriums, Irina Rossius, Moskauer Agenturen zufolge. Demnach lag die Sicht unter Wasser bei nur anderthalb Metern. Der bei Eisfischern beliebte See war zugefroren. Bilder zeigten ein kreisrundes Loch, das der Meteorit in der Eisfläche hinterlassen haben soll.

Es seien bisher nirgends Teile eines Meteoriten gefunden worden, sagte Zivilschutzminister Wladimir Putschkow. „Die Experten suchen alle Stellen eines möglichen Niedergangs des Meteoriten ab“, sagte der Minister der Agentur Interfax zufolge. Aber einen echten Beweis gebe es noch nicht. Die Behörden müssten künftig besser vorbereitet sein auf einen solchen Meteoriteneinschlag, betonte Putschkow. Deshalb werde nun an einem neuen System für eine schnellere Reaktion gearbeitet.