Asteroid „2012 DA14“ wird Freitagabend mit guten Ferngläsern und Teleskopen als helles Pünktchen zu sehen sein - wenn das Wetter mitspielt.

Darmstadt/Braunschweig/Washington. Der Asteroid „2012 DA14“ wird am Freitagabend so nahe an der Erde vorbeifliegen wie kein vorhergesagter Himmelskörper dieser Größe jemals zuvor. Um 20.25 Uhr werden ihn nur noch etwa 27.800 Kilometer von der Erdoberfläche trennen – der Mond ist rund 15 Mal weiter entfernt. Selbst bei klarem Himmel wird der Asteroid „2012 DA14“ in Deutschland nur mit einem guten Fernglas oder Teleskop zu sehen sein.

Gegen 20.40 Uhr werde „2012 DA14“ am östlichen Horizont im Sternbild Jungfrau aufgehen und in Richtung Norden ziehen, erläuterte Gerhard Drolshagen von der Europäischen Weltraumorganisation Esa. Um 21 Uhr werde der Asteroid das Sternbild des Löwen passieren, gegen 22.30 Uhr den Großen Wagen erreichen. Am frühen Morgen befinde sich der Asteroid 2012 DA 14 in der Nähe des Polarsterns.

„Am besten sichtbar ist er mit einem guten Feldstecher zwischen 21 und 22 Uhr“, sagte Drolshagen. Später sei schon ein kleines Teleskop nötig. „2012 DA14“ werde sich als heller Lichtpunkt zeigen und relativ schnell wandern – „für einen Monddurchmesser braucht er etwa eine Minute.“ Nach jüngsten Esa-Berechnungen hat der Asteroid einen Durchmesser von 65 Metern und eine Masse von etwa 400.000 Tonnen. „Ganz genau weiß man letzteres aber nicht, da die Dichte nicht bekannt ist“, erläuterte Drolshagen.

Auch wenn das Fernglas bereitliegt: Die Wetteraussichten für den Freitagabend sind eher schlecht. „Im Osten gibt es eine kleine Chance auf ein paar Wolkenlücken“, sagte Meteorologe Helmut Malewski vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Donnerstag. Über dem Rest des Landes werde voraussichtlich eine dichte Wolkendecke liegen, aus der es ein wenig schneien und im Westen und Nordwesten auch regnen könne. Insgesamt fällt die Nacht nicht mehr ganz so kalt aus wie die vorherigen Nächte – die Temperaturen liegen zwischen plus zwei und minus fünf Grad.

Das erste Bild des Asteroiden im Anflug habe schon am Mittwoch ein Experte in Australien geschossen, sagte Drolshagen. Der Asteroid komme vom Süden auf die Erde zu und sei zunächst nur auf der Südhalbkugel zu sehen.

Sternenfreunde in Niedersachsen wollen den Asteroiden beobachten

Sternenfreunde in ganz Niedersachsen hoffen trotz der trüben Wetteraussichten, am Freitag einen Blick auf den Asteroiden zu erhaschen. „Mit bloßem Auge ist er aber nicht zu sehen“, betonte Dirk Schlesier vom Planetarium Wolfsburg am Donnerstag. Die Helligkeit des Himmelskörpers werde aber ausreichen, um ihn mit einem Fernrohr zu entdecken – vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Sternwarten gibt es in Niedersachsen unter anderem in Hannover und Göttingen.

Asteroid könnte sehr wertvoll sein

Nach Ansicht von Experten könnte „2012 DA14“ bis zu 195 Milliarden Dollar (etwa 145 Milliarden Euro) wert sein. Wenn nur zehn Prozent seiner Masse aus wertvollen Rohstoffen wie Eisen und Nickel bestünden, seien diese nach derzeitigen Marktpreisen bereits 130 Milliarden Dollar wert, teilte das Unternehmen Deep Space Industries mit.

Schätzungsweise fünf Prozent des Asteroiden könnte abbaubares Wasser sein. Das könne in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt werden, um so Raketentreibstoff herzustellen, wie das Unternehmen mitteilte. Der Wasserstoff könne zudem mit möglicherweise auf dem Asteroiden vorhandenen Kohlenstoff verbunden werden, um daraus Methan zu erzeugen, das ebenfalls für Treibstoff benutzt werden könne. Insgesamt ergebe sich für das abbaubare Wasser im All so ein geschätzter Wert von rund 65 Milliarden Dollar.

Weil der Asteroid schräg an der Erde vorbeifliegen werde, würde es nach Ansicht der Experten jedoch zu viel Energie kosten, an die Rohstoffe und das Wasser zu gelangen. Bei anderen Asteroiden könne das in Zukunft jedoch anders sein. Das im US-Bundesstaat Virginia ansässige private Unternehmen Deep Space Industries plant für die Zukunft, auf Asteroiden wertvolle Rohstoffe abzubauen – allerdings nach eigenen Angaben nicht vor 2020.