Hunderttausende Menschen an der US-Ostküste waren ohne Strom, tausende Flüge fielen aus. Zehn Menschen, darunter ein Kind, kamen ums Leben.

Washington/New York. Die US-Ostküste hat Schneesturm „Nemo“ glimpflicher überstanden als erwartet. Allerdings kostete der Blizzard nach Medienberichten zehn Menschen das Leben. Mehr als 650 000 Haushalte und Betriebe waren zeitweise ohne Strom – und viele Einwohner bei eisigen Temperaturen auch ohne Heizung. Mehr als 5000 Flüge und nahezu alle Zug- und Busverbindungen mussten gestrichen werden. Auf Autobahnen und Straßen ging wegen des wirbelnden Schnees zeitweise nichts mehr. Nach dem Durchzug von „Nemo“ nutzten zahlreiche Menschen die dicke Schneedecke zum Skifahren und Rodeln, zum Beispiel im Central Park in New York.

Der Blizzard hatte am Samstag Geschwindigkeiten von 120 Kilometern pro Stunde erreicht, bevor er dann am auf den Ozean hinauszog. Für fünf Nordost-Staaten hatten die Behörden den Ausnahmezustand ausgerufen, 5000 Nationalgardisten waren alarmiert, tausende Räumtrupps rückten aus. Dennoch: Die schlimmsten Vorhersagen trafen am Ende nicht ein. Meteorologen hatten im Vorfeld gewarnt, der Sturm könne möglicherweise historische Ausmaße haben, sehr viele Menschenleben kosten und das öffentliche Leben über Tage lahmlegen.

Der Wintersturm „Nemo“ war in der Nacht zum Samstag (Ortszeit) mit heftigen Schneefällen und starken Windböen über den Nordosten der USA hinweggerollt. Innenstädte von Metropolen wie New York und Boston wirkten zeitweise wie verwaist. Der Schnee türmte sich in einigen Gegenden bis auf fast 90 Zentimeter. Für fünf Nordost- Staaten riefen die Behörden den Ausnahmezustand aus, 5000 Nationalgardisten waren alarmiert, tausende Räumtrupps rückten aus.

Sturm und Stromausfälle trafen auch Gebiete, die bereits vor drei Monaten vom Hurrikan „Sandy“ teilweise verwüstet worden waren. Damals waren mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen. Hunderttausende waren wochenlang ohne Strom.

Metropolen wie Boston und New York kamen glimpflich davon. „Wir haben Glück gehabt“, sagte New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg. Sein Kollege aus Boston, Thomas Menino, sah das ähnlich. „Ich bin froh, berichten zu können, dass die Stadt den Sturm bislang gut überstanden hat.“ Schlimmer traf es jedoch ländliche Regionen besonders in Massachusetts und Connecticut, wo Hunderttausende Menschen zeitweise ohne Strom und Heizung waren. Einige Küstenregionen in Massachusetts mussten wegen Überschwemmungen evakuiert werden.

Unter den insgesamt zehn Toten sind auch ein elfähriger Junge und ein 20-jähriger Mann – sie starben in Boston an Kohlenmonoxidvergiftungen, weil sie sich in Autos wärmen wollten, deren Auspuffe mit Schnee verstopft waren. Bei Autounfällen auf eisglatten Straßen kamen in New Hampshire, Connecticut und New York drei Menschen ums Leben. In Danbury in Connecticut rutschte ein Mann auf seiner verschneiten Veranda aus und wurde tot gefunden. Im Bundesstaat New York verunglückte ein Mann tödlich bei einem Unfall mit seiner Räummaschine. Zwei weitere Menschen in Connecticut starben ebenfalls beim Schneeräumen und ein Mann wurde tot unter einem Schneehaufen vor seinem Haus gefunden.

Vor allem in den Städten normalisierte sich das Leben relativ rasch. Schon am Sonnabend zeigte sich vielerorts wieder die Sonne, nachdem „Nemo“ auf den Atlantik hinausgezogen war. Den Central Park in New York hatten fast 30 Zentimeter Neuschnee innerhalb von 24 Stunden in ein Winterparadies verwandelt. Auch die anderen Parks der Millionenmetropole, die in diesem Winter zuvor eher wenig Schnee abgekommen hatte, waren voller Menschen. Im Riverside Park genossen die Menschen zum vielen Schnee einen besonderen Service der Stadt: kostenlose heiße Schokolade.

Flughäfen nahmen den Betrieb wieder auf, Räumtrupps nahmen Straßen und Autobahnen in Angriff. Schon am Samstag starteten auch in Frankfurt am Main nach Flugausfällen wieder Maschinen in Richtung Osten der Vereinigten Staaten.

Wintersturm „Nemo“, der vor allem am Freitag und in der Nacht zum Samstag (Ortszeit) gewütet hatte, ist inzwischen weitergezogen. Im Flugverkehr könnte es jedoch auch am Sonntag noch zu Störungen kommen.