Seit fast 33 Jahren sitzt Königin Beatrix auf dem niederländischen Thron. Sie ist noch voller Elan. Nun wird sie 75 Jahre alt und tritt ab.

Amsterdam. Drei Tage vor ihrem 75. Geburtstag am 31. Januar war der Trubel groß. Und dabei hatte die niederländische Königin Beatrix selbst Regie geführt. Am Montagabend hat sie ihre Abdankung angekündigt. Es folgte eine Flut von Lob und Dank. Nun ist vorerst Ruhe eingekehrt und die Monarchin kann an diesem Donnerstag, so wie sie es wollte, ihren Geburtstag im kleinen Familienkreis feiern. Es ist ihr letzter als Königin.

Das große Fest steht ihr aber noch bevor. Am 30. April wird Beatrix abdanken und den Thron ihrem Sohn, Kronprinz Willem-Alexander (45), übergeben. Genau an dem Tag vor 33 Jahren wurde sie selbst in Amsterdam zur Königin der Niederlande gekrönt.

Für die junge Königin mit dem strahlenden Lachen war es damals ein schwerer Beginn. Nach zahlreichen Affären vor allem ihres Vaters, des deutschen Prinzen Bernhard, war die Zukunft der niederländischen Monarchie alles andere als sicher. Sie selbst hatte 1966 die Empörung der Untertanen erlebt, als sie ausgerechnet einen Deutschen heiratete. Prinz Claus gewann zwar schnell die Sympathien seiner neuen Landsleute. Doch bei der Krönung 1980 gab es erneut Proteste. Hausbesetzer lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei. Statt Jubelrufe hörte die junge Königin die Sprechchöre: „Keine Wohnung, keine Krönung“.

Knapp 33 Jahre später ist die Monarchie stabil und wird Beatrix respektiert und verehrt. Die Niederländer geben ihr in Umfragen Bestnoten für ihren unermüdlichen Einsatz. „Vorstandsvorsitzende der Niederlande GmbH“ wird sie oft spöttisch, aber anerkennend, genannt. Ihre stets makellose immer gleiche Frisur, die großen Hüte und klassischen Kleider mit der ausgeprägten Schulterpartie passen dazu wie eine Uniform.

„Ich habe es immer als ein Vorrecht betrachtet, einen großen Teil meines Lebens in den Dienst unseres Landes zu stellen“, sagte sie in ihrer Abdankungsrede.

Doch Beatrix wurde auch zur „Mutter des Vaterlandes“, wie „De Volkskrant“ in dieser Woche schrieb. In schwierigen Zeiten stand sie ihrem Volk voll Mitgefühl bei. Vor allem aber ihre persönlichen Schicksalsschläge zeigten hinter dem perfekten Staatsoberhaupt die Trauer einer Frau und Mutter.

Der Tod ihres Mannes im Jahr 2002 erschütterte sie tief. Auch nach dem tragischen Lawinenunglück ihres zweiten Sohnes, Prinz Friso, im Februar vor einem Jahr im österreichischen Lech sahen die Niederländer eine von Kummer gezeichnete Mutter. Fast jedes Wochenende reist Beatrix zu ihrem Sohn, der im Koma in einer Klinik in London liegt.

Am 30. April wird aus der Königin wieder Prinzessin Beatrix – und sie kehrt an den Ort zurück, an dem sie sehr glückliche Jahre verbrachte. Auf Schloss Drakensteyn habe sie mit ihrem Mann und den drei Söhnen 14 unbeschwerte Jahre verbracht, sagte sie einmal.

Ein beschauliches Rentnerleben aber wird Beatrix sicher nicht führen. Sie hat viele Interessen, Freunde in aller Welt, liebt angeregte Gespräche und Kunst. Ohne den vollen Terminkalender wird sie Zeit haben für ihre große Leidenschaft, die Bildhauerei. Vor allem aber hat die dann 75-Jährige endlich mehr Zeit für ihre große Familie und die acht Enkel. Kaum ein Niederländer kann sich vorstellen, dass die Königin sich völlig in ihr Schlösschen in den Wäldern bei Utrecht zurückziehen wird. Sie nehme auch keinen Abschied vom Volk, hatte Beatrix in ihrer Ansprache versichert. „Ich hoffe, dass ich vielen von Ihnen noch begegnen kann.“