Bei einem verheerenden Brand und einer anschließenden Massenpanik wurden mindestens 245 Feiernde getötet, hunderte wurden verletzt.

Porto Alegre/Santiago de Chile/Berlin. Inferno in einer brasilianischen Diskothek: Bei einem Brand in einem Nachtclub in der Stadt Santa Maria im Süden des Landes sind in der Nacht auf Sonntag mindestens 245 Menschen ums Leben gekommen. Weitere 200 seien verletzt worden, teilten Polizei und Feuerwehr mit. Es habe lediglich ein Ausgang offen gestanden und die meisten Opfer seien auf der Flucht zu Tode getrampelt worden, zitierten lokale Medien Polizeimajor Cleberson Braida. Es soll sich um eine Party von Studenten gehandelt haben.

Die Leichen würden zur Identifizierung in eine örtliche Sporthalle gebracht, hieß es weiter. Die Brandursache wurde am Sonntag noch untersucht. Ermittler sagten lokalen Medien allerdings, das Feuer sei ausgebrochen, als die Band auf der Bühne ein Feuerwerk zündete. Jemand habe „Feuer“ gerufen und damit eine Panik ausgelöst, wurde die 22-Jährige Michele Schneid zitiert. „Viele Leute sind zu den Toiletten gerannt und schließlich erstickt“, sagte die Kassiererin.

Das Feuer entzündete sich nach ersten Erkenntnissen gegen 02.30 Uhr am Sonntag nach der pyrotechnischen Show, die zum Auftritt einer Musikband gehörte. Dabei soll das Dämmmaterial in der Decke in Brand geraten sein. Es entwickelten sich hochgiftige Dämpfe.

Die Zeitung „Diario de Santa Maria“ zitierte den 23-jährigen Ezekiel Corte Real, der nach eigenen Angaben den Menschen bei der Flucht half. „Ich bin bloß rausgekommen, weil ich sehr stark bin“, sagte er. Nach Schätzungen der Polizei waren zum Zeitpunkt des Unglücks rund 900 Menschen in der Diskothek.

Vor dem Gebäude versammelten sich hunderte Angehörige und Freunde, die auf Nachricht warteten. Auf Bildern vom Brandort war zu erkennen, dass die Feuerwehr für die Lösch- und Bergungsaktion ein großes Loch in die Wand des Gebäudes schlug. „Ich bin 40 Jahre bei der Feuerwehr, aber eine Tragödie solchen Ausmaßes habe ich noch nicht gesehen“, sagte Feuerwehrmann Moisés da Silva Fuchs.

In Santa Maria leben rund 250.000 Menschen. Die Universitätsstadt liegt im südlichen Zipfel von Brasilien in der Nähe der Grenze zu Argentinien und Uruguay.

Politiker zeigen sich schwer betroffen

Präsidentin Dilma Rousseff brach angesichts der Katastrophe ihren Besuch beim EU-Lateinamerika-Gipfel im chilenischen Santiago ab und kehrte nach Brasilien zurück. „Das ist eine Tragödie für uns alle“, sagte sie. „Aus offensichtlichen Gründen kann ich nicht weiter an dem Gipfel teilnehmen.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel kondolierte der brasilianischen Delegation, wie ein Regierungssprecher mitteilte. Auch Außenminister Guido Westerwelle zeigte sich bestürzt über das Unglück. „Unsere Gedanken sind in diesem traurigen Moment bei den vielen Opfern und ihren Familien, Angehörigen und Freunden“, sagte er am Sonntag in Berlin.

Der Gouverneur des südbrasilianischen Staats Rio Grande do Sul, Tarso Genro, schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter: „Trauriger Sonntag.“ Er kündigte an, am Sonntag zum Unglücksort zu reisen.

Experte: Wahrscheinlich rasanter Brandverlauf in Diskothek

Pyrotechnische Shows können nach Aussage des Vizepräsidenten des Deutschen Feuerwehrverbands auch in deutschen Diskotheken genehmigt werden. „Also grundsätzlich ist so etwas in Deutschland möglich. Aber halt eben mit den entsprechenden Auflagen versehen“, sagte Hartmut Ziebs am Sonntag. Die Behörden achteten bei einer Genehmigung besonders auf brennbare Stoffe. „Das heißt, man legt einen großen Wert auf nicht brennbare oder schwer entzündbare Stoffe. Man achtet sehr stark auf Notausgänge und Notbeleuchtung – und dass die Menschen, wenn etwas schief geht, schnell genug die Räumlichkeiten verlassen können.“

Auf die Frage, ob ein ähnlicher Unfall wie in Brasilien auch in Deutschland denkbar sei, antwortete Ziebs: „Man kann nie nie sagen. Rein theoretisch kann es immer passieren, dass etwas schiefgeht. Aber wenn alle Auflagen eingehalten werden, wenn alle Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem so tragischen Unfall wie in Brasilien kommt, ausgesprochen gering.“

Zu ersten Erkenntnissen, dass sich das Feuer wohl nach einer pyrotechnischen Show entzündet hatte, sagte Ziebs: „Das ist im Moment eher noch spekulativ (...). Ich glaube aber, dass es, nachdem brennbare Stoffe Feuer gefangen haben, zu einem rasanten Brandverlauf in der Diskothek (...) gekommen ist. Die Menschen dann zu den Notausgängen geströmt sind. (...) Es kommt zum Stau vor Notausgängen, Menschen stürzen, werden niedergetrampelt, der Stau wird dadurch noch größer, dadurch verzögert sich die Evakuierung.“